Collage mit 3 Bildern aus der Musikbibliothek© Stadtbibliothek Köln

Im Jahr 2022 feierte unsere Musikbibliothek ihr 100-jähriges Bestehen (1922 bis 2022) mit einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm und neuen Serviceangeboten. Im Jubiläumsjahr gab es jeden Monat eine Mischung aus besonderen Events und weiteren Begleitprogrammen für Jung und Alt. Musikworkshops, interaktive Konzerte, musikalische Vorlesestunden und Programme zu unseren Musikstreaming-Angeboten und zur digitalen Notenbibliothek sind nur einige Beispiele.

Unsere Jubiläumsbroschüre zum Download
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Radiobeitrag zur Musikbibliothek im Jubiläumsjahr (Kultur am Mittag, WDR, 27. April 2022) Nachbericht zum "Impuls plus"-Workshop am 28. Januar 2022 in Kooperation mit der Kölner Philharmonie

Grußworte

Dr. Hannelore Vogt, Direktorin der Stadtbibliothek Köln 

Wenn man genau hinsieht, liegt in unserer traditionsreichen Musikbibliothek schon die Keimzelle des Makerspace-Gedankens, dem sich die Stadtbibliothek Köln heute verschrieben hat: "Explore – Create – Share", also "Entdecken, selbst etwas tun und sein Wissen teilen". Schon seit ihrer Gründung bewahrt die Musikbibliothek nicht nur klassische Werke, sondern fördert kulturelle Bildung auf vielfältige Weise und weckt Neugierde auf unbekannte Klänge. Von Anfang an wird auch das eigene Spiel, das kreative Schaffen ermöglicht. Fortgeführt wird dies auch in späteren Zeiten – so entsteht beispielsweise ein Tonstudio, ein Stutzflügel wird angeschafft und seit 2021 gibt es ein für alle kostenfrei zugängliches Filmstudio. Besonders freut mich, dass wir den Kölner*innen in dieser Tradition heute neben Musikalien in analoger und digitaler Form auch eine Vielzahl ausleihbarer Instrumente aus unterschiedlichsten Kulturen sowie inspirierende Workshops bieten können.
Das Programm im Jubiläumsjahr zeigt, neben ihrer Geschichte, einen Querschnitt durch das Spektrum der heutigen Musikbibliothek, die trotz ihres ehrwürdigen Alters immer am Puls der Zeit bleibt – und dieser manchmal sogar voraus ist.

Louwrens Langevoort, Intendant der Kölner Philharmonie

Ich gratuliere Köln und der Stadtbibliothek zu dieser großartigen Musikbibliothek: Sogar für nicht musikalische Kölner und Kölnerinnen erschließt sich hier ein Ort zum Kennenlernen und Studieren. Ein Ort, an dem die Musik greifbar ist und gehört werden kann. Es sollte kein Geheimtipp für Kenner sein, sondern Genuss pur.

Geschichte

Die Gründung der Kölner Musikbücherei ist ebenso wie die Städtische Volksbücherei aus der Volksbildungsbewegung hervorgegangen, die in Deutschland erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts begann. Initiator der musikalischen Volksbibliotheken war der Musikschriftsteller Paul Marsop, der sich mit großem Engagement für die Errichtung und Verbreitung dieser Spezialbibliotheken einsetzte und in München 1902 die erste Städtische Musikbibliothek gründete. Die Aufgabe dieser Einrichtung sah Marsop primär in der musikalischen Früherziehung. Musik als Bildungsgut sollte allen Bevölkerungsschichten gleichermaßen zugänglich gemacht werden.

