Ein persönlicher Erlebnisbericht des Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste der Fachrichtung Bildagentur Tim Schnarr

Wie in der alten Redewendung führte auch mein Weg nach Rom. Dort habe ich ein zweimonatiges Erasmus-Praktikum in der Bibliotheca Hertziana absolviert. Die Bibliotheca Hertziana ist eine Forschungseinrichtung für Kunstgeschichte der Max-Planck-Gesellschaft und ist aus der Stiftung von Henriette Hertz hervorgegangen. Das Institut wurde 1913 als Institut der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in der Hauptstadt Italiens eröffnet. Die Einrichtung verfügt über eine große Bibliothek sowie eine Fotothek mit dem Schwerpunkt der italienischen Kunst und Architektur. Die Bibliothek liegt direkt am oberen Ende der Spanischen Treppe, verteilt in verschiedene Häuser auf der Via Gregoriana im Zentrum von Rom. 

 

Warum eigentlich Rom? Wie kam es zu dem Praktikum? 

In meiner Berufsschule habe ich erfahren, dass man ein Erasmus-Praktikum auch in der Ausbildung machen kann. Zuvor dachte ich, dass es nur in einem Studium möglich ist. Daraufhin habe ich mich in meinem Betrieb informiert und nach einem Betrieb im Ausland gesucht. Glücklicherweise arbeitet mein Ausbildungsbetrieb mit vielen Fototheken zusammen. Darunter war auch die Bibliotheca Hertziana in Rom. Ich habe meine Ausbildungsleitung bei der Stadt angeschrieben und mein Vorhaben geschildert und eine positive Antwort bekommen. Damit war der Weg frei und ich habe meinen Praktikumsplatz erhalten.

Meine Aufgaben in der Bibliotheca Hertziana

© Tim Schnarr
Eindrücke aus der Bibliotheca Hertziana

Als Fachangestellter für Medien und Informationsdienste in der Fachrichtung Bildagentur wurde ich in der Fotothek eingesetzt. Dort konnte ich mich austoben und viele neue Dinge lernen. Während meines Praktikums war ich in den Prozess der Digitalisierung eingebunden. Die Fotoabzüge der Topografie Italiens sollen alle in Zukunft digitalisiert und auf der Internetseite der Bibliothek öffentlich einsehbar werden.  

Meine Aufgaben waren unter anderem die Aussortierung von verschiedenen Fotoabzügen und kleinere Erschließungsarbeiten mit der dort verwendeten Software. Zudem habe ich eine Fotokampagne begleitet. Wir waren in der Kirche "Chiesa di San Marcello al Corso" im Herzen von Rom und haben ein Epitaph (Grabdenkmal für einen Verstorbenen an einer Kirchenwand) mit einer neuen, sehr hochauflösenden (über 150 Megapixel) Kamera aufgenommen. Dabei wurden Aufnahmen für die Forschung über das Objekt gemacht. Die neuen Bilder sollen zum Vergleich mit älteren Fotografien dienen, um so Rückschlüsse über die Veränderungen des Objektes zu ermöglichen. Des Weiteren habe ich mit der Erschließung eines Bestandes anfangen können. Meine Aufgabe war es, eine Art Findbuch für einen komplett neuen Bestand zu entwerfen. Dafür habe ich den Bestand durchforstet und geschaut, was auf den Fotografien (Negativen, Dias, Glasplatten) zu erkennen war. Die Fotoboxen, in denen die verschiedenen Arten von Fotos vorhanden waren, wurden dann in einer Tabelle festgehalten und haben eine vorübergehende Nummer bekommen.

Während des Praktikums wurden mir die Unterschiede in der Arbeitsweise im Vergleich zu meinem Ausbildungsbetrieb bewusst. Ich konnte beispielsweise kein Italienisch sprechen und musste mich dem anpassen. Aber glücklicherweise sprachen viele Mitarbeitende auch Deutsch.

Rom - Die Hauptstadt der Kultur

© Tim Schnarr
Rom Piazza Venezia

Vor meinem Praktikum war ich schon öfter in Italien, aber noch nie in Rom. Dementsprechend war mir die Lebensweise der Italienerinnen und Italiener schon ein wenig bekannt, aber während meines Praktikums konnte ich trotz dessen viele neue Einblicke gewinnen, die man im Urlaub nicht so realisiert. Vor allem aber der Unterschied in der Arbeitsweise miteinander. Die Römerinnen und Römer waren immer sehr nett, freundlich und hilfsbereit zu mir. Durch das warme Wetter (dauerhaft 30 Grad) spürte man den Charme des "Dolce Vita". Im Vergleich zu Deutschland sind die Menschen viel entspannter und man legt den Fokus mehr auf den Genuss des Lebens und nicht nur auf Leistung und Schnelligkeit. Man nimmt sich Zeit für das Miteinander und genießt beispielsweise das gemeinsame Essen in den Pausen. Am besten hat mir die sommerliche Atmosphäre in den Abendstunden gefallen. Bei 25 Grad in den schön beleuchteten Straßen spazieren zu gehen und dabei Eis zu essen ist schon ein Traum, den man in Deutschland sehnlich vermisst.

Dank der Geschichte Roms und der katholischen Kirche hat die Stadt viel Kultur zu bieten. In Rom gibt es überall Denkmäler, Kirchen, Monumente und Bauwerke, die teils eine tausendjährige Geschichte erzählen. Ich habe selber viele Bauwerke und Museen besichtigen können. Wer sich also für Geschichte und Kultur interessiert, ist in Rom bestens aufgehoben. Aber Rom hat nicht nur viel Kultur zu bieten, sondern auch viele schöne Plätze, Parks und am wichtigsten: das beste Essen, was es gibt!

Die Zeit in Rom war sehr schön, da ich viele Eindrücke mitnehmen und viele Erfahrungen sammeln konnte. An den Wochenenden und in meiner Freizeit konnte ich viele Städte auf eigene Faust erkunden. Ich war beispielsweise in Venedig, Mailand und Neapel. Dort habe ich viele Aktivitäten unternommen und eine Menge Fotos gemacht. 

Ich bin sehr froh, dass ich ein Auslandspraktikum machen durfte und dass die Stadt Köln mich dabei unterstützt und gefördert hat. Wenn man die Möglichkeit hat, empfehle ich jedem, der Lust auf ein Erasmus-Praktikum hat, es einfach mal zu wagen und sich auf etwas Neues einzulassen. 

Man lernt viele neue Dinge in der Arbeitswelt, aber auch eine Menge für das Leben. Es lohnt sich in jedem Fall und man kommt selbstbewusster und erfahrener wieder zurück.