Themenwoche zu 100 Jahre Oberbürgermeister Konrad Adenauer (1917 bis 1933)

Mit der Konrad-Adenauer-Themenwoche "Konrad Adenauer und die Stadt der Zukunft" würdigten wir gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung die Verdienste Adenauers um seine Heimatstadt.

Die Gründung der Koelnmesse, die Wiedereröffnung der Universität zu Köln, die Ansiedlung des WDR sowie die Gestaltung des Kölner Grüngürtels sind nur einige Beispiele der Meilensteine seiner Amtszeit. Sie haben Köln unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg zu neuer Blüte geführt und prägen bis heute in vielfältiger Weise das Bild und das Leben in Köln.

Dieses Erbe gilt es zu bewahren und im 21. Jahrhundert erfolgreich weiterzuentwickeln. Damit Köln bleibt, was es ist: eine innovative Metropole. Eine von sozialer Verantwortung getragene, lebenswerte Stadt. Eine Stadt, die Geschichte und Moderne harmonisch vereint, seine Traditionen pflegt und stets aufgeschlossen ist für Neues. Eben eine liebenswerte Stadt.

Der Kommunalkongress "Konrad Adenauer und die Stadt der Zukunft", der Jugendpolitiktag "Köln, Konrad und DU" sowie die Deutsch-Britische Kommunalkonferenz "Die Zukunft Europas und die Rolle der Städte" boten dafür eine ideale Plattform und brachten neue Impulse.

Hochkarätige Referentinnen und Referenten diskutierten unter anderem über die Bedeutung lokaler Demokratie und der gemeinschaftlichen Verbundenheit in Stadt und Region, die Zukunft der Kommunalwirtschaft sowie zeitgemäße Stadtentwicklung. Junge Menschen setzten sich im Kontext der Kommunalpolitik von heute interaktiv mit der Person Konrad Adenauer auseinander.

Internationale Vertreterinnen und Vertreter europäischer Institutionen und Städte beleuchteten die Rolle der Kommunen im europäischen Einigungsprozess und für die zukünftige Entwicklung Europas. Fragen der deutsch-britischen Zusammenarbeit nach dem Brexit wurde hier besonderer Platz eingeräumt.

Grußworte

Oberbürgermeister Konrad Adenauer - Sein Wirken im Spiegel der Gegenwart

Konrad Adenauer hat in seiner fast 17-jährigen Amtszeit Spuren in Köln hinterlassen, die in unsere Gegenwart ragen und auch für die Zukunft Kölns von nachhaltiger Bedeutung sind. In seiner Broschüre zum Gedenken an Adenauers 125. Geburtstag im Jahr 2001 hat sich Volker Frielingsdorf mit dem Wirken des Kölner Ehrenbürgers intensiv befasst.

Daran anknüpfend zeigen die nachfolgenden Autorinnen und Autoren die Entwicklung von Adenauers großen Projekten auf und wagen auch einen Blick in die Zukunft.

Konrad Adenauer-Gedenkschrift
PDF, 1248 kb

Ein "König der Gegenwart": Adenauer als Verwaltungschef und Oberbürgermeister von Köln

© BW PIZ Personal

Oberbürgermeisterin Henriette Reker

Von den vielen Leistungen Konrad Adenauers als Kölner Oberbürgermeister profitieren wir bis heute. Ganz gleich, welchen Weg ich in der Stadt wähle, begegne ich den Projekten Adenauers auf Schritt und Tritt. Fahre ich am Rhein entlang, fällt mein Blick auf die Kölner Messe, die Adenauer 1924 eröffnete, um damit den Export anzukurbeln und den Wirtschaftsstandort Köln zu stärken. Eine Idee, die sich als Volltreffer erwies. Heute ist Köln einer der wichtigsten Messestandorte weltweit: Aussteller und Besucher aus aller Herren Länder kommen nach Köln, um auf dem sechstgrößten Messegelände der Welt die neuesten Trends und Produkte zu präsentieren oder zu erleben. Die Messe ist zugleich Markenzeichen und Wirtschaftsmotor für unsere Stadt.  

Nehme ich den Weg über Lindenthal, komme ich an der Kölner Universität vorbei. Sie wurde im Jahr 1919 durch den Kölner Rat unter Oberbürgermeister Konrad Adenauer neu ins Leben gerufen. Heute trägt sie als Exzellenz-Universität ganz wesentlich zum Ruf und zum Erfolg Kölns als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort bei.

Auch der Kölner Grüngürtel ist Konrad Adenauer zu verdanken. Der Innere und der Äußere Grüngürtel sind von herausragender Bedeutung für die Lebensqualität unserer Stadt. Sie sind grüne Lunge, Frischluftschneisen und beliebtes Naherholungsgebiet mitten in der Stadt, eine Freizeit-Landschaft mit Parks, Wald, Sportanlagen und Wasserflächen, die bis heute auch international als vorbildlich in der Stadtgestaltung gilt. Wir arbeiten aktuell an der Vollendung von Adenauers Idee: Wir verwirklichen die Erweiterung des Inneren Grüngürtels von der Kölner Südstadt an den Rhein und planen den Lückenschluss des Grünzugs im Rechtsrheinischen.  

Allein diese drei Beispiele zeigen eindrucksvoll, was Konrad Adenauer für Köln geleistet hat. Sein Handlungsspektrum für die Modernisierung der Stadt reichte vom wirtschaftlichen Ausbau über die Verkehrspolitik bis hin zu Stärkung des Standortes im Bereich Medien (Rundfunk), Hochschulen und Kultur.

Die Herausforderungen und Themen sind auch heute noch aktuell. Die inhaltlichen Fragen haben sich weiter entwickelt und neue Herausforderungen wie Wachstum, Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind hinzugekommen. Im Kern geht es um die Frage: Wie kann die Zukunftsfähigkeit unsere Stadt gesichert beziehungsweise ausgebaut werden? Dies gelingt, in dem wir drei Elemente miteinander verknüpfen:

Erstens entwerfen wir eine Stadtstrategie "Kölner Perspektiven 2030". Denn Metropolen wie die Stadt Köln brauchen ein Gesamtbild, was eine zukunftsfähige Ausrichtung ausmachen wird. Die Zusammenhänge sind komplexer als zu Zeiten von Adenauer. Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit, Kultur, Mobilität, Klimaschutz, Wissenschaft und Medien et cetera sind vielfältig miteinander verbunden, werden nachhaltig die Zufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger sowie die Finanzkraft der Stadt bestimmen und müssen in ihren Wechselwirkungen betrachtet und geplant werden. Dafür soll bis 2019 mit breiter Beteiligung die Stadtentwicklungsstrategie Kölner Perspektiven 2030 erarbeitet werden. Sie soll das Profil der längerfristigen Stadtentwicklung prägen, dafür Schwerpunkte setzen und bis in die Verteilung von Haushaltsmitteln für die städtischen Leistungen wirken.  