Diese musikpädagogische Arbeit der Musikbüchereien sollte nach Marsop durch Vorträge, Förderung der Hausmusik durch gemeinsames Musizieren und Kontakte zu Komponist*innen ergänzt werden. Außerdem sollte die Musikbibliothek unabhängig von einer zentralen Bibliothek sein. Marsop begab sich auf Vortragsreise, um in möglichst vielen Städten und Gemeinden Überzeugungsarbeit zu leisten und Anhänger*innen für seine Idee zu gewinnen. 1913 machte er auch in Köln Station und hielt am 8. Oktober im Saal des Kölner Konservatoriums in der Wolfstraße seinen Vortrag über "Wesen und Wirkung der Musikalischen Volksbibliotheken". Hier nahm unter anderem der damalige Leiter der "Kölner Volksbibliotheken und Lesehallen", Professor Franz Haack, teil. Kritisch sah Haack die von Marsop geforderte Unabhängigkeit der Musikbibliotheken. Er befürchtete, dass dies in Köln zu einer Kräftezersplitterung im städtischen Bibliothekswesen führen werde. Dennoch bildete sich im Anschluss an Marsops Vortrag ein Gremium zur Gründung einer Musikalischen Volksbibliothek. Neben Franz Haack traten diesem auch Generalmusikdirektor Fritz Steinbach und Oberbürgermeister Max Wallraf bei. Durch den Ausbruch des 1. Weltkriegs wurde die Einrichtung einer Kölner Musikbibliothek jedoch vorläufig ad acta gelegt.

1922 – die Gründung

Erst 1922 konnten die Pläne zur Einrichtung einer Kölner Musikbibliothek durch die Initiative von Professor Hermann Unger, Leiter der musikalischen Abteilung der "Vereinigung zur Förderung des Volksbildungswesens", realisiert werden. Unterstützt wurde er dabei vom damaligen Kulturdezernenten Johannes Meerfeld. Der Grundstock des Bibliotheksbestandes setzte sich aus Noten und Büchern zusammen, die Unger bei Kölner Familien, im Musikalienhandel und bei Verlagen gesammelt hatte. Er leitete die neue Einrichtung zunächst nebenamtlich. Zu Beginn des Jahres 1923 umfasste der Bestand circa 2.100 Noten und 245 Bücher. Insbesondere die hervorragende Musikliteratur wurde öffentlich wahrgenommen und von Paul Marsop bei einem Besuch der Bibliothek lobend erwähnt. Die Musikbücherei wurde zuerst in einer Schule in der Spichernstraße untergebracht, in der auch die Bibliotheksdirektion ihren Sitz hatte. Es folgten in kurzen Zeitabständen Umzüge in eine Schule in der Pfälzerstraße 34 und in die Schule an der Frankstraße in der Huhnsgasse 2a.

Die Bibliothek war im Winter zweimal wöchentlich von 18 bis 20 Uhr geöffnet. Elf Arbeitsplätze standen der Kölner Bevölkerung zur Verfügung. Unterstützt wurde Unger in der ersten Zeit von Bibliotheksanwärterin Aenne Schmitz, die im Rahmen ihrer Ausbildung mit zunächst sechs Wochenstunden in der Musikbücherei eingesetzt wurde. Nach Abschluss ihrer Ausbildung übernahm Schmitz schließlich die Leitungsstelle der Musikbibliothek. 1926 wurde die städtische Einrichtung mit der Bücherei der Rheinischen Musikschule vereinigt und fand in deren Gebäude am Mauritiussteinweg 59 eine neue Unterkunft.

© Stadtbibliothek Köln

1929 – Erweiterung durch eine Schallplattenabteilung

Um professionellen Musiker*innen und den zahlreichen Musikvereinen in Köln einen kostengünstigen Zugang zu guten Aufnahmen klassischer und moderner Werke zu ermöglichen, wurde im November 1929 eine Schallplattenabteilung eingerichtet. Die Kölner Musikbibliothek war somit die erste Einrichtung dieser Art in Deutschland, die das Ausleihen von Schallplatten für ihre Mitglieder ermöglichte. Darüber hinaus wurden dem Publikum ab 1929 monatlich Veranstaltungen angeboten, bei denen Kammer- und Volksmusik, Klavierspiel und Lieder zu Gehör gebracht wurden. Diese Musikabende sollten eine Einführung in die vorhandenen Noten- und Bücherbestände bieten und dadurch den Zusammenhang zwischen Musikbibliothek und Publikum verstärken.

