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Aktuelles

"Mehr Platz für Falter"

Westfriedhof erhält NABU-Auszeichnung für Schmetterlingsfreundlichkeit

Im Rahmen des Tages der Kölner Friedhofskultur am Sonntag, 4. Juni 2023, auf dem Westfriedhof, nahm Bürgermeister Dr. Ralph Elster für die Stadt Köln die Auszeichnung mit der NABU-Plakette "Schmetterlingsfreundlicher Friedhof" entgegen.

Friedhöfe sind in unseren Städten wichtige Rückzugsorte für Tier- und Pflanzenarten mit großem Potenzial. Das Anlegen eines schmetterlingsfreundlichen Friedhofs trägt daher mit naturnaher Gestaltung zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Dieses Ziel verfolgt der NABU NRW im Rahmen seines vom Landesumweltministerium geförderten Projekts "Mehr Platz für Falter – Jetzt wird‘s bunt!". Durch eine Veränderung in der Bestattungskultur stehen auf Friedhöfen große Flächen zur Verfügung, die zukünftig für Bestattungen nicht mehr benötigt werden und für Schmetterlinge und andere Insekten zu wertvollen Rückzugsräumen entwickelt werden.

Auf dem Kölner Westfriedhof wurden bereits mehrere naturnahe Maßnahmen erfolgreich in Zusammenarbeit mit dem NABU Stadtverband Köln umgesetzt. Dank seiner biologischen Vielfalt leben mehr als 30 Vogelarten auf dem Westfriedhof.

100 Jahre Westfriedhof

Am 1. Oktober 2017 wurde der Westfriedhof 100 Jahre alt. Mit einem Fest würdigte die Friedhofsverwaltung das Bestehen und lud alle Kölnerinnen und Kölner ein, an diesem teilzunehmen. Im Rahmen eines unterhaltsamen Programms eröffnete Oberbürgermeisterin Henriette Reker die Feier zum Jubiläum.

Nähere Informationen zum Westfriedhof und seinem 100-jährigen Bestehen entnehmen Sie bitte dem beigefügten Flyer.

Flyer: Der Westfriedhof
PDF, 1121 kb

Der Friedhof

Nach den Eingemeindungen im Kölner Westen (1888) wuchs der Bedarf nach Begräbnisraum. Geplant wurde der Friedhof von Johannes Ibach und Karl Wach. Im Oktober 1917 wurde er eingeweiht.

Eine Reihe von Grabmälern aus der Zeit um 1918 bis circa 1940 treten, den Forderungen der "Reformkunst" gemäß, dezent in den Grünbereich zurück, doch sind sie vielfach künstlerisch bedeutende Zeugnisse ihrer Entstehungszeit (Dr. R. Beines).

Kölner Friedhöfe: Der Westfriedhof, WDR Lokalzeit Köln

Nahe des Eingangs: die Grabstätten von Ordensleuten

Der Westfriedhof öffnet sich von der Venloer Straße über einen großen Hauptweg, der auf die Trauerhalle von 1921 zuläuft. Dahinter erstreckt sich das 1935 bis 1937 von Hans Heinz Lüttgen erbaute Krematorium. Am Weg gleich hinter dem südlichen Eingang finden sich rechter Hand zahlreiche Grablegen von Ordensleuten (Flur A, Franziskanerinnen, Cellitinnen, Kupfergasse) auffindbar.

Gegenüber hiervon in Flur A die Grabstätte Ohly (circa 1919): Hier ist ein in Kunststein gehaltenes klassizistisches Wandgrab mit einer antik gewandeten Frau dargeboten, die still und betroffen in ihrem Gewandbausch Rosen hält.

Am Hauptweg von Flur A beeindruckt die großflächig formulierte neoklassizistische Wandgrabstätte Tamm. Das Marmorrelief der Mitte gibt einen Mann wieder, der mit Pilgerstab fortschreitet und von einer trauernden Frau Abschied nimmt (circa 1925). Die als gestuftes Wandgrab mit Kreuz angelegte Grabstätte Löw (circa 1917, Travertin), verkündet im Rahmen mit Eicheln und Eichenblättern den Ruhm der Verstorbenen.