Zweitens brauchen wir eine Verwaltungsreform, denn eine zukunftsfähige Stadt braucht eine leistungsstarke und zukunftsfähige Verwaltung. Dafür habe ich eine breit angelegte und tiefgreifende Verwaltungsreform auf den Weg gebracht. Die Stadt Köln soll zu einer professionellen Dienstleisterin, zu einer attraktiven Arbeitgeberin und zu einer geschätzten Partnerin für Stadtgesellschaft und Politik werden. Der Umbau soll schnell erste Erfolge bewirken, wird jedoch einige Jahre benötigen. Dabei werden sachliche Veränderungen bislang einzigartig für Kommunen mit modernen Verfahren eines sogenannten Changemanagements verknüpft.  

Und drittens brauchen wir eine transparente Bürgerbeteiligung, denn unter heutigen Bedingungen kann sich eine Stadt nur im engen Dialog mit der Stadtgesellschaft zukunftsfähig ausrichten und entwickeln. Bereits jetzt gibt es zahlreiche Verfahren und Projekte, in denen Bürgerinnen und Bürger aktiv mitwirken. Jedoch gibt es noch keine Verfahrensklarheit, wann und wie Bürgerinnen und Bürger sich einbringen können. Dafür erarbeitet die Stadt bis Anfang 2018 als erste Großstadt in Deutschland verbindliche Leitlinien und will auch damit ihre Zukunftsfähigkeit stärken.  

Der Anspruch Konrad Adenauers ist somit auch heute noch unser Auftrag!

Das erste große Projekt: Die Neugründung der Universität 1919

© Professor Dr. Axel Freimuth

Professor Dr. Axel Freimuth, Rektor der Universität zu Köln

Seit ihrer Neugründung durch Konrad Adenauer im Jahr 1919 hat sich die Universität zu Köln zu einer der führenden deutschen Universitäten entwickelt. Dabei steht sie gleichermaßen für herausragende Wissenschaft und hervorragende Lehre. Ihre Attraktivität als Studienort belegen die derzeit fast 50.000 Studierenden, die hier ihre Ausbildung absolvieren - mehr als zehnmal so viele wie in den Anfangsjahren der Universität. Ihr Status als international führender Standort für Spitzenforschung wird unter anderem durch ihre erfolgreiche Teilnahme an der Exzellenzinitiative 2012 bestätigt.

Der von Adenauer in seiner Eröffnungsrede formulierte Anspruch, die Universität möge einen Beitrag zur Verständigung der Völker leisten, ist heute gelebte Realität: Die Universität zu Köln pflegt ein dynamisches internationales Netzwerk mit 85 Partneruniversitäten und über 500 Fakultätspartnerschaften und unterhält Verbindungsbüros in Beijing, Dehli und New York. Internationale Spitzenforscher und -forscherinnen kommen zudem über das International Faculty Program und das internationale Kolleg Morphomata direkt nach Köln.

Studierenden bieten sich vielfältige Austauschmöglichkeiten sowie die Möglichkeit zu Doppelabschlüssen mit anderen international renommierten Universitäten.

Die institutionelle Grundlage von Forschung und Lehre an der Universität zu Köln bilden heute ihre sechs Fakultäten mit 102 Studienfächern und ihre zehn fakultätsübergreifenden Forschungs- und Lehrzentren. Große, international herausragende Forschungsschwerpunkte sind derzeit: Mechanismen altersassoziierter Erkrankungen, Pflanzenzüchtungsforschung, Quantenmaterie und –materialien, soziales und ökonomisches Verhalten sowie der sozio-ökonomische, kulturelle und politische Wandel im Afrika, Lateinamerika und Südostasien. Die Universität zu Köln kooperiert eng mit dem Universitätsklinikum Köln sowie renommierten Forschungseinrichtungen wie beispielsweise der Max-Planck- und Helmholtz-Gemeinschaft in der Region Köln. Der wissenschaftliche Nachwuchs findet in den derzeit 45 Graduiertenschulen und -kollegs ideale Rahmenbedingungen.

Neben der reinen Forschung engagiert sich die Universität zu Köln besonders für Wissenstransfer und Unternehmensgründungen: das Zentrum für Organische Elektronik COPT schlägt eine Brücke zwischen universitärer Spitzenforschung und Unternehmen; der Gateway-Gründungsservice unterstützt Angehörige der Universität bei der Umsetzung eigener Geschäftsideen. Die hohe Unternehmensdichte in der Region bietet dafür ein ideales Umfeld.

Zu den besonderen Herausforderungen von Gegenwart und näherer Zukunft zählen neben der Digitalisierung und ihren Auswirkung auf Forschung und Lehre die Fortschreibung der Tradition einer gesellschaftszugewandten und engagierten Wissenschaft.

Den aktuell erstarkenden wissenschafts- und demokratiefeindlichen Tendenzen setzt die Universität zu Köln den Dialog zwischen Wissenschaft, Bürgern und Politik zur Aufgabe entgegen und engagiert sich beispielsweise mit speziellen Angeboten im Bereich der "citizen science", die dem wissenschaftlichen Interesse und der Neugier aller Bürger offenstehen, sowie in der Flüchtlingshilfe beispielsweise über spezielle Stipendienprogramme. Als besonderes Format zur Förderung des Austauschs zwischen Wissenschaft, Gesellschaft und Politik wurde zudem die jährlich stattfindende Adenauer Lecture eingerichtet, bei der international renommierte Persönlichkeiten - zuletzt Bundestagspräsident Norbert Lammert - mit Studierenden und Gästen über die politische Kultur in Deutschland und Europa diskutieren.

Adenauers liebstes Vorhaben: Der Kölner Grüngürtel

© Marcus Pietrek

Paul Bauwens-Adenauer und Dr. Patrick Adenauer, Kölner Stiftung Grün, Stiftungsgründer

Mit der Anlage der Kölner Grüngürtel und auch mit dem Bau von Sportanlagen wie dem Müngersdorfer Stadion war Konrad Adenauer ein Visionär, seiner Zeit voraus und prägte somit die Stadt Köln mit modernsten Stadtentwicklungen.

Die historischen Kölner Grüngürtel mit ihren radialen Verbindungen sind heute von besonderer Bedeutung für die Lebensqualität unserer Stadt: ökologisch wertvoll, für Sport und Naherholung sowie als prägendes Element der Stadtgestaltung. Die städtebauliche Einmaligkeit sowie die besondere garten- und landschaftsplanerische Ausprägung machen sie zu einem herausragenden Denkmal von europäischem Rang.

