Bis zum Beginn der letzten Bergungsphase am 24. November 2010 wurden etwa 85 Prozent der verschütteten Archivalien geborgen. Weitere zehn Prozent wurden noch im Bergungsbereich vermutet, fünf Prozent gelten als verloren. Von den ursprünglich 30 laufenden Regalkilometern Archivalien wurden demnach noch etwa drei im Bergungsbereich erwartet. Zum Vergleich: Kleine und mittlere Kommunalarchive haben insgesamt zwischen 700 laufenden Metern und drei Kilometern Aktenbestand.

Vermutete Archivalien und Arbeitsschritte

Es wurde angenommen, dass sich städtische Akten aus der Zeit seit 1945, beispielsweise Personenstandsregister (Geburts-, Heirats- und Sterbeurkunden), und Nachlässe wie die des Kölner Männergesangvereins noch im Bergungsbereich befinden. Alle diese Stücke lagen seit dem Einsturz im Grundwasser und mussten daher sofort in die Gefriertrocknung gebracht werden.

Die gefundenen Unterlagen wurden zunächst bei minus 30 bis minus 50 Grad Celsius schockgefroren und nach spätestens zwei Jahren unter Vakuum wieder aufgetaut. Dabei sublimiert das zu Eis gefrorene Wasser.

Das bedeutet, dass es sofort vom festen (Eis) in den gasförmigen Zustand (hochfeiner Wasserdampf) übergeht. Es wird so dem Archivgut entzogen ohne das Stück erneut zu durchnässen.

Die Lagerung im Grundwasser hat zunächst wenig Schäden verursacht, da kein Sauerstoff in direkten Kontakt mit dem Archivgut kam. Durch Sauerstoffzufuhr können Mikroorganismen wie Schimmel aktiv werden, die dann die Archivalien weiter zersetzen. Daher wurden die Stücke sofort nach der Bergung aus dem Grundwasser mit Brausen und frischem Wasser abgespült, um den aufhaftenden Schmutz zu entfernen. Anschließend wurden sie in Folie verpackt, in Gitterboxen gelagert und dann bei großen Kühlfirmen schockgefroren.

Die eigentliche Trocknung wurde sowohl von kooperierenden Werkstätten als auch vom Restaurierungs- und Digitalisierungszentrum in Porz übernommen.

Was geschah mit dem bislang geborgenen Archivgut?

Die bis dahin bereits geborgenen 85 Prozent entsprechen 25,5 laufenden Regalkilometern Archivalien. Von diesen sind 35 Prozent schwerst beschädigt, 50 Prozent haben schwere und mittlere Schäden erlitten und 15 Prozent sind nur leicht beschädigt. 

Dieses Archivgut wurde erstversorgt, das heißt oberflächlich gereinigt, verpackt, nach nass und trocken getrennt sowie grob in Listen erfasst. Es ging dann entweder in die Gefriertrocknung oder wurde auf insgesamt 20 Asylarchive verteilt. Dort liegt es ungeordnet und lediglich grob gereinigt, aber verpackt und sicher. Nach und nach reisen Teams von Archivarinnen und Archivaren in die Asylarchive und erfassen in einer Art Gesamtinventur, welches Stück welchem Bestand zuzuordnen ist und welche Schäden es erlitten hat. Da Identifizierungsmerkmale wie Signaturen beim Einsturz verloren gegangen sind, ist dies ein aufwändiger und mühsamer Prozess, der voraussichtlich noch bis Anfang 2017 dauern wird. 

© Stadt Köln/Carsten Gruss

Eine Nutzung des Archivgutes ist erst wieder möglich, wenn die Archivalien den Beständen zugeordnet wurden und wenigstens trockengereinigt, also vom alkalischen Betonstaub des Einsturzes befreit, wurden. Dieser Staub droht, die Stücke nach und nach zu zerstören, da sich aus ihm eine aggressive Lauge bilden kann.

Der geschätzte Restaurierungsaufwand liegt bei 6.300 Personenjahren. Wenn aber kontinuierlich 200 Restauratorinnen und Restauratoren überall dort, wo freie Kapazitäten sind, für das Kölner Stadtarchiv restaurieren, werden etwa 30 bis 50 Jahre benötigt, ehe alle geborgenen Stücke wieder hergestellt sind.