Veranstaltung zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung 2010

Oberbürgermeister Jürgen Roters und die Stadtarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik luden zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung 2010 in das Historische Rathaus. Im Zentrum der Veranstaltung stand in diesem Jahr die Situation behinderter Menschen im Krankenhaus.

© Stadt Köln
Die Rede von Bürgermeisterin Scho-Antwerpes (links) wird von einer Gebährdensprachendolmetscherin übersetzt

Die Bürgermeisterin Scho-Antwerpes übernahm in Vertretung des Oberbürgermeisters die Begrüßung der circa 150 Gäste.

Wir sind noch lange nicht am Ziel, aber ich sehe uns auf dem richtigen Weg. Die Erklärung von Barcelona, die wir als Stadt unterzeichnet haben, vor allem aber auch die Verpflichtungen aus der UN-Behindertenrechtskonvention sind uns eine wichtige Richtschnur bei der Weiterentwicklung unserer Politik. Ich denke, wir können daher auch stolz sein, dass Köln aus 66 europäischen Städten unter die 4 Finalisten gewählt wurde, die die Europäische Kommission gestern nach Brüssel eingeladen hat. Dort wurde der Access City Award vergeben, der die Anstrengungen der Städte in Sachen Barrierefreiheit auszeichnet."

Krankheit - und gar ein Krankenhausaufenthalt - ist für jeden Menschen, unabhängig davon, ob er zusätzlich eine Behinderung hat oder nicht, eine belastende Situation. Er ist in einem Zustand großer Abhängigkeit.

Die heutige Veranstaltung greift das Thema nun im Lichte der UN-Behindertenrechtskonvention auf. Ihr Ziel ist es, die spezifischen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung im Krankenhaus deutlich zu machen und Barrieren von der Aufnahme bis zur Entlassung aufzuspüren. Sie will vor allem aber auch den Austausch zwischen allen Beteiligten fördern, in der festen Annahme, dass dies der beste Weg ist um Anregungen für Verbesserungen zu erarbeiten und auch ganz praktisch auf den Weg zu bringen.

Danach formulierte Carl-Wilhelm Rößler vom Zentrum für selbstbestimmtes Leben die Anforderungen der UN-Behindertenrechtskonvention an ein modernes Gesundheitssystem.

Menschen mit Behinderung haben das gleiche Recht auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit wie Menschen ohne Behinderung. Gleicher Zugang zur Gesundheitsversorgung, gleiche Qualität, Bandbreite und medizinischer Standard sind weitere Forderungen der UN-Konvention, Artikel 25.

Herr Rößler betonte, dass die Achtung der Menschenwürde bedeutet, den Grundsatz "Nichts über uns ohne uns" in allen Situationen ernst zu nehmen.

Dass in Köln die Diskussion über dieses Thema nicht bei Null begonnen wird machte die Behindertenbeauftragte der Stadt Köln, Marita Reinecke, deutlich. So hat eine Arbeitsgruppe der Kommunalen Gesundheitskonferenz bereits 2006 Qualitätskriterien entwickelt, zu denen auch Aspekte der Barrierefreiheit zählen.

Doch diese Aspekte weiter zu ergänzen, sie mit Leben zu füllen und sie in das Bewusstsein aller Handelnden zu rücken, daran muss beständig weiter gearbeitet werden.

Die Gäste diskutierten rege über Erfahrungen mit Barrieren und gewünschte Verbesserungen in drei Foren:

  • "Zugänglichkeit und Orientierung"
    Im Mittelpunkt: die Barrierefreiheit des Gebäudes
  • "Freundlicher und achtsamer Empfang"
    Im Mittelpunkt: das Aufnahmegespräch und die Aufnahmesituation
  • "Willkommen auf der Station"
    Im Mittelpunkt: die Pflegesituation auf der Station

Eine kurze Filmeinspielung zeigte beispielhaft einige der Barrieren, auf die Menschen mit Behinderung im Krankenhaus stoßen, und leitete zur anschließenden Podiumsdiskussion über. Die Journalistin Anke Bruns moderierte das Gespräch zwischen den Klinikvertretern Dieter Kesper und Professor Dr. Christian Schmidt, dem stellvertretenden Vorsitzenden des Gesundheitsausschusses Stefan Peil sowie den Vertreterinnen der Kölner Behindertenorganisationen Ute Palm und Barbara Combrink-Souhjoud.

Es entwickelte sich eine intensive Diskussion um die Thesen und Forderungen aus den Foren. Zentrale Themen waren die Aspekte Zeit und Fortbildung des Fachpersonals. Es ging aber auch um das Recht auf Assistenz im Krankenhaus, um notwendige Hilfsmittel und um die Qualität der Kommunikation zwischen Krankenhaus und Patientinnen und Patienten mit Behinderung und ihren Angehörigen.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Behindertenorganisationen betonten ihre Bereitschaft, die Kliniken auf ihrem Weg zu mehr Barrierefreiheit zu unterstützen. Diese Bereitschaft bezogen sie sowohl auf die Begehung von Gebäuden als auch auf die Beteiligung an Aus- und Fortbildungen des Personals.

Die Klinikvertreter zeigten große Offenheit gegenüber den diskutierten Vorschlägen und notierten einige davon direkt für eine kurzfristige Umsetzung beziehungsweise Weitergabe. Darüber hinaus wurde vorgeschlagen, dass die Stadtarbeitsgemeinschaft Behindertenpolitik zukünftig die Möglichkeit erhalten sollte, ein Mitglied in die Kommunale Gesundheitskonferenz zu entsenden. Eine dort eingesetzte Arbeitsgruppe könnte die zahlreichen Vorschläge weiter bearbeiten und den Kliniken damit Hilfestellung bei ihrer barrierefreien Weiterentwicklung geben.

© Till Muellenmeister
Ausstellung "Inklusion grün"

Zum Abschluss der Veranstaltung wurde im Rahmen eines Umtrunks die Ausstellung "Inklusion grün" eröffnet. Diese Ausstellung ist aus einer Kooperation des Künstlers Angelo Sanna und der Sozial-Betriebe-Köln gGmbH entstanden. Die Einführung übernahm der Geschäftsführer der SBK Otto B. Ludorff.

Weiterführende Links

Informationen zur UN-Konvention
Erklärung von Barcelona
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