Über die Jahrmillionen haben sich die unterschiedlichsten Lebensformen an die mannigfaltigen Bedingungen der Erde angepasst und so bevölkern Millionen von Arten fast alle Bereiche unseres Planeten, von den größten Höhen der Hochgebirge bis zu den Tiefen der Ozeane. Durch ihr genauestens aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel sichern sie die lebenserhaltenden Kreisläufe. Neben der Artenzahl sind dabei auch die Lebensräume und ihre genetische Vielfalt von Bedeutung. Daher schließt Biodiversität neben der Artenvielfalt zusätzlich die Mannigfaltigkeit der Lebensräume und der genetischen Varianz mit ein.

Aufgrund der zunehmenden Inanspruchnahme von Flächen durch uns Menschen ist diese Mannigfaltigkeit inzwischen stark bedroht. Selbst ehemals häufige Arten, wie Spatz und Hummel werden kontinuierlich seltener. Nach Aussage des Weltbiodiversitätsrates (IPBES) steht unser Planet inzwischen sogar vor einem der größten Artensterben der Erdgeschichte und auch Deutschland ist davon betroffen.

Informationen zum Weltbiodiversitätsrat, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit

Rückgang der Artenvielfalt - welche Auswirkungen gibt es?

© Stadt Köln/Betina Küchenhoff
Hummeln an Wilder Karde
© Betina Küchenhoff
Spatz im Grünen
© Betina Küchenhoff
Igel

Waren früher Siedlungen und Ackerflächen noch reich strukturiert und boten einer Vielzahl von Arten geeigneten Lebensraum, sind diese heute einem monotonen, eher lebensfeindlichen Umfeld gewichen. Da diese Flächen zusammen über 65 Prozent der Gesamtfläche einnehmen, ist ein Rückgang der Artenvielfalt nicht erstaunlich.

© Betina Küchenhoff
Landwirtschaft früher
© Stadt Köln/Betina Küchenhoff
heute konventioneller Anbau
© Betina Küchenhoff
Biolandbau

Häufig verkannt wird, dass viele Arten einen wichtigen Beitrag auch zu unserem eigenen Überleben leisten. Sie sichern unter anderem durch Bestäubung unsere Nahrungsproduktion, tragen zur Wasserreinhaltung und Schädlingsbekämpfung bei und regulieren den Abbau organischer Substanzen.

Aber sie haben auch einen direkten Einfluss auf uns Menschen. Natur verbessert das Mikroklima, trägt zum Hochwasserschutz durch unversiegelte, offene Flächen bei und sorgt für ein allgemeines Wohlbefinden. Darüber hinaus hilft ein naturnahes Umfeld, Aggressivität und Vandalismus zu verringern und führt zu einer besseren Schulung der motorischen und kognitiven Fähigkeiten. 

Voraussetzung für den Erhalt dieser Funktionen ist jedoch eine ökologische Gesamtstabilität. Durch die sogenannte Jena-Studie, ein internationales Langzeitprojekt für Biodiversitätsforschung, wurde belegt, das dazu artenreichen Systeme erforderlich sind. Dies gilt auch in Bezug auf die Minderung der Auswirkungen des Klimawandels oder der Hochwasserereignisse.

Jena Experiment, Technische Universität München, TUM The Jena Experiment, Friedrich-Schiller-Universität Jena

Mittlerweile hat das Thema mit dem wissenschaftlichen Nachweis des eklatanten Rückgangs der Insekten und den damit verbundenen Funktionsverlusten für die Ökosysteme vermehrt Eingang in Politik und Gesellschaft gefunden. Dementsprechend ist es dringend notwendig, dieser massiv fortschreitenden Entwicklung intensiv entgegen zu wirken.

Der Erhalt der Artenvielfalt gilt auch bundesweit als eine der größten Herausforderungen unserer Zeit.

Biologische Vielfalt - Nationale Strategie, Bundesamt für Naturschutz, BfN

Biologische Vielfalt - Unser Engagement

Die Kommunen sind beim Arterhalt aufgrund ihrer Planungshoheit verstärkt in der Pflicht: Naturschutzgebiete sind zu bewahren, Biotopverbunde aufrecht zu erhalten und der Freiraum stärker naturnah zu entwickeln. Aber auch innerstädtische Bereiche spielen unter den Gesichtspunkten von Umweltbelastungen und Umweltgerechtigkeit eine große Rolle.

Mit der Unterzeichnung der Deklaration "Biodiversität in Kommunen" im Jahr 2010 haben wir uns zu der Notwendigkeit des intensiven Handelns bekannt und dazu verpflichtet, den Aspekt des Erhalts der Artenvielfalt bei allen Planungen und Programmen verstärkt zu berücksichtigen.

