"Innovationen im regionalen Daseinsvorsorgemanagement durch optimierte Unterstützung von Stadt-Land-Kooperationen" (Förderkennzeichen: 033L122)

Informationen zum Gesamtprojekt:

Die Stadt Köln ist Verbundpartner in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekt. UrbanRural SOLUTIONS ist eine von insgesamt neun Innovationsgruppen im BMBF Förderschwerpunkt "Innovationsgruppen für ein Nachhaltiges Landmanagement".

Das BMBF verfolgt mit diesem Förderschwerpunkt einen neuen Ansatz, um Nachhaltigkeitsinnovationen den Weg in die fachliche Praxis zu ebnen: Wissenschafts-Praxis-Teams arbeiten von Beginn an gleichberechtigt zusammen. Bis zum Jahr 2019 werden nachhaltige, praktikable Lösungen für Regionen entwickelt, die vor dem Hintergrund klimatischer und wirtschaftlich-struktureller Veränderungen vor besonderen Herausforderungen stehen.

Ziel der Innovationsgruppe UrbanRural SOLUTIONS ist es, gemeinsam mit den Akteuren ausgewählter Räume lokal passende, umsetzungsfähige Handlungsoptionen für die Verbesserung oder den Erhalt wohnstandortbezogener Daseinsvorsorge zu erarbeiten und die Umsetzung geeigneter Lösungen zu unterstützen. Ein besonderes Potenzial wurde in kooperativen Lösungen im regionalen bzw. interkommunalen Maßstab vermutet. Darüber hinaus sollten die gewonnenen Erfahrungen in den angestoßenen Prozessen dokumentiert und für vergleichbare Prozesse nutzbar gemacht werden.

Die Innovationsgruppe verteilt sich auf fünf Forschungsinstitute aus Planungs- und Wirtschaftswissenschaften und drei Praxisregionen:

© Institut für Verkehrsplanung und
© FiFo Köln
© Institut für Landes- und Stadten
© Technische Universität Hamburg-H
© Akademie für Raumforschung und L
© Landkreis Göttingen
© Netzwerk Erweiterter Wirtschafts
© Stadt Köln
© Bundesministerium für Bildung un
© FONA
Innovationsgruppen für ein Nachhaltiges Landmanagement Innovationsgruppe/ Team UrbanRural SOLUTIONS

Die ökonomische Perspektive im Projekt

Der demographische Wandel, die kommunale Daseinsvorsorge sowie das Thema der interkommunalen Kooperationen – all dies sind Themen, die oft in erster Linie von Planern verschiedener Fachdisziplinen bespielt werden. Eine Besonderheit im Projekt UrbanRural SOLUTIONS ist es, dass die Herausforderungen der Sicherstellung kommunaler Daseinsvorsorge nicht nur aus planerischer sondern auch aus ökonomischer Perspektive betrachtet werden. Dies gilt insbesondere für die Praxisregion Köln, wo durch die Ansiedelung des Projekts bei der Stadtkämmerin und die enge Zusammenarbeit mit dem Finanzwissenschaftlichen Forschungsinstitut an der Universität zu Köln (FiFo) Schwerpunkte gesetzt wurden. Das Projekt hat die Chance geboten, die strategischen stadtverwaltungs- und konzernbezogenen Ansätze der Stadtkämmerin um einen regionalen Ansatz zu ergänzen. Dahinter steht die Erkenntnis, dass das "doppische" Defizit nur dann ausgeglichen werden und in die Erwirtschaftung von Überschüssen ("grüne Null") umgekehrt werden kann, wenn in Kooperation mit der Region, im Konzern Stadt und mit Dritten eine Änderung des Leistungsportfolios – das kommunale Kerngeschäft – realisiert wird.

Neben direkten Kooperationsgewinnen, die aufgrund von Synergien oder Skalenvorteilen entstehen können, bietet die regionale Zusammenarbeit die Chance auf freiwilliger Basis passgenaue Kooperationslösungen für den Einzelfall zu erarbeiten. Aus ökonomischer Perspektive bestehen insbesondere dann Anreize für interkommunale Kooperationen, wenn sich durch eine gemeinsame Bereitstellung von Leistungen fiskalische Äquivalenz herstellen lässt. Fiskalische Äquivalenz ist immer dann gegeben, wenn diejenigen, die von einer Leistung profitieren, auch diejenigen sind, die über die Bereitstellung der Leistung entscheiden und die Kosten dafür tragen.