Unser Großvater schuf nach dem Ersten Weltkrieg die politischen und gesetzlichen Voraussetzungen zur Anlage der grünen Gürtel und sorgte außerdem dadurch für Arbeitsplätze in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit nach dem Krieg. Konrad Adenauer konnte für die Aufgabe des Entwurfs den damaligen Hamburger Stadtbaumeister Fritz Schumacher verpflichten.

Schumacher selbst legte in seinem Generalbebauungsplan für die Gesamtstadt die Ausdehnung der Gürtel fest und formulierte erste planerisch konzeptionelle Grundzüge für dessen Ausgestaltung. Der Äußere Grüngürtel in Köln ist im Hinblick auf seine Entstehung und seine Ausgestaltung einzigartig. Entstanden ist der 2.800 Hektar große und 42 Kilometer lange Wald- und Wiesengürtel, der die Stadt Köln umgibt, auf dem ehemaligen äußeren preußischen Befestigungsring. Die Forts werden in "grüne Forts" (Sportplätze, Freiluftschulen, Gartenanlagen) umgestaltet. Ehemalige Schussfelder werden in das Grünsystem integriert.

Fritz Encke, der bis 1926 Gartendirektor in Köln war, zeichnete in seinem letzten Amtsjahr einen ersten Entwurf zur Ausgestaltung der Grüngürtel, der in seiner Ausdifferenzierung jedoch noch recht grob blieb. So sollten weite Teile als geschlossene Waldflächen ausgebildet werden, in die an zentralen Stellen einzelne Volksparke eingefügt wurden.

Theodor Nussbaum, der seit 1921 Leiter der Planungsabteilung im damaligen Grünflächenamt war, legte einen zweiten Entwurf vor, dessen Gestaltungskonzept sich sehr stark an der Formgebung des Hamburger Stadtparks orientierte. Beide Entwürfe kamen jedoch nicht zur Ausführung. Erst der 1928 von Nussbaum vorgelegte dritte Entwurf wurde umgesetzt. Dieser zeigte kaum Ähnlichkeit mit dem zweiten Entwurf und belegt, dass Nussbaum seine eigene Handschrift zur Ausgestaltung des Wald- und Wiesengürtels als zusammenhängenden Volkspark gefunden hatte.

Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges konnte auf der linksrheinischen Stadtseite ein Großteil der Grüngürtel realisiert werden, auf der rechten Rheinseite dagegen nur einzelne Teilflächen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten einige Freiflächen als Abladefläche für Trümmerschutt dienen, an einigen Randbereichen wurde leider der Grüngürtel auch bebaut, wie zum Beispiel mit dem Fernsehturm Colonius und dem Ostasiatischen Museum am Aachener Weiher.

Aufgrund der städtischen Finanzlage verschlechterte sich jedoch der Zustand der Grünanlagen in Köln über die Jahrzehnte zunehmend, da kein Geld für notwendige Sanierungen vorhanden war. Um diesen schleichenden Niedergang zu stoppen und eine Kehrtwende herbeizuführen, gründeten wir die Kölner Grün Stiftung, die 2006 ihre Arbeit aufnahm. Dies aus persönlichem Engagement, aber auch unter dem Aspekt, dass unser Großvater Konrad Adenauer als Oberbürgermeister Vater der Kölner Grüngürtel war. 

© Rheinisches Bildarchiv Köln
Luftaufnahme des Inneren Grüngürtels, Aachener Weiher, 1929, RBA 159889

Unser Ziel ist es, mittels dieser Kölner Grün Stiftung zum einen das Bewusstsein der Menschen und der Politik für dieses einmalige Kulturgut zu verstärken, und zum anderen geeignete Maßnahmen zur Verbesserung des Zustandes der Anlagen zu fördern.

Der Innere und der Äußere Grüngürtel sowie deren radiale Verbindungen, wie zum Beispiel der Lindenthaler Kanal, sind beispielhafte Zeugnisse von Gartenbaukunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts und stehen unter Denkmalschutz.

Seitens der Kölner Grün Stiftung finden wir, dass alles dies Grund genug ist, sich um die Zukunft des äußeren Grüngürtels Gedanken zu machen. Nachzudenken ist über die Ökologie, über Art und Ausmaß der Nutzung, die Infrastruktur, die Gestaltung, die Pflege und die mögliche Vollendung.

Kölner Grün Stiftung

Die Sportanlagen und das Müngersdorfer Stadion

Dr. Gabi Langen, Sporthistorikerin mit Schwerpunkt Köln

Zu Konrad Adenauers Vorstellungen von einer modernen Metropole des frühen 20. Jahrhunderts. gehörte neben dem wirtschaftlichen und kulturellen Sektor auch der Sport. Die Begeisterung für das noch recht junge gesellschaftliche Phänomen zeigte sich in der rapiden Zunahme an Vereinsmitgliedschaften und dem Zuschauerandrang bei populären Wettkämpfen. Adenauers Idee von einer "Sportstadt" zielte daher nicht allein auf eine Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes der Stadtbevölkerung nach Jahren der Entbehrungen, sondern er hatte auch die positive Außenwirkung sportlicher Großveranstaltungen ja sogar Olympische Spiele im Blick, die Köln überregional in den Fokus der Sportwelt rücken sollte.

Die Voraussetzung für diesen Plan war die Schaffung einer groß dimensionierten Sportanlage, die 1921 von der Stadtverordnetenversammlung genehmigt wurde und im Stadtteil Müngersdorf entstehen sollte.

Dabei kamen dem Oberbürgermeister zwei Dinge entgegen:

Erstens ergaben sich aufgrund der Entmilitarisierung der Befestigungsanlagen im äußeren Grüngürtel neue Flächennutzungsmöglichkeiten, und zweitens konnten die erforderlichen Arbeiten im Rahmen eines Arbeitslosenprogramms der Reichsregierung kostensparend durchgeführt werden. Nach den Plänen des Gartenbaudirektors Fritz Encke entstand auf einem circa 50 Hektar großen Gelände der Sportpark Müngersdorf, der in seiner Ausdehnung und Fülle an Sportstätten in Europa seinesgleichen suchte. Nach der "Philosophie" des deutschen Sportstättenbaus folgte Encke dem Prinzip der "gestalteten Natur". Angehäufte Erdwälle umgaben die verschiedenen Arenen, Spielfelder und die Radrennbahn, um Zuschauern Platz zu bieten, weiträumige Wiesenflächen und  Baumalleen verbanden die einzelnen Stätten zu einem Gesamtkomplex. 1923 wurde der Müngersdorfer Sportpark offiziell eröffnet.