Durch unseren Beitritt zum Bündnis "Kommunen für biologische Vielfalt e. V." in 2017 wurde dieses Anliegen weiter bekräftigt. Um unter Berücksichtigung der vielfältigen Flächennutzungskonkurrenzen verschiedenste Möglichkeiten der weiter wachsenden Stadt für den Arterhalt aufzuzeigen, wird beim Umwelt-und Verbraucherschutzamt aktuell eine kommunale Biodiversitätsstrategie erstellt. Die Realisierung der dabei ermittelten Potentiale soll anschließend über einen Umsetzungsfahrplan sichergestellt werden.

Die "Deklaration Biologische Vielfalt in Kommunen", vom 22. Mai 2010
Beitritt zum Bündnis Kommunen für biologische Vielfalt e. V. - Ratsbeschluss vom 4. April 2017

Artenschutz in Köln - Projekte zum Erhalt gefährdeter Arten

Weltweit geht die Artenvielfalt kontinuierlich zurück. Auch in Deutschland sind über die Hälfte der heimischen Arten bedroht. Dabei zeigen aktuelle Ergebnisse aus der Forschung inzwischen nicht nur einen deutlichen Zusammenhang zwischen dem Verlust der Biodiversität und der Ausbreitung von Krankheiten. Einer ausgeprägten Struktur- und Artenvielfalt wird auch eine höhere Widerstandkraft gegenüber Extremwettern zugesprochen.

Angesichts zunehmender Umweltprobleme und Pandemien ist daher der Schutz der Biodiversität eine der bedeutendsten Herausforderungen unserer Zeit. Der Gebietsschutz und eine ausreichende Vernetzung vorhandener Biotope ist hierbei eine der wichtigsten Handlungsoptionen, welche bereits im Rahmen der Landschaftsplanung abgedeckt wird.

 

Landschaftsplan Köln


Verschiedene Arten verzeichnen jedoch einen so starken Rückgang, dass darüber hinaus konkrete, artspezifische Schutzmaßnahmen und Hilfsprogramme erforderlich sind. Folgende Projekte wurden in Köln bereits gestartet.

1. Gartenschläfer & Co - Schlafmäuse in Köln

© Der Gartenschläfer - die schwarze 'Zorromaske' macht ihn unverwechselbar, Foto: Martin Herbst
© Siebenschläfer, Foto: Helmut Weller
© Haselmaus, Foto: Sven Büchner

Der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) ist eine Art, dessen Ausbreitung sich lediglich auf Europa beschränkt und dessen Bestände in den letzten 50 Jahren einen enormen Rückgang verzeichnen. Vor allem in den östlichen Verbreitungsgebieten sind viele Vorkommen bereits erloschen. Da ein Großteil des weltweiten Gartenschläferbestands inzwischen in Deutschland lebt, besteht hier eine ausdrückliche Verantwortung für seinen Erhalt, insbesondere, da auch diese Bestände einen Abwärtstrend verzeichnen. Über das Leben des kleinen Nagers weiß man bisher sehr wenig. Zu erkennen ist das 12 bis 18 Zentimeter große, zu den Bilchen zählende Tier an der schwarzen Augenmaske und dem buschig behaarten Schwanz. Als Lebensraum nutzt er Hecken, strukturreiche Feldgehölze sowie Wälder mit hohem Totholzanteil. Im Siedlungsbereich kommt er auf Friedhöfen und Streuobstwiesen sowie in Kleingärten und naturnahen Gärten vor. Da er ausschließlich nachtaktiv ist und darüber hinaus von Ende Oktober bis Ende April Winterschlaf hält, bekommt man ihn aber nur selten zu Gesicht.

Aufgrund dessen gestaltet sich die genaue Bestandserfassung sowie die Erforschung seiner Lebensweise äußerst schwierig, weshalb die genauen Gründe für den starken Rückgang bisweilen noch ungeklärt sind. Gerade diese fehlenden Erkenntnisse bilden jedoch eine wichtige Grundlage für die Planung und Umsetzung wirksamer Schutzmaßnahmen zur Stabilisierung und Entwicklung der noch vorhandenen Bestände. Um diese Wissenslücke zu schließen, hat der Bund für Umwelt und Naturschutz, BUND e.V. in Kooperation mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung, mit finanzieller Unterstützung des Bundesamtes für Naturschutz, das bundesweite Projekt „Spurensuche Gartenschläfer“ gestartet. Da der Köln-Bonner Raum einen bedeutenden Verbreitungsschwerpunkt des Gartenschläfers darstellt, wurde er als Kerngebiet für die Forschung definiert.

