Ein Canyon für Köln

Blick vom Weiher auf die Schaugewächshäuser© Königs Architekten

Das ist wohl unser exotischstes Projekt – und zwar sowohl in botanischer als auch in baulicher Hinsicht: der Neubau der Schaugewächshäuser im Botanischen Garten. Die Stahl-Glaskonstruktion der dreiflügeligen Anlage ist weit über die Mauern des Botanischen Gartens hinaus sichtbar und sehr markant. Aufbau und Technik der drei Häuser für Nutzpflanzen, tropische Gewächse sowie Wüstenpflanzen sind zudem ingenieurtechnisch hochkomplex. Dazu gehört zum Beispiel die Mess- und Regelanlage zur Steuerung der sehr unterschiedlichen Anforderungen an die Klimabedingungen.

© Anja Katzmarzik / Gebäudewirtschaft der Stadt Köln
Wüstenhaus

Aktueller Stand

Anfang 2023 sind drei Wochen lang Haustechnik und Klima auf Herz und Nieren geprüft worden. Bei simulierten klimatischen Bedingungen wurden die einzelnen technischen Komponenten hinsichtlich ihrer Funktion und der gemeinsamen Interaktion erprobt. Anschließend erfolgte eine dreimonatige Testphase für den Betrieb unter den natürlichen außenklimatischen Bedingungen.

Einige der während der Probephasen und auch noch später aufgetretenen Störungen haben wir schnell beheben können. Andere sind schwieriger zu lösen, weil viele Komponenten der Anlage voneinander abhängig sind und nur gemeinsam funktionieren können. 

 

Aktuell werden auch noch Mängel in weiteren Gewerken abgearbeitet und Restarbeiten an einer der künftigen Hauptattraktionen erledigt: den an höchster Stelle mehr als 5 Meter über Bodenniveau liegenden Höhenweg.

 

Die Montage des dritten und letztes Bauabschnittes war Ende August gestartet. Aufgrund von Materiallieferengpässen konnten wir diesen nicht wie geplant bis Ende 2023 fertigstellen. Auch die Verbindung zwischen den Schaugewächshäusern und der Orangerie sowie die Brandmeldetechnik sind noch in Arbeit.

Innerhalb der ersten Jahreshälfte 2024 wollen wir das Vorzeigeprojekt vollständig fertiggestellt an das Amt für Landschaftspflege und Grünflächen übergeben.

© Stadt Köln
Nutzpflanzenhaus

Richtfest war im August 2020

Nach dem Richtfest war der Bau zügig fortgeschritten. Stahlaufbau und Verglasung von Nutzpflanzen-, Tropen- und Wüstenhaus waren mit nur wenigen Unterbrechungen schnell abgeschlossen. Der Innenausbau konnte beginnen. Jedoch wurde der Fortschritt durch die Insolvenz einer Heizungsbaufirma ausgebremst. Dadurch mussten wir die erforderlichen Leistungen aufwändig neu ausschreiben, bis im November 2022 eine Nachfolgefirma beauftragt werden konnte. Das Investitionsvolumen beträgt aktuell rund 19,3 Millionen Euro.  

Der Baufortschritt im Video

Richtfest im August 2020

Rund zwei Monate, nachdem im August 2020 mit dem Aufbau der opulenten Stahlkonstruktion, dem Herzstück des Neubaus, begonnen wurde, konnte das Richtfest gefeiert werden. Aus drei im Werk des Stahlbauers in den Niederlanden vorgefertigten Elementen wurde der erste insgesamt 1,7 Tonnen schwere Stahlbogen gefertigt, der im August 2020 per Kran aufgerichtet und anschließend im Fundament befestigt wurde. Nach und nach wuchsen 54 Bögen zusammen. Das Nutzpflanzenhaus erreicht nun eine Höhe von rund 8 Metern und wird mit dem großen Tropenhaus klimatisch zusammengefügt. Das Wüstenhaus hat ebenfalls eine Höhe von etwa 8 Metern. Es wird durch eine gläserne Trennwand klimatisch vom großen Tropenhaus getrennt.

© Timm Bourry
© Thomas Banneyer

Opulente Stahl-Glas-Konstruktion im Aufbau

Spatenstich im November 2018

Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat mit dem ersten, symbolischen Spatenstich im November 2018 den offiziellen Baubeginn eingeleitet. Mit dem nun beginnenden Rohbau werden die neuen Schaugewächshäuser nach eingehender Planung nun auch dreidimensional sichtbar. Planung und Bau werden rund 15,5 Millionen Euro kosten. In dieser Summe ist ein Risiko-Puffer von zehn Prozent enthalten wie er mittlerweile bei größeren Bauprojekten nötig ist.

Unterstützt wurden wir durch den Freundeskreis Botanischer Garten e. V.: Mit 380.000 Euro hat sich der Verein an den Planungskosten beteiligt und möchte auch die Anschaffung von Pflanzen, die bislang in Köln noch nicht zu sehen waren, sowie Ausstattungselementen unterstützen.