© Rheinisches Bildarchiv Köln
Adolf Abel: Eingangsbauten zum Müngersdorfer Stadion um 1930, RBA 065576

Architektonische Akzente erhielt der Sportpark im Laufe der folgenden Jahrzehnte. Die markanten Backsteinbauten am Eingang zur damaligen Hauptkampfbahn wurden 1926 zu den Deutschen Kampfspielen nach den Entwürfen Adolf Abels errichtet. Das Jahn-Denkmal an der Südseite der Jahnwiesen ist eine Erinnerung an das Deutsche Turnfest 1928, zu dessen Errichtung sogar ein Urenkel des deutschen Turnvaters anreiste. Tribünen und Vereinsheime entstanden auf den einzelnen Anlagen wie zum Beispiel am Schwimmbad, beim KTHC Rot-Weiß Köln oder beim ASV Köln.

Die rasante Entwicklung des Sports machte immer wieder Anpassungen an internationale Wettkampf-Normen und Modernisierungen notwendig. So musste die alte 400 Meter Radrennbahn in den 1970er Jahren stillgelegt werden.

Während des Umbaus der sogenannten Hauptkampfbahn 1973/1974 diente das Rad-Stadion als Ersatzspielstätte für die Fußball-Bundesliga. 1996 wurde das neue Albert-Richter-Radstadion eröffnet mit einer olympiatauglichen 200 Meter-Holzbahn.

Der Neubau des RheinEnergieStadions 2003 verlieh dem Areal eine neue Dimension. Hatte man bei dem Bau des Mehrzweckstadions 1975 noch darauf geachtet, die Baumgrenze nicht zu überschreiten, um eine harmonisches Gesamtbild zu gewährleisten, wurde nun König Fußball zum weithin sichtbaren Mittelpunkt. Das Sommermärchen der FIFA-Weltmeisterschaft 2006 stand vor der Tür und es galt die sicherheits- und medientechnischen Vorgaben der FIFA zu berücksichtigen.

Trotz der Veränderungen ist der Sportpark Müngersdorf in seinen Grundzügen erhalten geblieben. Wege, Plätze, Erdwälle und Bäume sind dort wo sie einst angelegt wurden und sorgen nach wie vor für die beabsichtigte Symbiose zwischen Sport und Natur. Seine Funktion als Erholungs- und Freizeitfläche für viele Breiten- und Spitzensportler Kölns erfüllt der Sportpark noch heute. Und nicht nur das. Er sorgte auch als Magnet für weitere Einrichtungen wie 1947 die Deutsche Sporthochschule, 1975 das Bundesinstitut für Sportwissenschaften und auch der Bau eines Deutschen Sportmuseums war zunächst auf diesem Areal geplant. Die zukunftsträchtige Vision Adenauers von einer Sportstadt ist an diesem Ort auch 100 Jahre später noch deutlich spürbar.

Neue Wege in der Kulturpolitik: Die Errichtung der Musikhochschule und des Westdeutschen Rundfunks

© LVR-BPM/GERHARS@

Dr. Lothar Theodor Lemper, Vorstandsvorsitzender der Otto Benecke Stiftung e. V., Mitglied des Rates der Stadt Köln 2004 bis 2009

Aufbruch am Rhein

textete die FAZ in ihrer Ausgabe vom 16. September 2017 über eine gelungene Reminiszenz an den 100-jährigen Jahrestag der Wahl Konrad Adenauers zum Kölner Oberbürgermeister.

In seinen 15 Jahren als Stadtoberhaupt hat er das Tor zur Moderne für Köln weit aufgestoßen

lobte Reiner Burger.

In der Tat: Präziser kann man den tieferen Sinn, die innere Philosophie der Wirksamkeit des inmitten des Ersten Weltkrieges ernannten Kölner Oberbürgermeisters der zweigrößten Stadt in Preußen und der viertgrößten im Deutschen Reich nicht beschreiben.

Viele, vielleicht die meisten, verbinden mit dem Namen "Adenauer" an erster Stelle nicht das Amt des Oberbürgermeisters, so, als sei "der Alte" ohne signifikantes politisches Vorleben bei seiner Übernahme der deutschen Kanzlerschaft gewesen. Allmählich bricht diese eher selektive biografische Wahrnehmung auf und es wird immer deutlicher: beide Ämter, das hohe Stadtamt und das noch höhere Staatsamt, hängen auf eine besondere Weise eng miteinander zusammen. Seine Leidenschaft, Köln wieder aufzubauen und sie zu einer entscheidenden, pulsierenden westlichen Metropole auszurichten, fand ihre Quelle auch in einem unausgesprochenen Ehrgeiz, sein Kölner Amt nicht als persönlichen Endpunkt der Karriere zu verstehen. Dieses perspektivische Denken in eigener Sache übertrug er exzellent auf sein kommunales Handeln, das überzeichnet war mit dem Anspruch, aus Köln eine Stadt der Zukunft zu machen und seine Vaterstadt mit allen Voraussetzungen auszustatten, die ihr dauerhaft die Befähigung zur entscheidenden westlichen Metropole verleiht - mit wirtschaftlichen und kulturellen Kraftzentren und, das war immer für ihn wichtig, einer Balance des sozialen Ausgleichs für seine Bürger. Adenauers Amtsverständnis war nicht vorrangig das des Verwaltens (obwohl er ein Meister darin war), sondern das des Gestalters, des Machers, am besten dort, wo er sich dem Zwang normaler Verhältnisse gerne entledigen konnte. Adenauer also hatte einen Kompass, der die Richtung anzeigte, wohin sich die Stadt bewegen sollte, wie sie auszuformen sei, wo ihre künftigen unverwechselbaren Profile liegen. Es war eine strategische Kommunalpolitik, die dem Anspruch des griechischen Begriffs "Sym-bols" (sym-ballein: zusammenwerfen) entsprach: Die Vorstellung, sich auf zentrale Handlungsfelder zu konzentrieren und alle kommunalen Politikbereiche in diese Konzeption, die Stadt der Zukunft, zu integrieren.

Ein Kommunalpolitiker großen Stil
(Politikwissenschaftler Hans Maier, 1975)

So gewinnen wir auch das Verständnis für zwei Großprojekte mit vorrangig kulturpolitischer Zwecksetzung und Zukunftsperspektive: Einmal die Gründung der Musikhochschule Köln in 1925 und zum zweiten den Erfolg Adenauers, die heutige Rundfunk- und Fernsehanstalt "WDR" nach Köln geholt zu haben.  