1943 bis 1968 – Zerstörung, Wiedereröffnung und Umzüge

In der Bombennacht am 29. Juni 1943 wurden das Gebäude der Rheinischen Musikschule und somit auch die Räume der Städtischen Musikbibliothek am Mauritiussteinweg zerstört. Die Noten- und Bücherbestände konnten weitgehend durch frühzeitige Auslagerungen vor den Zerstörungen gerettet werden. Nach Kriegsende bezog die Musikbücherei zunächst einen Raum in einer zerstörten Schule in der Euskirchener Straße 50a. Dort konnten die Bücher- und Notenbestände, die bisher in einem Keller der Rheinischen Musikschule in der Brühler Straße lagen, der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung gestellt werden. Am 22. Oktober 1945 konnte die Bücherei wiedereröffnet werden. Später gelang es auch, die außerhalb Kölns gelagerten Schallplattenbestände zurückzuholen.

Im Juli 1948 wurde die Musikbücherei von Sülz in die St. Apernstraße 61/65 verlegt, bevor sie im April 1950 im dritten Stock des Hansa-Hochhauses untergebracht wurde. Nach einem Jahr erfolgte erneut ein Standortwechsel, als die Direktion der Volksbüchereien und die Musikbücherei vom Hochhaus in das Gewerbehaus in der Johannisstraße 72/80 verlegt wurden. 1968 beschloss der Rat den Bau einer Zentralbibliothek am heutigen Standort, in der auch die Musikbücherei, die für die Übergangszeit noch vom Johannishaus in das Jakordenhaus umziehen musste, ein neues und dauerhaftes Domizil finden sollte.

© Stadtbibliothek Köln
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1979 – Eröffnung der Zentralbibliothek am Josef-Haubrich-Hof

Am 21. September 1979 wurde die Musikbücherei eine integrierte Abteilung der neu eröffneten Zentralbibliothek am Josef-Haubrich-Hof. Sie verfügte über Abhörstationen für Schallplatten, einem schallisolierten Tonstudio mit einem Steinweg-Flügel und einem daran angeschlossenen Regieraum für Tonaufnahmen. Die Musikbibliothek entwickelte sich in den darauffolgenden Jahren zu einer der beliebtesten Abteilungen des Hauses. Sie erzielte 1981 allein 16,7 Prozent der Gesamtentleihungen der Zentralbibliothek. Der attraktive Bestand der Musikbibliothek umfasste Musik in jeder Form: circa 25.000 Noten, Musikliteratur, Schallplatten, Musikkassetten und ab 1985 erstmals CDs. Durch Umbaumaßnahmen wurde der Publikumsbereich 1996 vergrößert, sodass die Bestände benutzerfreundlicher und der ausgedehnte CD-Bestand in den Bereichen Unterhaltungsmusik und Klassik komplett im Freihandbereich aufgestellt werden konnte.

2013 bis heute – Maker-Bewegung, Ausleihen von Musikinstrumenten, Streamingdienste

2013 griff die Stadtbibliothek Köln als erste öffentliche Bibliothek Deutschlands den Trend der Maker-Bewegung auf und richtete im vierten Obergeschoss der Zentralbibliothek einen Raum mit neuer Technologie zur freien kreativen Nutzung ein, den sogenannten Makerspace. Bereits vorhandene Tontechnik und neue Instrumente wurden als musikalischer Anteil integriert. Seitdem finden sich hier neben Musikzimmer mit Flügel auch E-Drums, E-Piano, Musiksoftware zur Nutzung vor Ort und Sonic-Chair auch Digitalisierungsstationen unter anderem für Schallplatten und Musikkassetten.

Neben speziellen Workshops, in denen beispielsweise Grundlagen der Tontechnik, Musikprogrammierung und erste Schritte mit einem neuen Musikinstrument vermittelt werden, bietet die Stadtbibliothek seit 2017 erstmals das Ausleihen von Musikinstrumenten an. Das Angebot an entleihbaren Instrumenten ist mit Loop Synthesizer, E-Violine, Konzertina und vor allem mit Instrumenten aus anderen Kulturen wie Saz, Daf und Doumbek stetig gewachsen und wird von den Bibliotheksbesucher*innen rege genutzt. Mittlerweile können über vierzig verschiedene Instrumente sowie musikalisches Equipment, zum Beispiel Aufnahmetechnik, Synthesizer und USB-Mikrofone, ausgeliehen werden. Der digitale Wandel stellt auch die Musikbibliothek vor neue Herausforderungen. Seit 2020 können Mitglieder der Stadtbibliothek kostenlos den Musik-Streamingdienst NAXOS mit Klassik, Jazz und Weltmusik sowie medici.tv, den führenden Video-Streamingservice für klassische Musik, Oper und Tanz, nutzen. Seit Frühjahr 2022 gibt es nun auch ein digitales, rund um die Uhr kostenlos nutzbares Notenangebot des Anbieters nkoda.