Baubeginn mit dem symbolischen Spatenstich am 30. November 2018

Der Entwurf

Wir realisieren einen Entwurf des Kölner Planungsbüros Königs Architekten. Es hat eine dreiflügelige Anlage samt Erlebnisrundweg ansteigend bis auf eine Höhe von 5,50 Metern in das Blätterdach sowie eine bogenförmige Dachform entworfen. 

Das Schaugewächshausensemble bekommt eine Stahl- und Glaskonstruktion in parabelförmigen Bögen. Speziell sind vor allem die Isolierverglasung mit Verbundsicherheitsglas, die integrierte UV-transparente Folie, der stützenfreie Innenraum sowie die geringen Stahlquerschnitte. Eine weitere technische Besonderheit ist "eine intelligente Mess- und Regelanlage zur Steuerung der sehr unterschiedlichen Anforderungen an die Klimabedingungen". Diese liegen in dem Nutzpflanzen- und Tropenhaus bei etwa 20 bis 25 Grad Celsius und 80 Prozent Luftfeuchte sowie im Wüstenhaus bei mindestens 12 Grad Celsius sowie 20 bis 50 Prozent Luftfeuchte.

Erzeugt wird dieses Klima mittels einer Heizungsanlage (CO2-neutrale Fernwärme) sowie Lüftungsklappen, die sowohl auf dem Dachfirst als auch auf der seitlichen Glaskonstruktion verteilt werden. Hinzu kommt eine Hochdruck-Befeuchtungsanlage, die für Verdunstungskälte sorgt, wie sie in den Tropen üblich ist.

Historie

Die Flora mit dem sanierten Festhaus aus dem Jahr 1864 und der Botanische Garten von 1914 sind seit 1920 vereint. Die Tropenhäuser und ein Wüstenhaus wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in den 1950er Jahren in damals moderner Form wieder aufgebaut. Jedoch haben die neuen Schaugewächshäuser, die nun entstehen, nicht mehr viel mit ihren Vorgängerbauten gemein. Waren die allerersten historischen Pflanzenhäuser im 19. Jahrhundert meist dem Zutritt der "besseren Gesellschaft" vorbehalten, so wird die neue Anlage wie schon die bisherigen Häuser Erholung, Erlebnis und Bildung für alle Kölner*innen bieten.

90 Prozent der Pflanzenvielfalt wächst in den Tropen und Subtropen. Sehr viele alltäglich genutzte Produkte stammen aus tropischen Pflanzen und Plantagen, von Früchten über Palmöl bis zu Pflanzen für medizinische Zwecke. Zu ihrer nachhaltigen Produktion kann jeder beim Einkauf beitragen. Dazu bedarf es allerdings eines "Globalen Lernens" für Alle, das der Botanische Garten mit seinem neuen pädagogischen Konzept seinen rund 1,5 Millionen Besucher*innen (bisherige Zahlen) in dem Neubau näher bringen möchte. In der "Grünen Schule Flora" gewinnen Gäste und Schüler*innen künftig sinnliche Eindrücke und praktische Einblicke in tropische Lebenswelten und gemeinsame Klimaziele. Hier kooperiert der Botanische Garten mit Kölns Klimapartnerstadt Yarinacocha in Peru.

© Königs Architekten

Die Anlage im Detail

Die neuen Schaugewächshäuser entstehen im Botanischen Garten an gleicher Stelle wie die vorherige Anlage und bei nahezu identischer Grundfläche. Sie sind jedoch fast doppelt so hoch. Die Gewächshäuser werden aus einem großem und einem kleinen Tropenhaus, einem Wüstenhaus samt tropischem Baumkronenweg sowie einem Wüstencanyon bestehen. Die Orangerie im Verbindungsgang zum bestehenden Subtropenhaus wird in den Rundgang integriert und bietet Platz für weitere Wechselausstellungen. Hier wird die bereits international prämierte Kamelien-Ausstellung erweitert.  

Die dreiflügelige Anlage wurde durch das Planungsbüro Königs Architekten rund um zwei Naturdenkmäler geplant: um eine "Himalaya-Kiefer" im süd-östlichen Teils des Neubaus vor der künftigen neuen Orangerie sowie um die "Libanon-Zeder", die im denkmalgeschützten "Tropischen Hof" und damit genau zwischen den drei Flügeln des Neubaus stehen sollte. Tragischerweise ist die 150 Jahre alte Zeder in Folge von Gewittern mit heftigen Windböen und Starkregen umgestürzt. Sie hinterlässt nun eine große Lücke im planerischen Gesamterscheinungsbild der neuen Häuser. Eine Nachpflanzung eines oder mehrerer Bäume an selber Stelle bedarf aufgrund der besonderen Lage, der Bodenverhältnisse sowie der vorhandenen und zukünftigen klimatischen Bedingungen nun zunächst einer ausführlichen Planung. 

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