Ein expressiv das Leiden Christi ausdrückendes Gabelkreuz bezeichnet die Grabstätte Flatten, in der der bedeutende Kölner Theologe Professor Dr. Heinrich Flatten (1907 bis 1987) ruht. Rechts hiervon die "heroische" Grabstätte des kriegsgefallenen Leutnant Walter Rehkop (verstorben 1916): Auf einem Sarkophag ist im Frontispiz das blumengerahmte Bildnis des Verstorbenen vorgestellt. Den Sarkophagschmuck unter dem "Reichsadler" bildet ein Eichenlaubkranz mit Säbel und Stahlhelm.

Ruhe strahlt die Grabstätte Scholten aus

Demgegenüber strahlt die Grabstätte Scholten mit einem antikisierend gekleideten Jüngling, der einen Pilgerstab hält, große Ruhe aus (Bronze). Die Inschrift lautet: "Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, ist nicht tot, er ist nur fern. Tot nur ist, wer vergessen ist" (circa 1920).

In Flur D liegt die Grabstätte Heinrich Gräven (circa 1920). Das in stilisierten neoklassizistischen Formen geschaffene Wandgrab zeigt ein sich abschiedlich zugewandtes, porträthaft aufgefasstes Paar. Der Mann hält einen Pilgerstab in der Hand und wendet sich einer trauernden Frau zu: "Wenn Liebe könnte Wunder tun und Tränen Tote wecken, dann würde dich gewiss nicht hier, die kühle Erde decken."

Eine Stilkomposition von Neogotik und Jugendstil macht die Grabstätte Johann Fastenrath (1839 bis 1908, Flur D, später hierhin versetzt) aus. An den äußeren Seiten trauern Frauen; die linke trägt ein Rosenbukett, die rechte Palmzweige. Sie sind auf die Porträtbüste von Johann Fastenrath hin gerichtet. Fastenrath hat die Blumenspiele im Gürzenich begründet (Prof. Heinz Brandtsetter 1909).

Kurz dahinter die Grabstätte Heinzen (1921, Wandgrab aus Sandstein). In gestufter Form wird in einer Apsis das Kreuz in perspektivischer Anordnung als das Zentrum des neuen Lebens durch das Sterben Christi erklärt.

Ensemble der Auferstehungshoffnung im Kreuz

Das von unten geschwungene Wandkreuz der Grabstätte der Familie Josef Felder (1924, Flur A), sowie die daneben liegende Grabstätte Doktor Peter Honecker (circa 1926, Wandgrab, das Christus als den Auferstandenen schildert) bilden ein eindrucksvolles Ensemble der Auferstehungshoffnung im Kreuz.

Links von der Trauerhalle in Flur P (556 bis 561) liegt die Grabstätte von Stephan Schramma (22. August 1969 bis 31. März 2001), Sohn des ehemaligen Oberbürgermeisters. Eine in Diabas gestaltete Stele, fasst eindrucksvoll die geeinte Familie auf, die ringend den Sohn und Bruder im miterlebten Sterben loslassen. Er rückt unaufhaltsam aus dem horizontalen "Diesseits" ins "vertikale" Jenseits zum Himmel empor.

In Flur P (Nr. 297) die Grabstätte Bertha Keller (1925): Ein aus mehreren Blöcken gebildetes Wandgrab aus Kunststein zeigt in einem mittigen Marmorrelief eine Frau, die sich in trauernder Weise die Hände zum Gesicht hält. Nach oben hin schließt das Ganze in gestufter Form mit stilisiertem Akanthus ab.

In Flur N (263 bis 267) liegt die Grabstätte Käthe Zimmer (wiederverwendet): Die in Kunststein gefertigte Arbeit stellt eine Frau in antikisierenden Gewändern dar, die von einem Engel in die Ewigkeit geleitet wird. Bemerkenswert sind die in die Flankierpfeiler integrierten Laternen mit ihren zeitspezifischen Dekoren (1920er Jahre).

