Der Masterplan Innenstadt Köln zeigt auf, in welcher Weise die Kölner Innenstadt in den kommenden Jahren städtebaulich weiterentwickelt werden kann und sollte. Der Masterplan versteht sich als Entwicklungskonzept, das die funktionalen und gestalterischen Qualitäten der Innenstadt herausarbeitet. Konkrete Maßnahmen, gegliedert nach sogenannten Interventionsräumen, werden vorgeschlagen und zeigen auf, in welchen Schritten die qualitätvolle Weiterentwicklung dieses wichtigen Stadtraums erfolgen kann. Er wurde auf Initiative des Vereins Unternehmer für die Region Köln e. V. in den Jahren 2007 und 2008 gemeinsam mit uns in einem dialogischen Prozess erarbeitet. Der Rat beauftragte uns 2009 mit seiner Umsetzung.

Im Rahmen der Fortschreibung des Städtebaulichen Masterplans Innenstadt wird der Interventionsraum "Innerer Grüngürtel" als wesentlicher Handlungsschwerpunkt definiert. Er wird einer übergeordneten Gesamtbetrachtung unterzogen.

Qualifizierung des Interventionsraums "Innerer Grüngürtel"

© Unternehmer für die Region e. V. Entwurf Albert Speer & Partner GmbH Frankfurt am Main

Der Innere Grüngürtel ist kostbares Erbe der historischen Stadtentwicklung und gehört zum bedeutsamsten städtebaulichen Inventar der Gesamtstadt. Deshalb gilt es, dieses grüne Erbe zu schützen und auszubauen. Lücken müssen geschlossen werden, Schwachstellen aufgewertet, und es soll eine zeitgemäße Nutzung der Landschaft ermöglicht werden. Seit der Kriegszerstörung im Zweiten Weltkrieg gab es kein Gesamtkonzept für den Umgang mit den baulichen Resten und dem gestalterischen Duktus der Freiräume. Der Städtebauliche Masterplan Innenstadt entwickelt den Inneren Grüngürtel weiter – mit einer Folge unterschiedlicher, ineinander greifender freiraumplanerischer und städtebaulicher Projekte. Auch auf Ebene der Verkehrsplanung und der Grünordnung – beispielsweise die Planungen am Eifelwall und der Parkstadt Süd – nehmen zahlreiche Maßnahmen Einfluss auf die Entwicklung des Inneren Grüngürtels. 

Verbindliche Regularien für die Weiterentwicklung

Unser Ziel ist es, in Abstimmung mit Politik und Stadtgesellschaft verbindliche Regularien für die Weiterentwicklung des Freiraums und aller damit verbundenen Maßnahmen zu schaffen. Dabei verfolgen wir die Maxime, den Inneren Grüngürtel mit einer qualitativ und quantitativ positiven Bilanz für den Freiraum städtebaulich weiterzuentwickeln.

© Costa Belibasakis

Digitale Informationsveranstaltung am 30. Juni 2021

In einer digitalen Informationsveranstaltung haben wir am 30 Juni 2021 interessierte Bürger*innen über die allgemeinen Ziele und Zwecke sowie wesentlichen Inhalte des Interventionsraums "Innerer Grüngürtel" aus dem städtebaulichen Masterplan Innenstadt informiert. Über unser Beteiligungsportal bestand bis zum 7. Juli 2021 zudem die Möglichkeit, uns Anregungen zu den erörterten Inhalten zu übermitteln. 

Vielen Dank für Ihre Teilnahme an der Online-Veranstaltung. Zahlreiche Eingaben und Fragen erreichten uns über den Chat. Ihre Anregungen und Hinweise werden wir bei den weiteren Planungen berücksichtigen.

Den Livestream verfolgten mehr als 230 Interessierte aus Politik, Verwaltung und (Fach-) Öffentlichkeit, moderiert von Herrn Lukas Wachten. Zu drei verschiedenen Themen – #1 Freiraum/Klima, #2 Mobilität/Verbindung und #3 Städtebau – gab es kurze Impulsvorträge aus den Fachämtern. Anschließend wurden die Inhalte in Gesprächsrunden unter der Teilnahme von Fachexpert*innen  diskutiert. Zuschauer*innen konnten sich gleichzeitig über eine Chatfunktion einbringen.    

Auftakt und Ausblick

In seinem Auftaktvortrag weist Markus Greitemann, Beigeordneter für Planen und Bauen, auf die vielschichtige Bedeutung der Freiräume und Grünzüge für die Metropole hin, insbesondere des circa 120 Hektar umfassenden Inneren Grüngürtels. Er erläutert die Maxime zur Weiterentwicklung des Inneren Grüngürtels, in welcher vereinbart ist, den Inneren Grüngürtel stets mit einer positiven Bilanz für den Freiraum weiterzuentwickeln. Um diese Vereinbarung in den unterschiedlichen Fachdisziplinen umzusetzen, bedarf es so genannter "Spielregeln", die für alle Vorhaben im Bereich des Inneren Grüngürtels verbindlich zu berücksichtigen sind. Der Arbeitsstand dieser "Spielregeln" wird im Rahmen der Veranstaltung vorgestellt und zur Diskussion gestellt.    

