RBA-Sonderedition mit digitalen Fotoprints und Postkartenbox

Auf der Frankfurter Buchmesse brachte der Kölner Greven-Verlag sein 2012 erstmals erschienenes Erfolgsbuch "Köln vor dem Krieg - Leben/Kultur/Stadt 1880-1940", herausgegeben von Reinhard Matz und Wolfgang Vollmer, in einer neuen Edition auf den Buchmarkt. Der umfangreiche Bildband spiegelt wie kein anderer zuvor die städtebauliche und kulturelle Entwicklung aber auch das Leben in unserer Stadt in zahlreichen Facetten wider.

Er wird bereichert um drei hochwertige Digital-Fotoprints, gefertigt nach Glas- und Repronegativen des Rheinischen Bildarchivs. Die autorisierten und nummerierten Motive von August Kreyenkamp (Pferdedroschke am Neumarkt, 1910), Werner Mantz (Siedlung Kalkerfeld, um 1930) und August Sander (Sankt Kolumba und Dischhaus, 1930) im Format 29 mal 42 Zentimeter wurden in einer limitierten Auflage von 100 Exemplaren verlegt.

Begleitend erschien eine Postkartenedition mit jeweils zehn Motiven aus dem Rheinischen Bildarchiv im Format 12 mal 17 Zentimeter in einer Metalldose. Auch sie enthält die oben angeführten Aufnahmen, bereichert um Fotos von Theodor Creifelds, Albert Lang und unbekannten Fotografen.

Werner Mantz: Pressa, Haus der Kölnischen Zeitung (1928)

Greifen wir die querformatige Aufnahme des Pavillons der Kölnischen Zeitung auf der "Pressa", erbaut 1928 nach den Plänen von Wilhelm Riphahn und Caspar Maria Grod, heraus und schauen sie uns näher an: Riphan hatte als erster Architekt die Begabung des jungen, 1901 in Köln geborenen Werner Mantz für die Architekturfotografie entdeckt. Die zunehmende Bautätigkeit in den 1920er Jahren verlangte nach einer entsprechenden Visualisierung der neuen Bauformen- und Gestaltungsideen und Mantz kam den Vorstellungen der Architekten und Bauherren in passender Weise entgegen. Er konzentrierte sich in seinen Fotografien auf das Konzeptionelle und Ideelle der Architektur. Mit einer gezielten Lichtgestaltung versuchte er die klare Gesetzmäßigkeit und Ordnung abzubilden, die diese Architektur auszeichnet. Er bediente sich keiner zusätzlichen Lichtquellen, sondern wartete in langen Arbeitsprozessen genau die Wetterkonstellationen ab, um durch eine gezielte Schattenführung die dem Gebäude innewohnende Geometrie hervortreten zu lassen.

Im Foto vom Haus der Kölnischen Zeitung auf der Pressa offenbaren die strenge Symmetrie der in leichter Untersicht gefertigten Aufnahme, sowie die hart gegeneinander gesetzten dunklen und hellen Flächen die blockartige und hoch aufstrebende Architektur. Nur der zarte Schattenfall der Balkone lockert die Strenge der großen weißen Wandflächen etwas auf, spiegelt aber zugleich die geometrischen Formen des Gebäudes wider. Das von rechts oben einfallende Licht wird im Zusammenspiel mit den Wolkenformationen zum gestalterischen Element und modelliert den Baukörper aus der Fläche heraus. Mantz ging weit über die Anforderungen einer dokumentarischen Erfassung hinaus.

Die zumeist provisorisch errichteten "Pressa"-Bauten fanden in der Fachliteratur große Resonanz, wozu gerade die kongeniale Erfassung durch die Fotografie einen wesentlichen Beitrag leistete. Mantz zählte fortan auf dem Gebiet der Architekturfotografie zu den bedeutendsten Vertretern der in den 1920er Jahren aufgekommenen künstlerischen Strömungen des "Neuen Sehens" und der "Neuen Sachlichkeit". Vor allem seine um 1930 entstandenen Fotos von Wohnblöcken der Siedlung Köln-Kalkerfeld sowie der "Weißen Stadt" in Köln-Buchforst wurden berühmt.

Evelyn Bertram-Neunzig

Das Mantz-Foto in der Bilddatenbank "Kulturelles Erbe Köln" Köln vor dem Krieg - Die Edition