Kölns Musikleben hatte bereits zu Adenauers Zeiten einen hohen Stellenwert - es brach sozusagen aus dem allgemeinen kulturellen Leben in den 20er Jahren,

das eher als provinziell galt, aus.
(Claudia Valder-Knechtges)

Im konzertanten Bereich glänzte Köln mit den renommierten Dirigenten Hermann Abendroth, Otto Klemperer und später Walter Braunfels. Das 1850 gegründete "Conservatorium der Musik in Coeln", eine privat betriebene Institution, die vorrangig Laienmusikausbildung anbot, litt in seiner Amtszeit unter großen Vermögensverlusten infolge der Inflation. Es gelang Adenauer, aus diesem zugrunde gehenden Conservatorium eine städtische Musikhochschule zu machen, neben Berlin-Charlottenburg die zweite Musikhochschule in Preußen. Sie wurde am 5. Oktober 1925 eröffnet und entwickelte sich vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg zu einem der bedeutendsten Musikkonservatorien Europas. Heute ist die Hochschule für Musik und Tanz, die seit 1945 als Einrichtung des Landes geführt wird, die größte Hochschule ihrer Art in Deutschland. Sie hat damals

den Siegeszug eines neuen epochemachenden Mediums mit großer Zukunft beflügelt: Das Radio.
(Claudia Valder-Knechtges)

Sie war ein Stück logischer Wegbereiter der sich anschließenden Gründung des WDR in Köln, dem ein harter Konkurrenzkampf voranging. Immer wieder konnte Adenauer auf die Musikhochschule verweisen, dem systemimmanent eine Rundfunkgesellschaft in der Domstadt folgen musste.

© Rheinisches Bildarchiv Köln
Vollberg: Musikschule, erbaut als Funkhaus des WDR, 1925/1936, RBA MF059722

Hinzu kam die Gründung der Kölner Messe, die ausgerechnet in dieser Zeit zu Beginn des Jahres 1926 die erste Westdeutsche Funkausstellung präsentierte.

All dies sprach für Köln als Sitz für den Westdeutschen Rundfunk, damals noch "Wefag" (Westdeutsche Funkstunde), sodann "Werag" (Westdeutsche Rundfunk AG):

In den ersten Jahren über 350.000 Zuhörer, das anspruchsvollste Programm in ganz Europa, dem Berliner Funkhaus weit überlegen - ein Grund dafür, durch eine Wellenordnung eine Zuhörerschaft Kölner Bürger zu erschweren. Der erste Rundfunkintendant Ernst Hardt sah im Kölner Sender eine große

kulturelle und volkserzieherische Aufgabe.

Aus diesem Verständnis war er in erster Linie ausgerichtet als bildungspolitisches Dienstleistungsradio: Sprachkurse in Englisch, Spanisch, Esperanto, Literatursendungen von Hofmannsthal bis Dostojewski, viel klassische Musik, auch vor und nach den Tipps für Bienenzucht.  

Adenauer hatte auf diese Weise den Grundstein gelegt für Köln als eines der führenden Medienstandorte Deutschlands (Volker Frielingsdorf), wie dies nicht zuletzt auch im Ergebnisbericht des Expertenpanels der IHK aus 2014 nachgewiesen wird, der von einer Steigerung der Attraktivität des Medienstandortes Köln berichtet.

Die Medienstadt Köln genießt heute national und international einen hervorragenden Ruf,

so Ulrich Soenius, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK. Heute hat die Rundfunk- und Filmwirtschaft einen Anteil von 37 Prozent der gesamten Medienwirtschaft. Insgesamt sind neben dem deutschen Branchenprimus WDR neun Sender in der deutschen TV-Hauptstadt Köln vertreten.  

Ohne Konrad Adenauer wäre die Entwicklung Kölns anders gelaufen. Wir dürfen dankbar zurückblicken auf einen Oberbürgermeister mit vielen Vaterschaften großartiger Projekte, die er mit Weitsicht und der Leidenschaft zur Zukunftsgestaltung seiner Vaterstadt ermöglicht hat.

Noch ein Großprojekt: Die Kölner Messe und ihre Ausstellungen

Gerald Böse, Vorsitzender der Geschäftsführung Koelnmesse GmbH

Der Start ins Messeleben der Stadt Köln ist fest mit dem 1. April 1922 verbunden. Auf Vorschlag Konrad Adenauers wird die Kölner Messegesellschaft gegründet. Am 11. Mai 1924 eröffnet die erste Messe mit den Ausstellungsschwerpunkten Hausrat- und Eisenwaren, Möbel und Textilien. Menschenmassen auf der Hohenzollernbrücke und geschäftiges Treiben vor den ersten Messebauten am Deutzer Rheinufer prägen das Stadtbild. Ganz Köln hat in dieser sonnigen Maiwoche im Jahr 1924 das "Messefieber" erfasst.

Heute erscheint uns Adenauers Plan kühn, vier Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges aus einer besetzten Stadt mit schwacher Wirtschaft und hungernden Einwohnern einen Messeplatz machen zu wollen. Umso bewundernswerter sind sein Wille und seine Tatkraft, das Projekt gegen Widerstände im Stadtrat und gegen Kritik einzelner Bevölkerungskreise zu verteidigen, ja mehr noch: seine Kritiker zu überzeugen.

Was versprach sich Konrad Adenauer mitten in dieser

furchtbaren Zeit,

wie er selbst die Verhältnisse im Jahr 1924 beschrieb – von einem Messeplatz in Köln? Seine Vision: Auf einem Messegelände mitten in der Handelsstadt Köln präsentieren sich die Unternehmen der Region mit ihren Waren und knüpfen erneut jene Handelsbeziehungen zu den Märkten Westeuropas, die im Krieg zerbrochen waren. Die Kölner Messe sollte dabei als "internationaler Marktplatz" in strategisch günstiger Lage zu den westeuropäischen Nachbarn eine herausragende Rolle einnehmen. Für Köln sah Adenauer einen ebenso großen Nutzen. Er wusste um den positiven Beitrag, den ein Messeplatz für alle Kölnerinnen und Kölner haben würde: Jede Veranstaltung füllte die Auftragsbücher von Handwerkern und Dienstleistern und brachte den Hotels zusätzliche Gäste. Die Messe stand für mehr Arbeit in Köln, mehr Einkommen für die Kölnerinnen und Kölner und mehr Konsum in der Stadt. Konrad Adenauer Plan ging auf, und der neue Messeplatz Köln wurde eine Sensation: Die Nachfrage nach Ausstellungsfläche war größer als das Angebot, so dass das Gelände nach der ersten Veranstaltung erweitert wurde. Mit der Internationalen Presseausstellung PRESSA von 1928 kam zum wirtschaftlichen Erfolg auch weltweite Bekanntheit hinzu.

© Rheinisches Bildarchiv Köln
Matthäus: Messeeröffnung am 11. Mai 1924 durch Oberbürgermeister Konrad Adenauer und Reichspräsident Friedrich Ebert, RBA D000098

Die schnelle Etablierung des neuen Messestandortes in der Riege deutscher Messestädte hatte viele Gründe. Ein Faktor waren engagierte Menschen, die hundertprozentig hinter dem Projekt Messestadt Köln standen. Dazu zählten die Messemacher selbst, aber auch Oberbürgermeister Adenauer und die Stadtverwaltung. Ein weiterer Faktor für den Aufschwung der Messe waren die Gegebenheiten vor Ort: angeschlossen an die Bahn, den Mülheimer Hafen, die Nähe zur Grenze mit den westeuropäischen Nachbarn - das waren ideale Voraussetzungen für einen Messeplatz. Und nicht zu vergessen: Dom- und Rheinblick vom Messe-Eingang aus.