Das Umwelt- und Verbraucherschutzamt unterstützt das Projekt durch seine Beteiligung an der Erfassung und der Umsetzung von Optimierungsmaßnahmen vor Ort. Zusätzlich soll durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit das Interesse der Bevölkerung am Gartenschläfer geweckt und Privatpersonen motiviert werden, eigene Maßnahmen für diese Art umzusetzen 

Da es den nahen Verwandten des Gartenschläfers, dem Siebenschläfer (Glis glis) und der Haselmaus (Muscardinus avellanarius), ebenfalls an Lebensräumen mangelt, werden diese in das städtische Konzept integriert.

Forschung aktiv: Sollten Sie einen dieser drei Bilche beobachtet haben, würden wir uns sehr freuen, wenn Sie Ihren Fund melden würden, gerne auch mit einem Fotonachweis. Auch Funde außerhalb von Köln sind willkommen. Sie unterstützen damit das Forschungsteam und leisten einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Arten

 

E-Mail für Meldungen und weitere Informationen an "Spurensuche Gartenschläfer"


Ansprechpartner*innen im Umwelt- und Verbraucherschutzamt:
Frau Küchenhoff, Telefon:0221/ 221-22770 und Herr Klein, Telefon: 0221/221-24608 oder per E-Mail.

E-Mail an das Umwelt- und Verbraucherschutzamt
Weitere Informationen zum Projekt: Gartenschläfer und Co. in Köln

2. Schutzprojekt Edelkrebs

Der heimische Edelkrebs (Astacus astacus) zählt zum natürlichen Arteninventar unserer Fließgewässer. Seine einst zahlreichen Bestände verzeichnen allerorts einen starken Rückgang. Für das Verschwinden dieser ehemals als „Arme-Leute-Essen“ bekannten Art ist neben der Gewässerverschmutzung und dem Gewässerausbau vor allem die Ausbreitung der Krebspest durch aus Amerika eingeschleppte Krebsarten verantwortlich.

Bei der Krebspest handelt es sich um eine sehr infektiöse Pilzerkrankung, die die amerikanischen Krebsarten nur wenig beeinträchtigt, bei den heimischen Flusskrebsen führt sie jedoch rasch zum Tod ganzer Bestände. Durch die starke Verbreitung des Pilzes und dem fortschreitenden Lebensraumverlust gilt die heimische Art inzwischen gemäß der Roten Liste als vom „Aussterben bedroht“ und bedarf dringend geeigneter Schutzmaßnahmen.

Um die wenigen in NRW vorkommenden Populationen des heimischen Edelkrebses zu schützen, wurde seitens des Edelkrebsprojekt NRW in Zusammenarbeit mit dem Fischereiverband Nordrhein-Westfalen e.V. und dem NABU Nordrhein-Westfalen e. V. ein Artenhilfsprogramm ins Leben gerufen. Um die Verbreitung der verschiedenen Krebsarten zu erfassen, wurden im ersten Schritt umfangreiche Bestandserfassungen in den Gewässern durchgeführt. Darauf basierend wurden geeignete Fließgewässerabschnitte durch Krebssperren getrennt, welche ein für die Tiere unüberwindbares Hindernis darstellen. Somit wird unterbunden, dass sich die Populationen der heimischen Art mit den eingeschleppten Arten vermischen.

Neben diesen praktischen Aspekten wird im Rahmen umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit über die Problematik des Aussetzens nicht heimischer Arten informiert und auf die Möglichkeit der ungewollten Übertragung von Krankheiten hingewiesen. Die Stadt Köln unterstützt das Projekt etwa durch Hilfestellung bei der Wahl geeigneter  Krebssperrenstandorte und leistet Aufklärungsarbeit hinsichtlich der Infektionswege der Krebspest. 

Weitere Informationen zum Edelkrebsprojekt Nordrhein-Westfalen

3. Wechselkröte in Not

Köln stellt innerhalb Deutschlands das westlichste Verbreitungsgebiet der Wechselkröte (Bufotes viridis) dar. Die Tiere sind auf offene, grabfähige Böden angewiesen und dementsprechend vor allem an Ruderalstandorten und Abgrabungsflächen anzutreffen, kommen jedoch auch in trockenem Brachland oder auf Feldern vor.