Eine künstlerisch äußerst bemerkenswerte Arbeit der Reformkunst ist die Grabstätte Bosgard (Flur O, circa 1924). U-förmig ist der Sockel angelegt, der in eine Ziegelwand greift. Von ihr steigt eine sich nach oben hin verbreiternde Stele auf, die kreuzförmig schließt und in der Mitte Christus mit Dornenkrone wiedergibt.

Gräberfelder erinnern an Gefallene des 2. Weltkrieges

Zur Flur 5 hin öffnen sich große Gräberfelder, die an die Gefallenen des 2. Weltkrieges erinnern. Eingeleitet werden die Areale mit einer Bronzeplastik, die einen auf engstem Raum Inhaftierten (O. Zadkine "Die Gefangenen") schildert.

Weiterhin zur Flur V wird der hier bestatteten Opfer der Gewaltherrschaft von 1939 bis 1945 gedacht. In dem Gedenkraum ist eine eindrucksvolle Pieta zu finden (von K. Lehmann). Neben vielen Ermordeten "verschiedener Nationen" werden auch 788 Opfer der GESTAPO genannt. Die Bronzeplastik von Herbert Calleen mit den "Jünglingen im Feuerofen" (Buch Daniel, Kapitel 3, 6 folgendes.) verdeutlicht die Gefängnissituation und den Schrecken des Krieges von 1939 bis 1945.

Die Grabstätte Hildegard Franzen (verstorben 1991) weist ein Kreuz mit einem engen Tor auf, durch das diagonal Treppenstufen führen. Der Tod ist der Weg – über das Kreuz findet man zum Leben.

Vom Zeitgeist des Expressionismus stark geprägt ist die Grabstätte Bussen (früheste Bestattung 1922, Flur K). Das Wandgrab baut kreuzförmig in der Architektur auf. Die Mitte nimmt eine Pyramide ein, die von sieben Sternzeichen gerahmt wird. Nach oben hin schweben zwei auf das Kreuz hin gerichtete Engel.

Sehr ungewöhnlich: die Grabstätte Alsdorff

Sehr ungewöhnlich ist in Flur K die Grabstätte Alsdorff (Erstbestattung 1924). Auf einem Sarkophag, der einen nach oben hin zulaufenden Deckel trägt, ist ein ruhender, eher antikisch aufgefasster Jüngling erkennbar. Das Leben hat ein Stück Ruhe gefunden, aber kein Ende. Die Frontseite bildet ein Kreuz, das mit Lorbeerzweigen gerahmt ist.

Die Grabstätte Hoch (circa 1922) schildert eine Frau in antiken Gewändern, die von einem Engel schützend geführt wird. Nach oben schließt ein Giebel in der spezifischen Formsprache der 1920er Jahre ab. Direkt auch hier in Flur L die ungewöhnliche Grabstätte von Fritz Berkenfeld (circa 1926): Auf einem vasenartigen Gefäß finden sich antikisierende Reliefs, etwa eine Vestalin mit Leuchte, Charon mit Stab, die Toten führend sowie zwei Männer, die sich um ein Kind sorgen.

Zur Flur 29, wie auch sonst auf dem Westfriedhof, sind eine Reihe großräumiger Romabestattungen in aufwendigster Form angelegt. Meist sind sie in Granit gehalten und zeigen Bildnisse der Verstorbenen und anempfehlen sie Heiligen.

Auf dem Weg dahin (Flur M), die Grabstätte Hüttemann (1944): Ein Engel legt zärtlich seine Rechte auf die Namen und neigt mit der Linken eine Fanfare nach unten. Die Grabstätte des kriegsgefallenen Karl Heinz Steffens (verstorben 1939), beschließt zum Aufsatz hin ein Schwert inmitten von Eichenlaub, ein Stahlhelm und ein Reichsadler.

Erinnert werden soll auch an zwei bedeutende Kölner: im Zugangsbereich des Mühlenwegs ruht Friedel Haumann, in Flur C (WA 373) Rudi Conin. Beide haben viel für Köln getan, im kirchlichen, im politischen, vor allem aber im sozialen Bereich wie auch im Karneval.