Adenauer als Verwaltungschef und Oberbürgermeister von Köln

© Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus

Seit seiner frühen Zeit als Beigeordneter war das Rathaus der Mittelpunkt von Adenauers Leben, wenn man einmal von seinem komfortablen Wohnhaus in der Max-Bruch-Straße in Lindenthal absieht.

Das großzügige Wohnhaus Adenauers aus seiner Zeit als Oberbürgermeister lag am südlichen Rand des Stadtwaldes nördlich der Dürener Straße. Hier lebte Konrad Adenauer seit 1911 mit seiner Familie.

Gussie Adenauer

Nach dem Tode seiner ersten Ehefrau Emma 1916 heiratete er drei Jahre später noch einmal. Seine zweite Frau wurde die 19 Jahre jüngere Auguste Zinsser, genannt Gussie.

Sie kümmerte sich aufopfernd um einen immer größer werdenden Haushalt, denn drei Kindern aus erster Ehe folgten noch vier eigene. Das Haus in der Max-Bruch-Straße war allerdings geräumig genug.

Konrad Adenauer im Kölner Rathaus

Diente Adenauers Wohnhaus in gewissem Umfang auch repräsentativen Zwecken, so war das Rathaus sein täglicher Arbeitsort, wo zahlreiche Fragen von Personalquerelen bis zu Grundsatzbeschlüssen bearbeitet und entschieden werden mussten. Zugleich war das Rathaus die Stätte für immer wieder neue Gespräche, für zahllose Empfänge und natürlich vor allem für die Sitzungen der Stadtverordneten. Das Rathaus steht aber auch für den Bürgerstolz Adenauers, für seine hohe Wertschätzung der kommunalen Selbstverwaltung und der rechtsstaatlich verfassten Demokratie.

Trotz einer zuweilen sehr autoritativen Attitüde war er zeitlebens überzeugter Demokrat und keineswegs nur - wie viele andere führende Politiker der Weimarer Zeit - ein "Vernunftrepublikaner". Deshalb verteidigte er die Republik auch unerschrocken. Und während die Namen einiger Reichskanzler schon nach wenigen Monaten wieder in Vergessenheit gerieten, war der Adenauers in all diesen Jahren stets präsent - nicht wenige Zeitgenossen fühlten sich durch seinen autokratischen Führungsstil an einen Landesfürsten oder gar an einen Monarchen erinnert.

So muss es auch Gustav Stresemann ergangen sein, der im Mai 1925 in seinem Tagebuch notierte:

© Rheinisches Bildarchiv Köln

Die Oberbürgermeister des heutigen Deutschlands sind in Wirklichkeit neben den Großindustriellen die Könige der Gegenwart. Auf längere Zeit gewählt, viele unabsetzbar, sind sie mächtiger als die Minister...

Die Eintragung in sein Tagebuch machte er anlässlich seines Besuchs zur Feier der tausendjährigen Zugehörigkeit des Rheinlands zum Deutschen Reich.

Diese Feier aber fand natürlich in Köln statt, wobei der Außenminister bezeichnenderweise auch Folgendes zu rühmen wusste:

Wundervoll waren das Frühstück im Rathaus und die prunkvolle Art der Kölner Tafel.

Dieser aufwendige Repräsentationsstil war natürlich durchaus nicht unumstritten. Er dokumentiert jedoch eindrucksvoll den Machtwillen Adenauers und sein Bedürfnis, auch über die Grenzen der Stadt hinaus Beachtung zu finden.

So wurde er von manchen halb bewundernd, halb spöttisch als "König von Köln" tituliert, der in der Art eines Renaissancemenschen seine Stadt autokratisch beherrschte.

Die Position des Oberbürgermeisters

Nach der auch noch in der Weimarer Zeit geltenden Rheinischen Städteordnung von 1856 besaß der Oberbürgermeister eine herausragende Stellung: Er war nicht nur oberster Verwaltungschef und damit Dienstvorgesetzter aller städtischen Behörden, sondern führte auch den Vorsitz in der Stadtverordnetenversammlung. Dort hatte er volles Stimmrecht - und bei Stimmengleichheit gab sein Votum den Ausschlag. Adenauer verstand es, die Möglichkeiten, die ihm die Doppelfunktion an der Spitze von Verwaltung und Stadtrat gab, klug und geschickt zu nutzen.

Da er auf zwölf Jahre gewählt war, brauchte er keine Tageskritik zu fürchten und musste auch nicht frühzeitig an den nächsten Wahlkampf denken. Vielmehr bot ihm die Rheinische Städteordnung die Chance, eine langfristige Politik zu betreiben und weit in die Zukunft reichende Pläne zu entwickeln und umzusetzen. Wenn man bedenkt, dass in der Weimarer Republik auf Regierungsebene die Minister fast beliebig kamen und gingen und dass es in den 14 Jahren von 1918 bis 1933 zwanzig verschiedene Reichskabinette gab, so wird deutlich, welch hohes Maß an Kontinuität und Stabilität auf lokaler Ebene die Oberbürgermeister bildeten.

Unter diesen gehörte Adenauer zu den wenigen, die die Revolutionswirren unbeschadet überstanden hatten. Im Gegenteil, sein resolutes und auf viel Augenmaß beruhendes Handeln 1918/19 hatte sein Ansehen immens gesteigert. Er galt nun als Führungspersönlichkeit, die jeder noch so kritischen Situation gewachsen war. Seit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs war er für die Lebensmittelversorgung Kölns verantwortlich. Gerade diese Aufgabe leistete er mit großer Bravour - Köln galt während des Krieges als eine der am besten versorgten Großstädte des Reiches. Damit empfahl Adenauer sich nachdrücklich für das Amt des Oberbürgermeisters.