Aufgrund des steten Strukturwandels und dem damit einhergehenden Lebensraumverlusten sind ihre Bestände in der Zeit von 1980 bis heute um mehr als 50 Prozent geschrumpft. Auch der Klimawandel macht der Art zu schaffen. Aufgrund des temperaturbedingten, frühen Aufwachens aus der Winterstarre fehlt die geeignete Nahrungsgrundlage und die Tiere verhungern. Die meisten der Kölner Vorkommen bestehen inzwischen nur noch aus kleinen, isolierten Restpopulationen.

Aufgrund dessen wurde 2014 seitens der NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln ein Schutzkonzept für das Stadtgebiet von Köln erstellt. Neben der systematischen Erfassung des aktuellen Verbreitungsgebiets wird dabei das Ziel verfolgt, der Art durch die Anlage von Tümpeln (als Laichgewässer) und sandigen Bereichen (als Winterquartiere) in den Kölner Feldfluren eine möglichst flächendeckende Besiedlung zu ermöglichen und eine Vernetzung der einzelnen Populationen zu begünstigen. Hierdurch soll der Erhalt sowie die Ausbreitung der Art gefördert werden.

Bisher wurden sechs größere Teiche mit jeweils etwa 14 Meter Durchmesser angelegt. Bis einschließlich 2020 sollen weitere sechs Teichanlagen, ebenfalls größtenteils auf Ackerflächen, umgesetzt werden. Die bisher angelegten Kleingewässer wurden bereits besiedelt und werden als Laichgewässer genutzt. Das Ziel, die Wechselkröten aus den in ehemaligen Kiesgruben relativ isolierten Restbeständen in die großräumigen Lebensräume der Feldfluren zu überführen, wird somit schon teilweise erreicht. Nach Abschluss des Projektes sollen durch die als Trittsteine angelegten Gewässer die Bestände dauerhaft stabilisiert werden. An der Finanzierung sind die Stadtentwässerungsbetriebe beteiligt.

Begleitend erfolgen durch die Kooperationen mit dem Kölner Zoo und der Universität Braunschweig genetische Analysen und Untersuchungen auf mögliche Krankheitserreger, welche Aufschluss über weitere Gründe des Rückgangs der Art liefern sollen.

Durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit in Form von Fachvorträgen, Ausstellungen und Infomaterial soll das Interesse und Bewusstsein der Bevölkerung geweckt werden. Ergänzend betreibt der Kölner Zoo eine Aufzuchtstation für Wechselkrötenlarven, welche interessierten Besuchern die Möglichkeit bietet, sich mit den verschiedenen Stadien der amphibischen Lebensweise auseinander zu setzen. Sobald die Quappen ihre wassergebundene Phase abgeschlossen haben, und als Jungkröten an Land gehen, werden die Tiere auf abgestimmten Flächen des Kölner Stadtgebiets ausgesiedelt. Die Stadt Köln unterstützt das Projekt, indem geeignete Flächen zur Anlage der Kleingewässer zur Verfügung gestellt werden.

Weitere Informationen zum Projekt: Biologische Station Leverkusen-Köln e.V.

4. Sperber (Accipiter nisus) – Kleiner Jäger in der großen Stadt

Der Sperber (Accipiter nisus) ist eine in Europa, Asien und Afrika beheimatete Greifvogelart. In Köln ist er einer der kleinsten Greifvögel und wird aufgrund der Ähnlichkeiten mit seinem großen Verwandten auch als "kleiner Habicht" bezeichnet.

Die weiblichen Sperber besitzen ein graubraunes Rückengefieder und eine braune Sperberung auf der Brust. Männliche Tiere dagegen sind nicht nur etwas kleiner, sie lassen sich von den Weibchen auch gut durch ihr eher graublaues Rückengefieder sowie ihrer rostroten Flanken und Sperberung am Brustgefieder unterscheiden. Der markante gelbe Umring am Augenlid, das gesperberte Brustgefieder sowie die im Verhältnis relativ dünnen Beine helfen dabei, den Sperber von anderen in Köln heimischen Greifvogelarten gut zu unterscheiden.

Der ursprüngliche Lebensraum des Sperbers sind strukturreiche Landschaften mit Freiflächen und Feldgehölzen sowie Wälder junger bis mittelalter Nadelbaumbestände, in deren Kronen er bevorzugt seine Horste baut. Der Sperber schlägt den Großteil seiner Beute in der Luft. Dank seiner beeindruckenden Flugfähigkeit ist er dabei in der Lage seine vornehmlich aus Kleinvögeln bestehende Beute in waghalsigen Flugmanövern aus dem Hinterhalt zu schlagen.