  • #1 – Freiraum und Klima  

    Dr. Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des Amtes für Landschaftspflege und Grünflächen, erläutert zunächst die Entstehungsgeschichte des Inneren Grüngürtels und stellt die ursprüngliche Planung von Fritz Schumacher im Bereich des ehemaligen preußischen Befestigungsrings vor. Aufgrund kleinteiliger Eigentumsverhältnisse war zunächst eine deutlich dichtere Bebauung vorgesehen. Die Zerstörung im zweiten Weltkrieg und neue städtebauliche Leitbilder trugen dazu bei, dass die Stadt Köln eine progressive Liegenschaftspolitik verfolgte und bislang private Flächen ankaufen konnte. Hierdurch konnte die Idee eines breiten, grünen Bands für die Menschen in der Stadt in weiten Teilen vorangebracht werden. In den 1960er Jahren veränderte sich das städtebauliche Leitbild hin zu einer autogerechten Stadt. Teile der damals geplanten Stadtautobahn wurden realisiert, bis in den 1980ern der Ausbau nicht weiter verfolgt wurde. Heute hat das über 100 Jahre gewachsene Grünsystem eine wichtige Erholungsfunktion und große klimatische Bedeutung.  

    Diskussion

    Stadtkonservator Dr. Thomas Werner verweist darauf, dass der Innere Grüngürtel nur einen Teil des unter Denkmalschutz stehenden Kölner Grünsystems bildet. Schützenswert ist nicht nur die Grünfläche, sondern auch ihre Funktion als Naherholungs- und Sportbereich sowie als Frischluftzufuhr. Dabei stellt der Denkmalschutz keinen Riegel für eine Weiterentwicklung dar.  

    Sabine Pakulat, Vorsitzende des Stadtentwicklungsausschusses, sieht die politische Dimension des Inneren Grüngürtels in seiner Bedeutung als wichtigen urbanen Raum. Im Februar 2021 wurde die Erarbeitung eines "Masterplans Grün" beschlossen. Ziel ist die Sicherung und weitere Qualifizierung der Grünzüge und deren Lückenschließung. Dabei soll das Grünsystem auch gegen Begehrlichkeiten von Institutionen und privaten Vereinen geschützt werden. Durch eine Liegenschaftspolitik, die Ankäufe in diesen Bereichen betreibt, sollen die Voraussetzungen geschaffen werden, die Ränder räumlich stärker zu definieren.  

    Professor Lenzen fordert, dass dieser Raum ein öffentlicher und sozialer Raum bleibt. Dr. Joachim Bauer weist auf den Nutzungskonflikt im Inneren Grüngürtel hin. Dabei geht es sowohl um bauliche Nutzungen als auch um Nutzungsinteressen, wie beispielsweise um die Einrichtung von Partyzonen. Aus seiner Sicht haben kommerzielle Nutzungen und auch Massenveranstaltungen nichts mit dem Inneren Grüngürtel zu tun. Dr. Joachim Bauer betont, dass die Corona-Pandemie gezeigt hat, wie wichtig die öffentliche Nutzung von Freiräumen ist.  

  • #2 – Mobilität und Verbindung

    Christian Dörkes, Abteilungsleiter der Verkehrsplanung im Amt für Straßen und Verkehrsentwicklung, beschreibt die Verkehrspolitik der 1960er und 70er Jahre. So war eine ringförmige Stadtautobahn durch den Inneren Grüngürtel geplant. Im Norden und Osten der Stadt wurde das Vorhaben in Teilen realisiert und wirkt sich bis heute nachteilig auf den Freiraum aus. Nach anhaltender Kritik wurde der Bau der Stadtautobahn jedoch eingestellt. Die heutige Kölner Verkehrspolitik hingegen verfolgt das Ziel, den Anteil des motorisierten Individualverkehrs bis 2025/2030 auf 33 Prozent des täglichen Verkehrsaufkommens zu reduzieren. Im Bereich des Inneren Grüngürtel sollen Querverbindungen zugunsten des Fußverkehrs optimiert und dadurch die Fußwegeverbindungen gestärkt werden. Auch die trennende Wirkung der Radialen, die den Grüngürtel an verschiedenen Punkten kreuzen, sollen zugunsten des Fuß- aber auch des Radverkehrs reduziert werden. Außerdem sollen die Radverbindungen auf den Ringen gestärkt und ein Radschnellwegring entlang des Inneren Grüngürtels, teilweise auf bereits bestehenden Strecken, entwickelt beziehungsweise ausgebaut werden.  