Heute ist die Koelnmesse mehr denn je ein Motor der regionalen Wirtschaft. Mehr denn je trägt sie Köln in die Welt hinaus. Und mehr denn je ist sie ein attraktiver Anziehungspunkt für hochkarätige Geschäftsreisende aus der ganzen Welt.

Die über 700 Beschäftigen der Koelnmesse organisieren und betreuen jedes Jahr rund 80 Messen, Ausstellungen, Gastveranstaltungen und Special Events in Köln und in den wichtigsten Märkten weltweit. Rund drei Millionen Besucher aus 210 Staaten und mehr als 50.000 ausstellende Unternehmen aus 127 Ländern nehmen regelmäßig an den Veranstaltungen teil. Unter dem Titel "Koelnmesse 3.0" hat das Unternehmen das größte Investitionsprogramm der Unternehmensschichte begonnen. Das Infrastruktur-Projekt zielt darauf ab, durch umfassende Modernisierung und Neubaumaßnahmen bis 2030 das attraktivste innerstädtische Messegelände der Welt zu schaffen.

Aber Gegenwart und Zukunft der Koelnmesse sind und bleiben fest verknüpft mit dem 1. April 1922. Noch immer tragen die Gründungspläne Konrad Adenauers zum heutigen Erfolg der Messestadt Köln bei. Die Koelnmesse steht fest und stabil auf dem Fundament, das Konrad Adenauer in seinen Amtsjahren als Oberbürgermeister der Stadt Köln legte.

Verkehrspolitik auf Kölsch: Der Streit um die Mülheimer Brücke

Dr. Ulrich Soénius, Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln

Wie kaum ein anderes Kölner Bauwerk der Weimarer Republik ist die Mülheimer Brücke mit Berichten und Legenden um das Wirken des Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer verbunden. Mit Hilfe der Kommunisten gelang es Adenauer im Stadtrat eine Mehrheit für den Bau einer Hängebrücke zu erhalten - einmal mehr erwies sich der Kölner Verwaltungschef als gewiefter Pragmatiker, wenn er die Durchsetzung seiner Pläne zum Wohl der Stadt verfolgte. Aber die neue Brücke über den Rhein war auch ein Beispiel für deutsche Ingenieurskunst und schnelles Bauen.

Obwohl die Stadt stetig durch Zuzug und Eingemeindungen wuchs, hatte sie im 19. Jahrhundert nur eine feste Brücke. Seit 1859 ermöglichte die Dombrücke - wegen ihrer Kastenform von den Kölner "Muusfall" genannt - als erste Brücke nach der Römerzeit die Rheinüberquerung. 1911 wurde sie durch die „Hohenzollernbrücke“ ersetzt, über die vier Gleise und zwei Fahrbahnen führten. In Deutz und Mülheim existierten Schiffsbrücken, die für den Schiffsverkehr geöffnet werden mussten. 1915 nahm die "Köln-Deutzer Brücke" den Verkehr auf, später trug diese den Namen "Hindenburgbrücke". Es bot sich mit der wachsenden Stadt - 1914 kamen mit Stadt und Kreis Mülheim circa 90.000 Einwohner zu den 550.000 Einwohnern hinzu – eine dritte feste Verbindung an. Die Stadtoberen von Mülheim machten daher auch im Eingemeindungsvertrag die Brücke zur Bedingung. Wegen des Ersten Weltkrieges und den nachfolgenden Krisenzeiten (Besatzung und Inflation) verzögerte sich die Ausführung. Nach den ersten Planungen und Berechnungen durch die Verwaltung beschloss der Rat im Juli 1926 den Bau der Brücke über den Rhein zwischen Mülheim und Riehl.

Es folgten die Ausschreibung im September und im Januar 1927 die dreitägige Sitzung des Preisgerichts. Das Preisgericht entschied sich nach langwierigen Diskussionen mit neun Stimmen für das Angebot der Familie Krupp aus Essen zum Bau einer Bogenbrücke. Es gab eine Enthaltung und eine Nein-Stimme – die von Konrad Adenauer. Der Stadtrat hat zunächst den kühnen Plan nach entsprechendem Beschluss im März 1927 mit dem Bau zu beginnen und das Gerüst über den Rhein bereits im November wieder abbauen zu lassen. Doch dazu sollte es nicht kommen. Am 31. März tagten die vereinigten Ausschüsse Häfen und Brücken, Städtebau, Hoch- und Tiefbau sowie Finanzen, geführt von Hans Böckler (SPD), der nach dem Zweiten Weltkrieg zum ersten Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes gewählt wurde. Die Ausschüsse beschlossen den Bau einer Bogenbrücke. Am 28. April 1927 folgte die entscheidende Ratssitzung. Adenauer sprach als erster zum Tagesordnungspunkt 15 und hob die Begrenzung der Redezeit auf - nicht ganz uneigennützig. Adenauer behauptete, dass nur das Angebot von M.A.N. zum Bau einer Hängebrücke vollständig sei und keiner Nachbearbeitung bedürfe. Dann appellierte er an die Ratsmitglieder, sich der Verantwortung bewusst zu werden, die dieser Bau für das Rheinpanorama habe. Die Brücke sei für den wachsenden Autoverkehr, der vom Ruhrgebiet käme,

das Eingangstor für Köln.

Der Oberbürgermeister empfand eine Bogenbrücke als

niederdrückend und wuchtend. Für Köln kennzeichnend sei das nach oben Strebende und Leichte. Dieser Baustil entspricht unserem Boden und unserer ganzen Art.

Die Hängebrücke habe das

sich nach oben verjüngende, leicht beschwingte Element,

dagegen sei dies bei der Bogenbrücke

© Rheinisches Bildarchiv Köln
Adolf Abel: Eröffnung der Mülheimer Brücke am 13. Oktober 1929, RBA 102561

das lastende, nach unten ziehende.

Eine Rolle spielten auch die Kosten - im Entwurf sollte die Bogenbrücke etwas über zehn, die Hängebrücke über 14 Millionen Reichsmark kosten. Dagegen sprächen laut Adenauer aber die Unterhaltungskosten, die angeblich bei der Bogenbrücke höher seien. Und entscheidend sei auch, dass das Kölner Industrieunternehmen Felten & Guilleauame die Kabel für die Hängebrücke liefern sollte. Adenauer nannte ganz offen, dass diese Brücke für F&G ein Referenzobjekt in der eigenen Stadt sei und dass so

die Industrien, die wir in Köln haben, sich ausbreiten und mehr Leute beschäftigen können.