Dialogprozess

In allen drei Praxisregionen gibt es jeweils zwei Themenschwerpunkte, die zu Beginn des Projekts definiert wurden. In Köln sind dies die beiden Themen Bildung und Mobilität, jeweils in enger Verzahnung mit dem Thema Wohnen. In zwei Teilräumen der Region, sogenannten Fokusräumen, wurden die Themen weiter eingegrenzt. UrbanRural SOLUTIONS hat die bestehenden Dialogprozesse zu diesen Themen in den Fokusräumen begleitet und unterstützt. Die Erkenntnisse aus den von UrbanRural SOLUTIONS begleiteten Dialogprozessen werden sowohl in regionsspezifischen Erfahrungsberichten als auch in einem regionsübergreifenden Bericht aufbereitet.

Fokusraum 1: Mobilstationen im Stadt-Umland-Netzwerk (S.U.N.)

Die Zusammenarbeit zwischen der Innovationsgruppe UrbanRural SOLUTIONS und dem Stadt-Umland-Netzwerk (S.U.N.) ergab sich aus einem beidseitigen Kooperationsinteresse. Für UrbanRural SOLUTIONS besteht hier die Möglichkeit, mit motivierten und von der regionalen Idee überzeugten Akteuren des relativ neu gegründeten Netzwerks zusammenzuarbeiten. Ziel der Innovationsgruppe war es, die regionale Zusammenarbeit im Themenfeld Mobilität, insbesondere dem Thema "Mobilstationen", zu stärken und aus dem Prozess Erkenntnisse zu gewinnen, die übertragbar sind auf andere Themenfelder oder Regionen. Neben einem verstärkten regionalen Austausch auf der Fachebene ist die themenspezifische Weiterbildung der Teilnehmer ein wichtiger Mehrwert der Arbeitsgruppe. Von UrbanRural SOLUTIONS wurden für jede beteiligte Kommune räumliche Analysen erstellt, die den Teilnehmern zur Verfügung gestellt wurden. Außerdem konnten viele Einzelaspekte rund um das Thema Mobilstationen (z. B. CarSharing, Förderung, E-Ladeinfrastruktur) durch Expertenvorträge näher beleuchtet werden. Darüber hinaus wurden im Raum einzelne Pilotstationen mit regionaler Relevanz ausgewählt, für die die nächsten Schritte in Richtung Umsetzung angegangen werden. 

Stadt-Umland-Netzwerk

Fokusraum 2: Weiterführende Schulen im Raum „Köln + Nachbarn“

Aufbauend auf den Erkenntnissen einer ersten Dezernentenrunde im Raum "Köln + Nachbarn", hat UrbanRural SOLUTIONS gemeinsam mit der Kölner Dezernentin für Schule, Jugend und Sport und dem Bürgermeister der Stadt Brühl im Februar 2017 einen Workshop mit Verantwortlichen für die Schulplanung aus Köln und den angrenzenden Städten und Kreisen organisiert.

Nach Auswertung der Ergebnisse des Workshops haben eine Reihe von bilateralen Gesprächen mit Köln und Nachbargemeinden sowie interkommunale Gesprächsrunden stattgefunden, die durch UrbanRural SOLUTIONS unterstützt wurden. Ein Ziel dieses Prozesses war es, zu überprüfen, ob einzelne interkommunale Kooperationsmaßnahmen Lösungsansätze für die bestehenden Herausforderungen darstellen. Um hier zu einem Ergebnis zu kommen, hat UrbanRural SOLUTIONS im weitergehenden Verlauf mit Hilfe von Analysen und Recherchen unterstützt. Konkret weiterverfolgt und geprüft wurde u.a. die Möglichkeit einer finanziellen Beteiligung der Stadt Köln am Ausbau eines Schulzentrums in einer Nachbarkommune. Bei der Begleitung dieser Prozesse konnten Hemmnisse aus schulplanerischer und ökonomischer Perspektive für derartige Kooperationen identifiziert werden, darunter z.B. auch die in diesem Zusammenhang bestehenden Fehlanreize des kommunalen Finanzausgleichs. Aufgabe von UrbanRural SOLUTIONS ist es, diese Hemmnisse zu einer integrierten Perspektive zusammenzufassen und Empfehlungen für den Umgang mit ihnen zu formulieren.

