Alberto Acosta und Grupo Sal in Köln

Am 7. Mai 2014 nahm der equadorianische Ökonom und Politiker Alberto Acosta das Publikum mit auf eine spannende Entdeckungsreise zu den Lebensanschauungen indigener Völker Lateinamerikas. Im Fokus dieser Veranstaltung, die vom Institut für Ökologie und Aktions-Ethnologie e. V. (infoe) in Kooperation mit der Volkshochschule (VHS) und dem Netzwerk Eine Welt-Stadt Köln im Forum der VHS durchgeführt wurde, stand das Konzept des "Buen Vivir", auf deutsch etwa "Gutes Leben". Das Besondere dieses Abends war der Spagat zwischen Musik, Politik und Diskussion. Denn "Buen Vivir", so der moderierende Journalist Thomas Pampuch, hat auch immer etwas mit Kultur zu tun. So wurde der Abend nicht nur von spannenden Ideen geprägt, sondern auch von lateinamerikanischen Tönen und Rhythmen, in faszinierender Weise präsentiert von der Kult-Band Grupo Sal.

© Dominikus Rothkopf

Mit dieser Veranstaltungsreihe möchten Acosta und Grupo Sal die öffentliche Diskussion über eine gerechte und nachhaltige Zukunft vorantreiben. Der ehemalige Energieminister Ecuadors verwies auf die schwere Umweltkrise, die alle Länder betreffen werde, auf große Umverteilungsprobleme im Bereich der Nahrungsmittel und auf die große Armut auf der einen und Akkumulation von Reichtum auf der anderen Seite. Als Alternative präsentierte er das Konzept des "Buen Vivir", das von der "Peripherie der Peripherie" entwickelt worden sei, nämlich von indigenen Völkern des globalen Südens. Dieses Konzept, dessen bedeutendster Verfechter Acosta ist, beinhalte ein harmonisches Zusammenleben zwischen den Menschen und einen respektvollen Umgang mit der Natur. Um dies zu erreichen, müsse die Natur "entmarktet" und der Kapitalismus überwunden werden, denn dieser sei immer die "Zivilgesellschaft der Ungleichheit". Zudem führe der Wettbewerb dazu, dass der "Mensch zur Krone der Erschöpfung" werde. Wer sein Leben nach dem "Buen Vivir" ausrichten wolle, sollte folglich genügsamer leben und nach Harmonie und Respekt streben - statt nach Wettbewerb und Konkurrenz.

Dass dies nicht leicht umzusetzen ist, war auch Acosta klar. Er berichtete von dem großen Erfolg, dass das Konzept des "guten Lebens" in die ecuadorianische Verfassung aufgenommen wurde und stellte gleichzeitig fest, dass die Realität in seiner Heimat oft deutlich von den Ideen der Verfassung abweiche.

Der Abend endete mit einer spannenden Diskussion, in der es vor allem um die Yasuní–ITT-Initiative ging: Ecuador wollte auf die Erdölförderung in einem Naturschutzgebiet verzichten, um das Leben indigener Völker und die Naturvielfalt in dem Naturschutzgebiet zu schützen und globale Klimaschäden zu vermeiden. Bedingung für diesen Beitrag zum globalen Klimaschutz wäre die Kompensation der Einnahmeausfälle in Höhe von 50% durch die Weltgemeinschaft gewesen. Im August 2013 verkündete der Präsident Ecuadors das Scheitern dieser Initiative und begründete dies mit dem mangelnden Willen der Weltgemeinschaft, Ecuador zu unterstützen. Trotz dieses und vieler anderer Rückschläge sei es wichtig, so Acosta, das Konzept des "Buen Vivir" weltweit zu diskutieren und weiter zu entwickeln und auf lokaler Ebene umzusetzen.

Am Ende entließen Grupo Sal und Alberto Acosta ein nachdenkliches aber auch begeistertes Publikum, welches möglicherweise nun selbst den eigenen Lebensstil mehr in Richtung Nachhaltigkeit, Harmonie, Respekt vor der Umwelt und Genügsamkeit bewegen wird.

Gefördert wurde die Veranstaltung vom Erzbistum Köln, der Stadt Köln und Engagement Global. Kooperationspartner waren neben infoe das Allerweltshaus, der Städtepartnerschaftsverein Köln-Corinto e. V., die Volkshochschule Köln, das Rautenstrauch-Joest-Museum und das Netzwerk Eine-Welt Stadt Köln.