Neben der ästhetischen Frage war der Bau – wie so manch anderer Plan - für den Oberbürgermeister ein Akt der Wirtschaftsförderung. Gegen Adenauer sprachen Vertreter der liberalen Parteien und der SPD, dafür Zentrumspartei, Kommunisten und Mieterpartei. Der Kölner Kommunistenführer Jean Winterich hob in seiner Rede die Vorzüge einer Hängebrücke aus seiner Sicht hervor und erklärte dann:

Ich weise darauf hin, dass von den sechs Brücken, die in Leningrad über die Newa führen, keine einzige eine Bogenbrücke ist.

Überhaupt seien alle neuen Brückenbauten in Russland als Hängekonstruktion ausgeführt worden. Dieses Argument, dass den Kommunisten ja in ihrer Sowjetunion-Gläubigkeit keine andere Wahl ließ, soll ihnen angeblich von Adenauer hinterbracht worden sein. Das Gerücht hält sich bis in die heutige Zeit - allein der Quellenbeleg dafür fehlt. Es kann so gewesen sein, aber die Kommunisten können auch auf anderer Art davon erfahren haben. Wie dem auch sei, der Antrag für den Bau der Hängebrücke wurde in namentlicher Abstimmung mit 43 zu 36 Stimmen angenommen. Kurz vorher hatte es noch eine hitzige Debatte um die mögliche Befangenheit von Dr. Georg Zapf, Generaldirektor von F&G und Mitglied der Zentrumsfraktion, gegeben. Adenauer erklärte diesen für nicht befangen, da sein Unternehmen höchstens als Unterauftragsnehmer, nicht aber als Brückenbauer profitiere.

Unmittelbar nach Ratsbeschluss wurden die Verhandlungen mit M.A.N. aufgenommen. Der Bau begann am 19. Mai 1927 - also drei Wochen nach Ratsbeschluss! Am 13. Oktober 1929 eröffnete Adenauer nach einer Bauzeit von 25 Monaten die Brücke, die auch von der Straßenbahn benutzt werden konnte - die Gegner verstummen. Mit einer Spannweite von 315 Metern war sie zu der damaligen Zeit die längste als selbstverankerten Hängebrücken. Sie kostete 10 Millionen Reichsmark. Im Oktober 1944 wurde sie bei einem Luftangriff zerstört - unter anderem weil der von der deutschen Wehrmacht angebrachte Sprengstoff durch den Angriff entzündet wurde. Konrad Adenauer eröffnete die in zweijähriger Bauzeit errichtete Nachfolgebrücke im September 1951 - diesmal als Bundeskanzler.

Förderung des Wirtschaftslebens: Das Hafen- und Industriegebiet in Niehl und die Ansiedlung der Ford-Werke

© Ford Werke Köln

Gunnar Hermann, Vorsitzender der Ford Werke AG

Die deutsche Ford-Fabrik kommt nach Köln,

jubelte am 19. Oktober 1929 das "Kölner Tageblatt" und attestierte in dem Artikel der Stadt

geschickte Verhandlungen, die zu diesem Prestigeerfolg

geführt hätten.

Die Stadt Köln stand im direkten Wettbewerb mit anderen Städten wie Duisburg, Neuss und Essen für die geplante Ansiedlung einer Fahrzeugfertigung von Ford in Nordrhein-Westfalen.

Konrad Adenauer zeigte sich gegenüber den international erfahrenen Managern von Ford als geschickter Verhandlungspartner. Als Neuss von den Entscheidern der Ford Motor Company favorisiert wurde, versprach Adenauer ein besseres Angebot. Er bot Ford in einer streng vertraulichen Kommunikation mit dem damaligen Ford-Direktor Heine mit, dass er die Gewerbesteuer in den ersten sechs Jahren in Form einer sehr günstigen Pauschalzahlung ansetzen wolle.

Sein Angebot fiel deutlich attraktiver als das der Stadt Neuss aus. Angesichts vieler logistischer Vorteile, die der Standort Köln-Niehl bot, entschieden sich die Entscheider von Ford für den Standort in der Domstadt. Das weitläufige Gelände am Rhein bietet dem Unternehmen bis heute unzählige Vorteile für eine vorbildliche Logistik.

1930 erwarb die Ford Motor Company dann das 170.000 Quadratmeter große Gelände mit direkter Lage am Rhein in Köln-Niehl. Die verkehrsgünstige Lage am Rhein, die exzellente Anbindung der Eisenbahn als Transportweg und die Nähe zum Ruhrgebiet, aus der ein Großteil der Produktionsteile kamen, lieferten die ausschlaggebenden Argumente für Ford. Konrad Adenauer wusste um die Bedeutung einer Industrieansiedlung und deren Strahlkraft für den regionalen Arbeitsmarkt. So es ist nicht verwunderlich, dass im Vertragswerk zwischen der Stadt Köln und Ford ein Passus enthalten ist, der besagt, dass sich die Ford Motor Company A.G. verpflichtet,

ihre Arbeiter und Angestellten tunlichst aus dem Stadtkreis Köln zu entnehmen.

© Rheinisches Bildarchiv Köln
Karl Hugo Schmölz: Ford-Werke, A-Gebäude, RBA 711575

Am Ende profitierten beide Seiten von der Entscheidung, dem deutschen Ableger der Ford Motor Company ein Zuhause in Köln zu geben.

Am 2. Oktober 1930 legten Henry Ford I. und Konrad Adenauer den Grundstein für das Werk in Niehl und damit auch den Grundstein für ein Stück automobiler Industriegeschichte in Köln. Am 4. Mai 1931 verließ das erst Ford-Modell aus deutscher Produktion die Werkhalle am Rhein. Seit der Gründung des Werks ist über die Jahre eine stattliche Ansiedlung von Fertigungs-, Test- und Entwicklungsstätten in der Größe einer Kleinstadt in Niehl und Merkenich erwachsen. Fast 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind heute bei Ford in Köln beschäftigt. Über den Rhein, die Schiene und die Straße verlassen heute unzählige Ford Fiesta das Werk auf dem Weg zu den europäischen Händlern und zu außereuropäischen Zielen. Bis heute profitiert die diffizile Zuliefer- und Transportlogistik von der Lage am Rhein und den über kurze Wege vom Werk gut zu erreichenden Autobahnknotenpunkten.

Konrad Adenauer hat mit seiner auf eine prosperierende Zukunft der Stadt ausgerichtete Strukturpolitik Köln nachhaltig geprägt und seine Spuren wie kein anderer in der Domstadt hinterlassen.