Als dann Max Wallraf 1917 einen Ruf als Staatsekretär nach Berlin erhielt, stand es außer Zweifel, dass Konrad Adenauer und nur er dessen legitimer Nachfolger war. Seine Wahl zum Oberbürgermeister im September 1917 erfolgte ohne eine einzige Gegenstimme. Damit kann er sich einer breiten Unterstützung sowohl bei den Liberalen und erst recht beim Zentrum gewiss sein. Auch die ersten sozialdemokratischen Stadtverordneten, die auf Adenauers persönliche Initiative schon vor der Revolution ins Rathaus einzogen, weiß er auf seiner Seite. Danach waren es vor allem die tatkräftige Realisierung zahlreicher und verschiedenartiger Großprojekte, die seinen Ruf als bedeutenden Kommunalpolitiker weit über die Grenzen des Rheinlandes hinaus beförderten.

Konrad Adenauers Arbeitsweise

Damals wie heute kommt es ihm im Vorfeld der Entscheidungsfindung darauf an, die Mandatsträgerinnen und Mandatsträger, die Beigeordneten sowie die führenden Vertreterinnen und Vertreter der Stadtverwaltung einzubinden und bei der Erarbeitung der Beschlussvorlagen tätig werden zu lassen. Nur wer dies vergisst, mag überrascht sein zu hören, dass Adenauer besonders mit einigen führenden Kölner Sozialdemokraten über Jahre hinweg sehr eng zusammenarbeitete. Ohne die lange geheim gehaltene Kooperation mit Wilhelm Sollmann wäre der Grüngürtel nicht so leicht zu realisieren gewesen. Ohne die Unterstützung von Johannes Meerfeld hätte die Neugründung der Universität gewiss noch mehr Widerstand hervorgerufen, und erst das beharrliche Agieren eines August Haas ließ den Flugplatz am Butzweilerhof Wirklichkeit werden.

© Rheinisches Bildarchiv Köln

Überhaupt verstand es Adenauer, für seine diversen Ideen sehr fähige Mitarbeiter und Mitstreiter zu gewinnen und für längere Zeit an Köln zu binden. Erinnert sei hier an Christian Eckert, den ersten Rektor der neuen Universität, an Fritz Schumacher, den bedeutenden Stadtentwickler und Schöpfer von Grünflächen, sowie nicht zuletzt an Friedrich Spennrath, der die Ferngasversorgung Kölns umsetzte und viele Ideen zur Beseitigung der wachsenden Arbeitslosigkeit entwickelte. Alle diese Männer waren und blieben eigenständige Persönlichkeiten. Adenauer beließ ihnen durchaus große Handlungsspielräume in ihrem jeweiligen Betätigungsfeld, während allerdings bei ihm die vielfältigen Fäden der sehr verschiedenen Bereiche und ihrer Projekte zusammenliefen.

Bei allen zwischenzeitlichen Dissonanzen war das Ensemble der verschiedenen Kölner Institutionen in den Weimarer Jahren gut aufeinander abgestimmt. In der Regel funktionierte es erstaunlich reibungslos und bewies gerade in Krisenzeiten seine Leistungsfähigkeit. Diese Tatsache wurde von manchen beneidet, von vielen bewundert, allenthalben aber anerkannt.

So galt Köln in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre weithin als aufstrebende Metropole von europäischem Format, als eine Stadt, die sich auch nicht hinter Berlin und selbst nicht hinter Paris verstecken musste. Was immer man sonst auch sagen mag: unter Adenauer gab es eine tüchtige, effektiv arbeitende Verwaltung und - jedenfalls bis 1929/1930 - eine insgesamt konstruktiv agierende Stadtverordnetenversammlung. Besondere Bedeutung maß Adenauer der städtischen Selbstverwaltung bei, die er gerne als politische Schule des Volkes bezeichnete, wobei er die Arbeit der Stadtverordneten als "unendlich viel praktischer als die des Parlamentariers" ansah.

Adenauer war beileibe kein bequemer Vorgesetzter. Nachlässigkeiten seiner Beamtinnen und Beamten waren ihm zuwider, Mängel wurden von Adenauer oft persönlich mit pedantisch anmutender Genauigkeit bloßgestellt, Versäumnisse der Dezernentinnen und Dezernenten oft hart moniert. Erträglich wurde dies alles dadurch, dass Adenauer sich selbst einem wenigstens ebenso unerbittlichen Diktat hoher Forderungen unterwarf und allgemein das Gefühl herrschte, dass er alles, was er unternahm, letztlich doch für die Stadt Köln, ihre Bewohnerinnen und Bewohner tat.

Interessante Orte zu Station 2

Wohnhaus der Familie Adenauer

Max-Bruch-Straße 4-6
50935 Köln

Anfahrt:
Stadtbahn-Linie 7 (Haltestelle Brahmsstraße)
Bus-Linie 136 (Haltestelle Brahmsstraße)

Stadtplan

Historisches Rathaus

Rathausplatz
50667 Köln

Anfahrt:
Stadtbahn-Linien 1, 7 und 9 (Haltestelle Heumarkt)
Stadtbahn-Linie 5 (Haltestelle Rathaus)
Stadtbahn-Linien 16 und 18 (Haltestelle Dom/Hauptbahnhof)
Bus-Linien 106, 133, 250, 260 und 978 (Haltestelle Heumarkt)
Bus-Linie 132 (Haltestelle Rathaus)

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