Auf Umweltveränderungen wie zum Beispiel Nahrungsknappheit, Verlust von Brutplätzen oder die übermäßige Anwendung von Spritzmitteln, die über die Nahrungskette angereichert werden, reagiert der Sperber sehr  sensibel. Die Folge können Bestandseinbrüche sein, von denen er sich, meist, nur langsam erholen kann. Aufgrund des zunehmenden Nahrungsangebotes in urbanen Gebieten brütet der Sperber mittlerweile auch in der Stadt. Hier dienen Parks, Friedhöfe, bewaldete Industriebrachen, Straßenbegleitgrün, Alleen und sogar größere Hausgärten als Nistplatz. Solche Nistplätze machen den Sperber zum Kulturfolger.

 

Meldestelle Greifvögel - Kölner Bürger*innen sind gefragt

Durch die heimliche Lebensweise ist über die Bestandssituation der Tiere in ihrem neuen Lebensraum "Stadt" kaum etwas bekannt. Da jedoch die Größe und die Zusammensetzung der Sperber-Bestände wichtige Hinweise auch über den Zustand der in Köln lebenden Kleinvögel geben können, wird momentan ein Citizen-Science Projekt zur Sperbererfassung durchgeführt.

Alle Bürger*innen sind aufgerufen, sich zu beteiligen und ihre Beobachtungen des Sperbers zu melden. Die übermittelten Informationen über den Vogel und seine Bruterfolge sollen anschließend helfen, bei negativen Entwicklungen wirksame Schutzmaßnahmen  zu ergreifen.

Weitere Informationen zum Sperber und der Meldestelle Greifvögel E-Mail zum Projekt "Sperberaufruf 2021"

Kommunaler Insektenschutz

Insekten stellen nicht nur mit 33.000 verschiedenen Arten 70 Prozent aller heimischen Arten, sie gehören auch durch ihre vielfältigen Anpassungen zu den wichtigsten Ökosystembestandteilen. Neben der Bestäubung sind sie unter anderem an der Gewässerreinigung, dem Abbau organischen Materials und der biologischen Kontrolle von Schadinsekten beteiligt. Darüber hinaus bieten sie eine wichtige Nahrungsgrundlage vieler Tierarten und sorgen damit für eine hohe Ökosystemstabilität.

Leider ist inzwischen ein massiver Rückgang der Insekten zu verzeichnen. Dies wird nicht nur durch saubere Autoscheiben offenkundig, sondern konnte auch durch verschiedene Studien, unter anderem durch die viel zitierte Krefelder Studie (Hallmann et al. 2017), wissenschaftlich nachgewiesen werden.

Studie von Hallmann et al., veröffentlicht am 8. Oktober 2017 im Fachjournal Plos one
Weitere Informationen zur Studie, Science Media Center Germany gGmbH

Ursachen

Als Hauptgründe des Rückgangs gilt vor allem die industrielle Landwirtschaft. Jedoch dürfen auch die Lebensraumverluste durch zunehmende Versiegelung oder uniforme Grüngestaltung, Verinselung der noch erhaltenen strukturreichen Flächen, sowie Lichtverschmutzung nicht unterschätzt werden.

Auch dem Klimawandel kommt eine immer größere Bedeutung zu. Aufgrund der vielfältigen Funktionen ist ein Erhalt der Insekten jedoch unabdingbar und zählt selbst nach Aussage des Umweltbundesministeriums zu einer der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Daher wurde ein bundesweites Aktionsprogramm Insektenschutz aufgelegt.

Aktionsprogramm Insektenschutz 2019, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit

Kommunale Maßnahmen

Bei der Maßnahmenplanung sind aufgrund der Zuständigkeiten in vielen Bereichen jedoch insbesondere die Kommunen gefragt. Über die momentan in der Entwicklung befindliche Insektenschutzstrategie für Köln sollen mögliche Handlungsfelder aufgezeigt und die Realisierung über einen Umsetzungsfahrplan sichergestellt werden.

Als Datengrundlage zur weiteren Spezifizierung der Maßnahmen soll unter anderem eine umfassende Untersuchung des Insektenbestandes in Köln dienen. Diese wurde 2019 begonnen. Die fortlaufende Entwicklung des Projektes kann unter dem folgenden Link eingesehen werden.

Insektenschutz - Untersuchung zur Insektenvielfalt der Großstadt Köln

Natur im öffentlichen Grün

Öffentliche Parkanlagen und Grünflächen bieten schon allein aufgrund ihrer Fläche ein hohes Potenzial für den Erhalt der Artenvielfalt. Aufgrund der unterschiedlichen Flächennutzungsinteressen bleiben hier immer noch viele Möglichkeiten für die Natur ungenutzt.

