Ein Erlebnisbericht der Auszubildenden Martin Lohmberg, Niko Neumann, Niklas Burbach und Eric Dantz

"Geh raus und erlebe Abenteuer! Das Leben wartet auf Dich!" – und weil uns die Stadt Köln die Möglichkeit bietet, Abenteuer zu erleben, waren für mich und meine Mitreisenden keine zwei Gedanken nötig, selbstverständlich an der Fortsetzung des Projekts "Living with elephants" in Namibia teilzunehmen. Wir, dass sind zehn Auszubildende aus der Ausbildung im gewerblich-technischen Bereich bei der Stadt Köln und unsere mitgereisten Betreuer.

Vorbereitungen auf Hochtouren in diversen Bereichen

Unser Projekt startete am 2. Dezember 2018 im Ondju Wilderness Reserve in Namibia. Um das Projekt in Namibia ordentlich angehen zu können, haben wir uns für den Konkreten Friedensdienst als Partner entschieden. Vor allem wäre es ohne die Zuschüsse nicht zu finanzieren gewesen. Ein weiterer Vorteil war eine gute Vorbereitung mit vier Seminartagen und eine Nachbereitung über zwei Tage, wo noch mal über das Erlebte gesprochen wurde und wir unser Zertifikat verliehen bekamen.

Meine Mitreisenden und ich sind über unseren gemeinsamen Arbeitgeber (Stadt Köln) an unsere Partnerorganisation gekommen. Außerdem haben wir natürlich auch von anderen Auszubilden gehört, die ein Jahr zuvor nach Namibia geflogen sind. Diese sind ebenfalls durch den Konkreten Friedensdienst unterstützt worden. Für unseren Namibia Einsatz mussten wir vorher kein Visum beantragen. Allerdings musste man ein Einreiseformular ausfüllen. Und wenn man wieder ausreist, musste man wieder ein Formular ausfüllen.

An Impfungen waren die ganz normalen Grundimpfungen, wie zum Beispiel die Tetanus-Impfung Pflicht. Empfohlen wurde uns auch noch die Hepatitis A + B Impfung. Für kleinere Notfälle oder Erkrankungen haben wir zudem noch während der Vorbereitung eine kleine Reiseapotheke angelegt.

Wir haben uns auf die Reise durch viel Lesen über das Land vorbereitet. Außerdem konnten wir uns noch auf der Webseite von Ondjou Wilderness Reserve einen kleinen Einblick über die Gegebenheit vor Ort verschaffen.

Ankunft in Windhoek und Weiterreise nach Ondjou

Bei unserer Ankunft am Flughafen Windhoek (Hauptstadt Namibias) wurden wir schon von Herrn Grünert, den wir schon von unseren guten Vorbereitungsseminaren in Köln kennenlernen durften, herzlich empfangen. Herr Grünert kümmerte sich stets um uns. Wir übernachteten eine Nacht in Windhoek, da es von Windhoek zur Farm, also Herr Grünerts Lodge in Ondjou, noch circa 7 Autostunden waren. Im Ondjou Wilderness Reserve verbrachten wir dann die restliche Zeit unserer Reise.

Die Organisation im Partnerland war sehr gut. Wir hatten stets ein Auto zur Verfügung, um auf die Baustellen zu gelangen. Betreut wurden wir immer von Herr Grünert selber oder von seinen Mitarbeitern, die auf seinem Land leben und arbeiten. Die Mitarbeiter kannten sich super aus, man hatte immer Vertrauen in die Personen. Man fühlte sich zu jeder Zeit sicher.

Da Herr Grünert seit den 90er Jahren professionell im afrikanischen Busch als Naturwissenschaftler (Diplom-Geologe), Studien-Reiseleiter, Lizensierter namibianischer Berufsjäger, Ranger & Ausbilder sowie Survival-Experte aktiv ist, lehrte er uns wie man sich im Busch zu verhalten hat.

Während unserem dreiwöchigen Aufenthalt haben wir zwei große Vorhaben fertig gestellt. Das erste große Projekt war der Bau einer neuen Wasserstelle für Elefanten und andere Tiere im Ondju Wilderness Reserve und dauerte eine Woche. Mit den Wasserstellen in der freien Natur sollen die Tiere von den Dörfern ferngehalten werden, damit sie nicht in den Siedlungen oder Dörfern nach Wasser suchen und sich damit und die Dorfbewohnerinnen und -bewohner in Gefahr bringen.

Zwei großartige Projekte werden umgesetzt

Für die Wasserstelle wurden vorher große Felsen ausgekundschaftet, die später das Becken der Wasserstelle bilden sollten. Diese Felsen wurden mit Spaten und Spitzhacke freigelegt und ausgegraben. Um das Wasser zu stauen, mussten noch einige Mauern mit gesammelten Steinen und Beton angelegt werden. Anschließend haben wir noch Rohre vom Wasserloch zu einer vorhandenen Windkraftpumpe verlegt. Die Rohrleitung von der Pumpe zur Wasserstelle musste mindestens 50 cm tief vergraben werden, da die Elefanten diese sonst auf der Suche nach Wasser beschädigen können. Mit der Windkraftpumpe wird das Wasserloch mit Grundwasser gefüllt.

Das zweite große Projekt dauerte zwei Wochen und bestand aus dem Bau einer Hütte, an einer schon bestehenden Wasserstelle. Diese Hütte soll als Schutz für Ranger dienen, um diese in der Nacht vor Raubtieren zu schützen. Die vor Ort ausgebildeten Ranger halten sich in der Nähe der Wasserstellen auf, um die Tiere vor Wilderern zu schützen. Außerdem kümmern sie sich um die Solarpumpen und passen auf, dass diese nicht gestohlen werden.