Die Kölner Musikbibliothek ist bis heute ein Ort, an dem neben innovativen Angeboten die klassische Fachauskunft und die Recherche einen hohen Stellenwert haben. Auch Veranstaltungen und Ausstellungen prägen nach wie vor das Bild einer modernen Musikbibliothek. So konnten zahlreiche Ausstellungen, zum Beispiel 1983 über Max Reger, 2012 die Arbeit des Kölner Josef-Haydn-Instituts oder 2018 die Entwicklung der lebendigen und vielseitigen Kölner Clubszene den Bibliotheksbesucher*innen präsentiert werden. In der Veranstaltungsreihe "Impuls plus", die in Kooperation mit der Philharmonie Köln angeboten wird, werden Konzertbesuche mit vorheriger Werkeinführung in der Bibliothek ermöglicht. Im Rahmen des renommierten Musikfestivals "Acht Brücken" finden Lunch-Veranstaltungen statt.

Aus der Kölner volksbibliothekarischen Musikbücherei entwickelte sich in den letzten 100 Jahren eine innovationsfreudige, moderne Einrichtung, die auch in Zukunft mit vielfältigen Angeboten und einem attraktiven Medienbestand einen zentralen Ort in der Kölner Stadtlandschaft einnimmt.

Unsere Angebote in der Musikbibliothek

© Stadtbibliothek Köln
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  • Musikliteratur von Musikgeschichte bis Musiktheorie, von Musikpädagogik bis Biografien
  • Musikzeitschriften zu Rock/Pop, Jazz und Klassik sowie Musikpädagogik
  • Noten für verschiedenste Zielgruppen, Genres und Instrumente aller Art
  • Musik-Streaming mit NAXOS Music Library für Klassik, Jazz und Weltmusik
  • Video-Streaming mit medici.tv für Opern, Ballett, (Live-)Konzerte und Dokumentationen für Klassik und Jazz, Master Classes
  • Instrumente zur Nutzung in der Zentralbibliothek Grotrian-Steinweg-Flügel im buchbaren Musikzimmer, Akustikgitarre, E-Gitarre, E-Drums, E-Piano (auch in der Stadtteilbibliothek Nippes)
  • Instrumente zum Ausleihen, auch aus einigen Stadtteilbibliotheken von Ukulele über Cajón bis Theremin. Über 50 verschiedene Instrumente und musikalisches Equipment wie Aufnahmegeräte und Mikrofone 
  • Musiksoftware für Notensatz, Gehörbildung und Tonschnitt vor Ort nutzbar
  • Workshops zum Kennenlernen von Musikinstrumenten, Songwriting, Musikprogrammieren, Instrumentenbau und mehr
  • CDs von Blues bis Kölsche Musik, von Rock, Pop bis Klassik. "Musik in Köln" als lokaler Schwerpunkt
  • DVDs mit Konzertaufnahmen und Dokumentationen, unter anderem von Rock, Pop und Klassischer Musik
  • Schallplatten aus der aktuellen Kölner Musikszene
  • CD-Player und Plattenspieler zum Musikhören vor Ort
  • Vinylbar und Audiobar Digitalisierungsstationen zur Selbstnutzung für private Schallplatten und Audiokassetten
  • Digitale Notenbibliothek nkoda 
Musik-Streaming mit Naxos und Video-Streaming mit medici.tv
Informationen zu den Musikinstrumenten und weiteren Angeboten vor Ort
Reservierung des Musikzimmers mit Grotrian-Steinweg-Flügel

Förderung

Die Veranstaltungsreihe "100 Jahre Musikbibliothek" wurde durch die Sparkasse KölnBonn gefördert.

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