Zur Finanzierung der Annehmlichkeiten, die Köln seinen Bürgerinnen und Bürgern in den Bereichen Bildung, Kultur, Freizeit und einer funktionierenden Infrastruktur bieten sollte, brauchte die Stadt profitable Unternehmen und eine sich stetig weiter entwickelnde florierende Wirtschaft. Konrad Adenauer hat diese Zusammenhänge sehr früh erkannt und entsprechend auf dem wirtschaftlichen und politischen Parkett agiert. Konrad Adenauer hat sich mit seinem Wirken in Köln als großer Modernisierer und Stadtentwickler in die Geschichte Kölns eingeschrieben und das Leben in der Stadt bis heute nachhaltig geprägt.

Köln, das Luftkreuz des Westens

Michael Garvens, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH

Zweifelsohne ist die Entwicklung des Kölner Luftverkehrs untrennbar mit Konrad Adenauer verbunden. Der heutige Köln Bonn Airport wäre wohl ohne sein Engagement nicht realisiert worden.

Bereits während seiner Amtszeit als Oberbürgermeister in den Jahren 1917 bis 1933 forciert er den Ausbau des Butzweilerhofs in Köln-Ossendorf zum "Luftkreuz des Westens". Die Startbedingungen für die moderne Luftfahrt in Köln nach dem Ersten Weltkrieg sind denkbar schlecht.

Auf den Friedensvertrag von Versailles 1919 folgt die Besetzung des Rheinlands durch die alliierten Truppen, die bis zum 1. Januar 1926 dauert. Köln ist vom internationalen Luftverkehr abgeschnitten. Ab 1926 ändert sich die Lage. Am 6. Januar wird die Deutsche Luft Hansa AG, und damit die erste starke deutsche Luftverkehrsgesellschaft, gegründet.

Adenauer ist Mitglied des Aufsichtsrats. Dort vertritt er deutlich den Anspruch Kölns, Luftverkehrsschwerpunkt Westdeutschlands zu werden. Gleichzeitig entsteht die Rheinische Luftverkehrsgesellschaft m.b.H. mit Sitz in Köln, die den neuen Kölner Flughafen betreiben wird. Wie könnte es anders sein: Ihr Aufsichtsratsvorsitzender heißt Konrad Adenauer. Bereits im November 1925 beschließt der Rat der Stadt Köln den Ausbau des Butzweilerhofs. Trotz leerer öffentlicher Kassen wird die für die damalige Zeit enorme Summe von 1,6 Millionen Reichsmark bewilligt.

© Rheinisches Bildarchiv Köln
Albert Grünberg: Landung der Graf Zeppelin LZ 127 auf dem Flugplatz Butzweilerhof, 1928, RBA 102634

Die Einweihung und Inbetriebnahme ist am 13. Mai 1926. Der Flughafen wird im Streckennetz der Deutschen Luft Hansa AG zum Knotenpunkt im Westen Deutschlands. Die großen internationalen Linien London-Berlin, Paris-Berlin, Kopenhagen-Paris und Amsterdam-Basel werden über Köln geführt. Schon im Juli starten und landen hier 24 Flugzeuge täglich. Im folgenden Jahr verbinden 23 Luftverkehrsgesellschaften Köln mit 66 Flughäfen und Landeplätze im In- und Ausland. In den kommenden Jahren festigt der Butzweilerhof seine Position als "Luftkreuz des Westens". Nach Berlin-Tempelhof ist Köln der zweitgrößte deutsche Flughafen. Die Fluggastzahlen steigen bis Ende der 1930er Jahre auf jährlich bis zu 50.000 Reisende, die Luftfracht auf weit über 1.000 Tonnen und die Luftpost sogar auf über 2.000 Tonnen.

Mit dem Zweiten Weltkrieg kommt jedoch das zivile Aus für den Butzweilerhof. Die deutsche Luftwaffe wird dort stationiert, danach übernimmt die britische Royal Air Force das Areal.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird ein neues Flughafen-Kapitel aufgeschlagen. Dass Köln in den Kreis der wichtigen deutschen Airports zurückkehrt, liegt an der Hartnäckigkeit und dem Verhandlungsgeschick Adenauers vor allem gegenüber der britischen Besatzungsmacht. Als Bundeskanzler hält er eine enge Anbindung der Bundeshauptstadt Bonn an den internationalen Luftverkehr für dringend notwendig, auch wenn sich die Verwaltung der britischen Besatzungszone schon 1948 auf Düsseldorf als einzigen Zivilflughafen in Nordrhein-Westfalen festgelegt hatte. Als geeigneter Ort kommt 1949 der ehemalige Luftwaffen-Fliegerhorst Wahn ins Gespräch, der nach Kriegsende von der Royal Air Force genutzt wird. Der britische Hochkommissar Sir Brian Robertson gibt zu verstehen, dass das Areal auch für zivilen Luftverkehr freigegeben werden könne. Am 8. Dezember 1950 wird die "Köln-Bonner Flughafen Wahn G.M.B.H. zu Porz", die spätere Flughafen Köln/Bonn GmbH, gegründet. Nach den ersten Jahren, die vom Konflikt zwischen ziviler und militärischer Nutzung geprägt waren und dem Abzug der britischen Luftwaffe, geht die Verantwortung für den Flughafen am 18. Juli 1957 an die deutschen Behörden über.

Aus dem Flughafen in Porz-Wahn entwickelte sich der heutige Köln Bonn Airport. Dank einer steilen Verkehrsentwicklung in den folgenden Jahrzehnten zählt der Köln Bonn Airport heute zu den bedeutendsten Verkehrsflughäfen in Deutschland. Im Jahr 2016 wurden knapp 12 Millionen Passagiere und 786.000 Tonnen Fracht gezählt. Mit seiner modernen Infrastruktur und seinem vorzüglichen Verkehrsangebot besitzt der Airport beste Zukunftsperspektiven. Angesichts der herausragenden politischen Leistung Adenauers und seines außerordentlichen Einsatzes für den Airport, lautet seit dem 4. Oktober 1994 der offizielle Airport-Name "Flughafen Köln/Bonn - Konrad Adenauer".

Veranstaltungen zur Konrad Adenauer-Themenwoche

Im Rahmen der Themenwoche gab es verschiedene Veranstaltungen, die inhaltlich nahezu alle relevanten Bereiche einer modernen Stadtentwicklung aufgriffen und die große Persönlichkeit Konrad Adenauer porträtierten. Über diesen Zeitraum hinaus können Sie noch bis 13. beziehungsweise 19. November 2017 die Ausstellungen "Konrad Adenauer - 100 Jahre Oberbürgermeister der Stadt Köln" und "Konrad der Große" und besuchen.

Veranstaltungen zur Themenwoche "Konrad Adenauer und die Stadt der Zukunft"

Weiterführende Links und Informationen

Unterstützerinnen und Unterstützer der Themenwoche

© Stadt Köln
  • Familie Adenauer
  • Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus
  • Flughafen Köln/Bonn GmbH
  • Rat der Gemeinden und Regionen in Europa, Deutsche Sektion (RGRE)
  • Kölner Verkehrsbetriebe AG