Blick in die anderen Praxisregionen

Neben Köln sind auch der Erweiterte Wirtschaftsraum Hannover und der Landkreis Göttingen Osterode Verbundpartner in der Innovationsgruppe UrbanRural SOLUTIONS. In Göttingen / Osterode beschäftigt sich UrbanRural SOLUTIONS insbesondere mit den Zielgruppen "Jugendliche" und "ältere Menschen" und erarbeitet in einem hauptsächlich von Bevölkerungsrückgang geprägtem Raum regionale Lösungsmöglichkeiten im Bereich der Jugendarbeit und Pflege. Unterstützt wurden die Diskussionen über Lösungsansätze durch kleinräumige Erreichbarkeitsanalysen sowie durch ein Szenariomodell, in dem zukünftige Fallzahlen in der Pflege und die finanziellen Implikationen für die öffentlichen Hand im Landkreis Göttingen anhand der demographischen Entwicklungen bis 2030 abgeschätzt werden können. 

In den ausgewählten Fokusräumen im Erweiterten Wirtschaftsraum Hannover liegt der Fokus auf den Themen Ärzteversorgung und Einzelhandel. Eine eigens gegründete Projektgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der 15 Netzwerkpartner des EWH soll die Praxisnähe der Arbeiten und die spätere Anwendbarkeit sicherstellen. Neben zukunftsweisenden Lösungen im Bereich der regionalen Daseinsvorsorge wird über diese Strukturen auch eine allgemeine Stärkung der Kooperationsarbeit im Erweiterten Wirtschaftsraum Hannover erzielt. In beiden Themenschwerpunkten wird die Arbeit durch geobasierte Erreichbarkeitskarten von ausgewählten Einrichtungen unterstützt. Für das Thema Ärzteversorgung wurden ergänzend dazu Kosten-Nutzen-Betrachtungen erarbeitet. 

Praxisregion Landkreis Götttingen Praxisregion Erweiterter Wirtschaftsraum Hannover

Werkzeuge und wissenschaftliche Analysen

Die von UrbanRural SOLUTIONS begleiteten Dialogprozesse wurden inhaltlich durch passgenaue Recherchen und wissenschaftliche Analysen unterstützt. Mit den gewonnenen Erkenntnissen wurden spezielle Werkzeuge entwickelt, die im Prozess beobachtete Hemmnisse adressieren.

So arbeitet die Innovationsgruppe UrbanRural SOLUTIONS an einem Open-Source-GIS-Werkzeug für Fachplaner der Daseinsvorsorge. Mit dem Werkzeug soll erstmals ein regionaler Überblick über die räumliche Verteilung der vorhandenen Angebote der Daseinsvorsorge und deren Erreichbarkeit geschaffen werden. Die Erreichbarkeit von Einrichtungen der Daseinsvorsorge sowie die Erreichbarkeit städtischer Zentren mit verschiedenen Verkehrsmitteln, insbesondere dem ÖPNV, ist ein wichtiges Kriterium für die Wohnstandortqualität. Dabei geht es um Einrichtungen im Bereich von Schule, Pflege, Betreuung, Gesundheit oder des alltäglichen Bedarfs. Die Frage ist nicht nur, wo diese Einrichtungen liegen, sondern auch in welcher Zeit und mit welchem Verkehrsmittel die Bevölkerung sie erreichen kann. Daher sind Erreichbarkeitsdarstellungen ein wichtiger Bestandteil des Werkzeugs. Neben der Softwareentwicklung wird an der Schaffung geeigneter organisatorischer Strukturen zur Software- und Datenpflege, zur Dateneingabe und -aktualisierung gearbeitet, um die im Daseinsvorsorgeatlas gespeicherten Daten langfristig aktuell und abrufbar zu halten. Der Atlas wird im ersten Schritt für Niedersachsen entwickelt und dort implementiert, er wird jedoch so gestaltet, dass er auch in anderen Regionen und Bundesländern aufgebaut werden kann.

In Anlehnung an den Daseinsvorsorgeatlas wurde eine Reihe von Indikatoren entwickelt, die die kleinräumigen Erreichbarkeitsanalysen mit sozioökonomischen Faktoren verschneiden und somit einen integrierten Blick auf den Raum zulassen. Dazu gehört beispielsweise der Daseinsvorsorgeindex, der ausdrückt wie viel Zeitbudget eine Person durchschnittlich pro Jahr zur Erreichung der Daseinsvorsorgeeinrichtungen aufwendet. Eine Auswahl der in die Kölner Prozesse eingebrachten Karten und Analysen findet sich im FiFo Bericht 26: Räumliche Darstellungen im Kontext wohnstandortbezogener Daseinsvorsorge – der Raum Köln/Bonn. Dazu gehören naheliegende Recherchen, wie die graphische Aufbereitung von Schülerpendelbewegungen sowie aufwendige Erreichbarkeitsanalysen.

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