  • #3 - Städtebau

    Eva Herr, Leiterin des Stadtplanungsamtes, zeigt die Vielzahl städtebaulicher Projekte im Bereich des Inneren Grüngürtels auf. Mit dem Ziel auf einer strategischen Ebene Rahmenbedingungen für die jeweiligen Vorhaben zu entwickeln, sollen die Einzelprojekte nun in einer Gesamtschau betrachtet werden. Des Weiteren stellt Eva Herr die Charakteristik des Inneren Grüngürtel mit seinen vielfältigen Atmosphären vor. Durch die Qualifizierung des Interventionsraums Innerer Grüngürtel sollen die Potentiale des Freiraums untersucht und Defizite aufgezeigt werden. Hieraus sollen Handlungsfelder abgeleitet und diesen entsprechend übergeordnete "Spielregeln" zur Weiterentwicklung zugeordnet werden. Dazu gehört unter anderem, klare Konturen auszubilden, räumliche Qualitäten, aber auch Klimastandards zu definieren. In Abstimmung mit der Öffentlichkeit und den politischen Gremien soll geklärt werden, wie im und am Inneren Grüngürtel weiter geplant werden kann.  

    Diskussion

    Konrad Rothfuchs, Verkehrs- und Mobilitätsplaner von ARGUS Partnerschaft mbB und externer Experte der Lenkungsgruppe Städtebaulicher Masterplan Innenstadt wirft die grundsätzliche Frage auf, wie wir in Zukunft in Städten leben wollen. Er verweist auf die so genannte 10-Minuten-Stadt (redaktionelle Anmerkung: das Quartier, in dem alle Funktionen in 10 Minuten erreichbar sind), um die Bedeutung der quartiersnahen Grünräume für die Naherholung sowie deren Vernetzungsfunktion mit den Nachbarquartieren und Versorgungsangeboten herauszustellen. Das Element des Inneren Grüngürtels kann helfen, der Stadtgesellschaft die Bedeutung der Verkehrswende zu verdeutlichen.  

    Dr. Ulrich S. Soénius, Verein Kölner Unternehmer für die Region, erinnert an die acht Funktionszonen, in die der Städtebauliche Masterplan Innenstadt den Inneren Grüngürtel gliedert. Er unterstützt in diesem Sinne auch die temporäre Nutzung des Inneren Grüngürtels durch Kunst und Kultur. Er mahnt, die Erreichbarkeit der Innenstadt insbesondere für die Lieferverkehre über die Radialen unbedingt zu wahren und verweist darauf, dass die IHK sich mit alternativen Lieferformen für die sogenannte "letzte Meile" auseinandersetzt.  

Zusammenfassung und Kommentar

Professor Jörg Aldinger, Architekt und externer Experte der Lenkungsgruppe Städtebaulicher Masterplan Innenstadt betont in seiner Zusammenfassung noch einmal die Bedeutung des Inneren Grüngürtels im Allgemeinen und sein klimatisches Potential im Besonderen. Aus seiner Sicht gilt es den Freiraum einerseits zu schützen geschützt und andererseits sogar qualitativ wie quantitativ zu erweitern. Hierbei gilt es, eine Balance zwischen den klimatischen Anforderungen und seiner Funktion als sozialer öffentlicher Raum herzustellen. Professor Aldinger spricht sich für die "Spielregeln" aus und verbindet mit dem Begriff eine dialogorientierte Herangehensweise. Mit dem Credo, den Inneren Grüngürtel zu stärken, sind diese nach seiner Auffassung im Rahmen der einzelnen Vorhaben weiter zu entwickeln und zu schärfen. Abschließend hält er fest, dass es an der Zeit sei, den Städtebaulichen Masterplan Innenstadt fortzuschreiben, da während seiner Entstehungszeit vor 10 Jahren noch anders über Themen wie Mobilität und Klima diskutiert wurde.  

Ausblick

Markus Greitemann hebt hervor, dass die Veranstaltung deutlich gemacht hat, wie wichtig es für die Stadt Köln ist, dass der Innere Grüngürtel in Zukunft weiter entfaltet und entwickelt wird. Es bedarf daher eines strategischen Plans, um diesen Stadtraum qualitätsvoll weiterzuentwickeln.  

Die Präsentation der Veranstaltung finden Sie in unserem Beteiligungsportal.

Weitere Informationen

Wenn Sie Fragen zum städtebaulichen Masterplan oder zum Interventionsraum "Innerer Grüngürtel" haben, schreiben Sie uns bitte eine E-Mail. 

Den Mitschnitt der digitalen Informationsveranstaltung vom 30. Juni 2021 stellen wir Ihnen gerne zur Verfügung. Sie können ihn bei uns per E-Mail anfordern.

Innerer.gruenguertel@stadt-koeln.de