Über das Projekt "Stadtgrün Naturnah" wurden erste wirksamen Maßnahmen zur Verbesserung der Artenvielfalt herausgearbeitet. Diese sollen nun sukzessiv umgesetzt werden.

Stadtgrün naturnah

Natur vor der Haustür - Grüne Oasen für Spatz und Co

Gärten, Balkone, Dächer und Fassaden oder das Grün vor der Haustür können schon mit einfachen Mitteln zu kleinen, naturnahen, grünen Oasen entwickelt werden und Tieren und Pflanzen einen Lebensraum bieten. Solche Flächen ersetzen zwar keine Schutzgebiete, dennoch bieten sie bei entsprechender Gestaltung einer ganzen Reihe von Arten einen guten Ersatzlebensraum und leisten einen Beitrag zu deren Überleben.

© Betina Küchenhoff
Fassadenbegrünung Reihenhaus
© Betina Küchenhoff
Naturgarten
© Betina Küchenhoff
Vorgarten begrünt

Allerdings werden immer häufiger vormals grüne Vorgärten, "pflegeleicht" umgestaltet. In Folge dessen versiegeln Pflaster oder Schotter den Boden, Regen kann nicht mehr versickern, die Fläche heizt sich im Sommer auf und Tiere finden keine Nahrung mehr.

© Betina Küchenhoff
Vorgarten asphaltiert
© Betina Küchenhoff
Vorgarten Schotter
© Betina Küchenhoff
Vorgarten Schotter

Den besonderen Wert der Artenvielfalt wollen wir über verschiedene städtische Maßnahmen, wie Förderprogramme, Schauflächen, Wettbewerbe und Informationsmaterialien in Köln zugänglich machen. Denn nicht nur für Spatz, Wildbienen und Co. sondern auch für uns Menschen ist die Artenvielfalt wichtig. Sie kann unser Leben maßgeblich bereichern, sie erhöht die Lebensqualität  und schafft eine gesündere Umgebung in unserer Stadt.

© Betina Küchenhoff
Kinder mit Molchen
© Stadt Köln/Betina Küchenhoff
Kinder bauen ein Spatzenhaus
© Betina Küchenhoff
Fledermaus mit Pipette

Bunte Gärten und Balkone - damit Tiere nicht nur Zaungäste bleiben

Aufgrund diverser Flächennutzungskonkurrenzen im öffentlichen Raum werden Gärten und Balkone im Siedlungsbereich zunehmend zu wichtigen Lebens- und Rückzugsräumen für unsere heimischen Arten. Bei naturnaher Gestaltung werden sie für Igel, Spatz, Wildbiene und Co schnell zu kleinen Refugien.

Als unversiegelte Flächen haben sie aber nicht nur eine positive Wirkung auf den Arterhalt. Sie bewirken zusätzlich eine Verbesserung des Kleinklimas und tragen damit auch zu unserem Wohlbefinden bei. In Zeiten von Artensterben und Klimawandel sicherlich genügend Gründe, die Gestaltung des Grüns im Wohnbereich einmal unter diesen Aspekten zu betrachten.

Im Rahmen des Projektes wollen wir über die verschiedenen Möglichkeiten der ökologischen Gestaltung informieren. Ein Naturschaugarten und eine zugehörige Broschüre sollen dabei praxisnahe Anregungen geben, damit die lebensfeindlichen Schottergärten bald wieder naturnahen Oasen weichen.

Weitere Informationen zu Bunte Gärten und Balkone

Ganz Köln im Spatzenfieber

Zur Förderung der Artenvielfalt, engagieren wir uns besonders für den Schutz eines typischen Stadtbewohners, des Spatzen. Denn die Bestände des einst häufigen Zeitgenossen gehen leider kontinuierlich zurück. Um das zu ändern, sorgen wir seit 2015 mit zahlreichen beispielhaften Aktionen dafür, die Lebensbedingungen des Sympathieträgers in der Domstadt zu verbessern.

Die Umsetzung der Maßnahmen erfolgt mit verschiedenen Partnern aus Wissenschaft und Naturschutz.

Unter anderem wurden mit Unterstützung des BUND e. V.  die Schulhöfe an zehn Kölner Schulen spatzengerecht umgestaltet.

In Zusammenarbeit mit dem NABU Köln e. V. entstanden zudem eine Wanderausstellung, ein Fotowettbewerb und ein Jahreskalender zum Thema Spatzen. Für Kinder wurde das Lesebuch "Willi der Spatz" und die DVD "Spatz muss sein" entwickelt und an allen Kölner Schulen kostenlos verteilt. Vorträge, Workshops, Saatgut und Flyer vermitteln, was jeder selber zum Schutz der Artenvielfalt in Köln beitragen kann und zu Maßnahmen im eigenen Umfeld anregen.