Für die Hütte wurde zunächst eine Baugrube mit Spaten und Spitzhacke ausgehoben. Das Fundament wurde aus einer Mischung aus Sand, Zement und Wasser gegossen. Für die Wände wurden Baumstämme mit in das Fundament gesetzt und miteinander verdrahtet. Hohlräume wurden mit kleineren Holzstämmen und Ästen gestopft. Das Dach wurde mit Wellblechen versehen. Um das Haus stabiler und dicht zu machen, wurden die Wände anschließend noch mit einer Mischung aus Lehm, Wasser und Kuhdung bestrichen. Dieses Projekt hat etwa zwei Wochen gedauert. Nebenbei halfen wir noch bei anderen Bauvorhaben und Reparaturen von bestehenden Bauten mit.

© Niklas Burbach
© Niklas Burbach
© Niklas Burbach

Auch die Freizeit kam nicht zu kurz - positive wertvolle Erfahrungen

© Niklas Burbach

In der Zeit stand aber nicht nur Arbeit auf dem Programm. Wir besuchten den berühmten Etosha-Park im Norden Namibias. Dabei konnten wir viele wilde Tiere und Elefanten beobachten. Der Etosha-Nationalpark zählt mit einer Fläche von fast 22.300 Quadratkilometern zu den bedeutendsten Wildreservaten Afrikas. In Namibia ist er mit Abstand der wichtigste und bekannteste Nationalpark. Er ist zum Schutz des Wildes komplett eingezäunt. Als aufregend empfanden wir zudem die Übernachtung im Zelt auf dem Gelände der Farm, in absolut freier Wildnis und mit abendlichem Grillen am Lagerfeuer.

Im alltäglichen Leben in Namibia machten auch viele von uns die Erfahrung, dass Strom und Wasser nicht einfach da sind, sondern "gemacht" werden müssen. Zum Abschluss unseres Aufenthaltes in Namibia gab es noch eine Sightseeing-Tour in Windhoek und ein Ausflug in den Katatura Township, wo uns Herr Grünert immer begleitet hat. Am Flughafen angekommen, verabschiedeten wir uns von Herrn Grünert, wo es dann zurück nach Deutschland ging.

Wir haben vor Ort gemeinsam als Team unsere Projektziele erreicht. Mehr noch, wir haben vor Ort noch weitere, nicht geplante Tagesprojekte, ausgeführt. Die Erkenntnis, unser Ziel souverän erreicht zu haben, erfüllt uns mit Stolz. Und das trotz der harten und ungewohnten Gegebenheiten, der starke Hitze, den Gefahren beispielsweise durch Skorpione und der Pionierarbeit, mithilfe von mangelnden Werkzeugen. Es hat uns gezeigt, welche Ziele erreichbar sind, wenn man an seine körperlichen Grenzen geht, sowie den Mut aufbringt, in einem fremden Land unter schwierigen Gegebenheiten zu arbeiten.

Darüber hinaus war es sehr motivierend, täglich eine Veränderung beziehungsweise einen Fortschritt im Projekt zu erzielen, welcher den Konflikt zwischen den Menschen und den Wildtieren Stück für Stück verbessert. Außerdem waren eine gute Teamarbeit sowie ein angenehmes Arbeitsklima sehr wichtig. Wir haben gemeinsam gezeigt, dass wir bereits gute Teamfähigkeiten besitzen, die wir dort anwenden und weiter verbessern konnten. Es war schön zu sehen, wie innerhalb von nur drei Wochen ein Team so vertraut und eng zusammen wachsen kann.

Ausweitung der persönlichen Grenzen

Wir sind uns sicher, dass jeder seine persönliche Grenzen ausweiten konnte, ob durch körperliche Arbeit, den dauerhafte Umgang mit Menschen ohne wirkliche Rückzugsmöglichkeiten, persönliche Ängste vor gefährlichen Tiere, die ungewohnte Anpassung an das fremde Essen oder das andere Klima. Außerdem konnte jeder vom Wissen der anderen Fachrichtungen profitieren und somit neues Wissen für die Zukunft erlernen.

Die Reise hat mit diversen Vorurteilen aufgeräumt und gezeigt, dass es ohne jegliche Probleme oder Konflikte möglich ist, mit unterschiedlichen Kulturen erfolgreich zu arbeiten, obwohl es manchmal Kommunikationsprobleme gibt. Es war erstaunlich und schön zu sehen, dass die Menschen dort, trotz einfacher Lebensumstände und wenigen oder gar keinen Konsumgütern, viel Lebensfreude ausstrahlen und dankbar und hilfsbereit sind.

Es hat viel Spaß gemacht, zusammen mit den Mitarbeitern und dem mitgereisten Team, das Projekt bewältigt zu haben. Meine persönlichen Erwartungen wurden voll und ganz erfüllt. Wir haben viele nützliche Erfahrungen und Eindrücke sammeln können, und es hat eine Menge Spaß gemacht. Aus diesem Grund würden viele Teammitglieder nochmals einen Freiwilligendienst im Ausland leisten.

Der Konkrete Friedensdienst hat Mithilfe des finanziellen Zuschusses und der Planung diese Reise, und die damit einhergehenden Auslandserfahrungen und Erlebnisse, erst finanzierbar und somit möglich gemacht. Die abschließende Zertifikatsvergabe kann darüber hinaus für zukünftige Berufspläne hilfreich oder sogar ausschlaggebend sein.

Für die ganze Organisation und das Vertrauen der Stadt Köln und unserer Ausbilderinnen und Ausbilder in unsere Arbeit, möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bedanken!