Pressemitteilung des Integrationsrates Köln

Der Integrationsrat Köln ruft dazu auf, allen Menschen, die von Flucht und Vertreibung betroffen sind, unsere Solidarität und Hilfsbereitschaft zukommen zu lassen. Der Integrationsrat begrüßt die große Hilfsbereitschaft der Kölner*innen gegenüber den geflüchteten Menschen aus der Ukraine und dankt den vielen ehrenamtlichen und auch hauptamtlichen Helfer*innen. Angesichts dieser humanitären Katastrophe gilt es, Hilfe zu leisten und Solidarität mit den Opfern des Krieges zu zeigen. Diese große Aufnahme -und Unterstützungsbereitschaft knüpft an die spontane Hilfsbereitschaft Mitte der 2010er Jahre an und viele der ehrenamtlichen Unterstützer*innen von damals sind heute noch aktiv.

Es darf keine "Zwei-Klassen-Gesellschaft Geflüchteter" geben!

Dass in der Bundesrepublik Deutschland eine unkomplizierte Aufnahme ukrainischer Staatsbürger*innen möglich ist, dass derzeit auch unbürokratische Formen der Unterbringung möglich sind, dass unkomplizierte Zugänge zum Bleiberecht erschlossen werden, eine unkomplizierte Aufnahme an allen Schulformen erfolgt und die direkte Teilnahme an Sprachkursen ermöglicht wird, ist sehr zu begrüßen. Begrüßenswert ist auch die Bereitstellung aller relevanten Informationen in ukrainischer und russischer Sprache.

Alle Menschen, die aus Kriegs- und Unruheregionen der Welt zu uns fliehen, wie beispielsweise auch aus Syrien, dem Jemen, Afghanistan oder Eritrea, müssen die gleichen Möglichkeiten auf ein menschenwürdiges, selbstbestimmtes Leben, auf ein gutes Ankommen und eine rasche Integration in Deutschland erhalten. Alle diese zu uns kommenden Kinder, alle diese zu uns kommenden Erwachsenen müssen die gleichen guten Chancen an Schulen und auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt haben und das Angebot erhalten, sich in ihren Sprachen über die Kölner Unterstützungssysteme zu informieren, wie es jetzt ermöglicht wird.

Der Diskriminierung russischstämmiger Menschen muss Einhalt geboten werden!

Es häufen sich Meldungen über Diskriminierung und Angriffe gegen Menschen russischer Herkunft in Deutschland. Feindbilder, die in diesem Konflikt beschworen werden, dürfen hier bei uns nicht reproduziert werden. Hier sind auch Politik und Medien in der Verantwortung. Eine Gleichsetzung der Menschen russischer Herkunft mit der russischen Regierung ist inakzeptabel. Viele dieser Menschen positionieren sich sehr klar gegen den Angriffskrieg auf die Ukraine. Werke russischer Künstler*innen, Schriftsteller*innen und Denker*innen aus dem kulturellen Leben zu verbannen oder Städtepartnerschaften "einzufrieren" ist ebenfalls ein völlig falscher Ansatz. Derartige "Bekenntnisse" sowie das Reproduzieren von Feindbildern führen in unserer Gesellschaft zu Spaltung und erzeugen Hass und Gewalt.

Die Willkommenskultur und Hilfsbereitschaft für Geflüchtete aufrechterhalten

Wichtig ist jetzt, Geflüchtete aus aller Welt gleichwertig zu behandeln und Diskriminierung entgegenzutreten. Dazu gehört auch eine sachliche Berichterstattung, die sich nicht an der Herkunft der Menschen mit internationaler Familiengeschichte orientiert. Grundlegend und wegweisend ist hier eine frühzeitige, gezielte und strukturierte Integrationspolitik. Der Integrationsrat hat hier viele Initiativen auf den Weg gebracht, wie zum Beispiel das "Eckpunktepapier zur Integration von zugewanderten Kindern und Jugendlichen an Kölner Schulen" und die Kampagne "Mehr Alles".

Tayfun Keltek
Vorsitzender des Integrationsrates Köln

Zur Kampagne Mehr Alles