Ganz Köln im Spatzenfieber - Der Spatz als Botschafter für mehr Natur und Artenvielfalt in der Stadt

Wildbienenschutz aktiv - ganz Köln macht mit

Was Artenvielfalt mit uns Menschen zu tun hat kann anschaulich anhand der Wildbienen vermittelt werden. Als wichtige Bestäuber unserer Wild- und Kulturpflanzen tragen sie nicht nur wesentlich zur Ernährungssouveränität bei. Sie sichern auch artenreiche Wiesen als wichtige Lebensräume. Inzwischen sind mehr als 50 Prozent der Arten gefährdet mit unabsehbaren Folgen für unsere Ökosysteme.

Um auf die Not der Bestäuber hinzuweisen und aufzuzeigen, wie man ihnen effektiv helfen kann, wurde das Wildbienenprojekt gestartet. Mit tatkräftiger Unterstützung von verschiedenen Partnern aus Wissenschaft und Naturschutz wurden an zahlreichen Standorten neue Flächen angelegt, wo Wildbienen und andere Insekten wertvollen Pollen und Nektar finden. Zusätzlich angebrachte Nisthilfen bieten Platz für den Nachwuchs.

Verschiedene Mitmachaktionen, Workshops, Vorträge und Informationsmaterialien fordern die Kölnerinnen und Kölner zudem auf, eigene Maßnahmen zur Förderung von Wildbienen umzusetzen. Ein Wildbienenerlebnispfad am Umweltbildungszentrum Gut Leidenhausen mit Rallyeheftchen ergänzt das Angebot

Wildbienenschutz aktiv - ganz Köln macht mit

Naturforscherkiste - Förderung im Elementarbereich

Wie bereits im Elementarbereich Kindern Natur vermittelt werden kann, zeigt das Projekt der Naturforscherkiste. Im Rahmen dieses Projektes wurde für Kindertagesstätten eine Holzkiste entwickelt, in der Materialien enthalten sind, die eine naturnahe Gestaltung des eigenen Geländes und die anschließende Erforschung ermöglichen. Neben Saatgut für eine Blühwiese, Tontöpfe und Kräutersamen umfasst sie auch Bestimmungsbücher, Fernglas, Becherlupe sowie Bausätze für Nisthilfen und einen Regenwurmkasten.

In Kooperation mit der Universität Köln wurde dazu ein Begleitband entwickelt, der Informationen, kindgerechte Anleitungen und Spielideen rund um das Jahr bietet. Die Kisten wurden an 42 Pilotkitas ausgegeben und von Naturpädagogen eingeführt. Zusätzliche Aktionen wie ein Kürbiswettbewerb und die Begleitung durch Rundbriefe zu weiteren anwendungsbezogenen Naturthemen tragen zu einer weiteren Vertiefung der Thematik bei.

Die Naturforscherkiste

Gärtnern mit Pänz - Schulgarten aktiv

Durch das vermehrte Ganztagsangebot von Schulen verbringen Kinder und Jugendliche inzwischen einen großen Anteil ihrer Zeit an Bildungseinrichtungen. Daher ist es erforderlich, ihnen auch hier Natur nahe zu bringen. Ob Naturerlebnisbereich, Wildbienenlebensraum oder Gemüsegarten, Kinder können dort anschaulich lernen, wie Ökologie funktioniert.

Durch die personelle und finanzielle Unterstützung beim Aufbau von Schulgärten an Pilotschulen wird im Rahmen des Projektes neben der Thematik der Biodiversität auch die Ernährungssouveränität in den Fokus gerückt. Über die Verwendung des selbst gezogenen Gemüses für eine gemeinsame Vesper werden zusätzlich die Aspekte einer gesunden Ernährung auf einfache Art und Weise eingebunden.

Das Schulgarten-Netzwerk mit regelmäßigen Treffen bietet den erforderlichen Fachaustausch für Lehr- und OGS-Fachkräfte vor Ort und unterstützt somit bei der Problemlösung im eigenen Schulgarten.

Gärtnern mit Pänz - Pauken, Pausen, Pastinaken

Natur im Wohnquartier

Um Naturerleben auch im direkten Wohnbereich zu ermöglichen, wurden in einem Kooperationsprojekt des Amtes für Wohnungswesen mit dem Umwelt- und Verbraucherschutzamt und dem BUND Köln e. V. die Außenanlagen einer Sozialsiedlung naturnah gestaltet. Neben dem Anpflanzen von Obstgehölzen wurden eine Wildwiese eine naturnahe Hecke und Gemüsebeete angelegt, sowie Nisthilfen für Insekten, Fledermäuse und Vögel installiert. Die begleitende Naturerlebnisgruppe konnte nicht nur Akzeptanz für die Maßnahmen schaffen, sondern führte die Kinder auch spielerisch an die Natur heran. Gemeinschaftsfeste mit Gemüse aus dem eigenen Anbau haben darüber hinaus den Zusammenhalt der Bewohner gefördert. Aufgrund der guten Resonanz soll das Projekt an weiteren städtischen Wohnanlagen umgesetzt werden und so ein Gegenstück zu den allseits immer beliebteren Schottergärten bilden.

© Betina Küchenhoff
Wildwiese Wohnquartier

Inzwischen sind auch private Wohnungsbaugesellschaften tätig geworden. "Die Ehrenfelder Wohnungsgenossenschaft" hat an verschiedenen Standorten sechs Wildwiesen angelegt und Nisthilfen für Vögel und Wildbienen angebracht. Bei Baumpflanzungen werden Obstbäume bevorzugt und Gehölzränder sollen, wo es möglich ist, zukünftig gestuft und mit heimischen, blütentragenden Gehölzen angelegt werden. Auch Dach- und Fassadenbegrünung wurde an einigen Objekten bereits realisiert.

Die Ehrenfelder Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft eG

Auch die GAG Immobilien AG setzte erste Projekte zu mehr Natur im Wohnbereich um. So sind im Waldbadviertel nicht nur ein grünes Klassenzimmer und ein Gartenprojekt entstanden, es wurde auch ein kleiner Naturlehrpfad realisiert. Weiterhin betreibt die GAG Immobilien AG seit 2012 an verschiedenen Standorten Gartenclubs, wo Kinder aus den Anlagen unter umweltpädagogischer Leitung Gemüse anbauen und Natur erleben können.

Umwelt & Natur, GAG Immobilien AG

Dach- und Fassadenbegrünung

© Betina Küchenhoff
Fassadenbegrünung
© Betina Küchenhoff
Dachbegrünung Arena
© Betina Küchenhoff
Fassadenbegrünung Haus

In Städten ist meist wenig Freiraum vorhanden. Daher gilt es, möglichst viele Potentiale zu nutzen. Dächer, Zäune und Fassaden bieten als Teil der städtischen grünen Infrastruktur hier ungeahnte Möglichkeiten. Sie gewähren nicht nur einer ganzen Reihe von Arten Unterschlupf und Nahrung, sondern verringern auch die sommerliche Hitzebelastung und verbessern die Staubbindung.

Durch die Zwischenspeicherung von Regenwasser auf Dächern und in entsiegelten, begrünten Höfen wird ein Beitrag zum Rückhalt von Niederschlagswasser vor Ort, eine Steigerung der Verdunstungskühlung und die Schadensminderung von Starkregenereignissen geleistet. Nicht zuletzt steigern begrünte Dächer und Wände die Aufenthaltsqualität, schützen Dach oder Fassade vor Witterungseinflüssen und Graffitis und haben regulierende Funktion für den Innenraum. Ob Singapur oder Paris, inzwischen gibt es weltweit eine ganze Reihe innovative Begrünungsmaßnahmen, die auch für Köln als gutes Beispiel dienen können.

Um im privaten Bereich den Weg zu mehr Grün am Gebäude zu erleichtern, wurde das umfassende "Förderprogramm GRÜN hoch 3" aufgelegt. Gefördert wird die Begrünung von Dach-, Fassaden- und Hofflächen in bestimmten Stadtquartieren. Eine naturnahe Begrünung wird mit einem zusätzlichen Bonus belohnt.

Informationen zur städtischen Förderung und zu Pflanzen, die sich zum Schutz der Artenvielfalt besonders eignen, finden Sie hier:

GRÜN hoch 3

Weitere Informationen zu geeigneten Pflanzen für Dach oder Fassade finden Sie hier:

Naturnahe Fassadenbegrünung
Dachbegrünung - die Statik entscheidet

Kontakt

Stadt Köln
Umwelt- und Verbraucherschutzamt
Willy-Brandt-Platz 2
50679 Köln

Für Fragen und Anregungen zum Projekt stehen wir Ihnen gerne unter der Telefonnummer 0221 / 221-22770 oder per E-Mail zur Verfügung.

E-Mail