Telefon, Radio und Auto - das waren die technologischen Errungenschaften, die die Menschen der 1920er Jahre am meisten begeisterten. Nur eine Erfindung übte womöglich eine noch größere Faszination aus: das Flugzeug.

Zivile Luftfahrt am Butzweilerhof

© Stiftung Butzweilerhof

Deutschland war in den ersten Jahren nach dem Ersten Weltkrieg das Überfliegen der besetzten Gebiete durch die Alliierten verboten. So dauerte es auch in Köln bis zum Abzug der Briten im Januar 1926, ehe mit der zivilen Nutzung der Luftfahrt begonnen werden konnte. Im Vorfeld hatten Konrad Adenauer und sein Verkehrsdezernent, der Sozialdemokrat August Haas, dafür bereits die entscheidenden Weichen gestellt. Haas forderte schon 1924 in einer Denkschrift, dass die Stadt Köln wieder freie Verfügungsgewalt über "ihren Flughafen" erhalten müsse. Hiermit meinte Haas den Butzweilerhof, der bis 1918 militärischen Zwecken gedient hatte und der nun für zivile Zwecke genutzt werden sollte.

Auch Adenauer erkannte frühzeitig die großen Entwicklungsmöglichkeiten des Luftverkehrs und plädierte deshalb ebenfalls mit aller Entschiedenheit für die Errichtung eines städtischen Flugplatzes. Auf seine Initiative hin beschloss dann die Stadtverordnetenversammlung 1925 die Gründung einer Flugverkehrsgesellschaft und den Ausbau des Flughafengeländes Butzweilerhof. Auf überregionaler Ebene gelang es Adenauer schon im Januar 1926, Mitglied des Aufsichtsrats der gerade gegründeten "Deutsche Lufthansa AG" zu werden. Danach ging alles sehr schnell. Bereits am 6. April 1926 wird am Butzweilerhof die zivile Luftfahrt aufgenommen, und binnen kurzem können regelmäßig Linienflüge eingerichtet und mehr als ein Dutzend Ziele angeflogen werden.

Schon ein Jahr nach Eröffnung hat Köln mehr Fluggäste als Düsseldorf, Essen und Dortmund zusammen. Doch nicht nur bei den Passagierflügen, auch in puncto Luftfracht liegt der Butzweilerhof in dieser Zeit im Deutschen Reich nach Berlin-Tempelhof an zweiter Stelle.

"Einer der besten Europas"

Das Kölner Flugverkehrswesen macht von sich reden: Ein Atlantikflug in Ost-West-Richtung nach New York wird im Sommer 1927 von Köln aus probiert. Man unternimmt Versuche mit Wasserflugzeugen, und der Stadt-Anzeiger stellt die Frage, ob Köln nicht ein idealer Standort für einen Überseeflughafen wäre.

1928 darf der Flughafen Köln im eigenen Prospekt als "einer der besten Europas" bezeichnet werden. Neben einem für damalige Verhältnisse sehr großen Rollfeld werden mit besonderem Stolz insgesamt 80 mögliche Zielorte aufgeführt.

So gibt es regelmäßige Flüge nach Berlin und Hamburg, Paris und Prag sind ebenso erreichbar wie Norderney oder Bad Reichenhall. Ende der 1920er Jahre hat dann allerdings die Luftfahrt ihren vorläufigen Zenit überschritten; infolge der Weltwirtschaftskrise lässt das Interesse der Öffentlichkeit abrupt nach. Dennoch bewahrt sich der Kölner Flughafen eine hervorragende Stellung. Er darf sich auch in den 1930er Jahren rühmen, als "Luftkreuz des Westens" bezeichnet zu werden. Natürlich war die Förderung des Flugverkehrs in der damaligen Zeit alles andere als unumstritten. So erschien 1928 in Köln-Klettenberg eine Broschüre über die mangelhafte Wirtschaftlichkeit der Luftfahrt, die zu über 80 Prozent subventioniert werden musste.

Auch im Kölner Stadtrat standen viele dem neuen Verkehrsmittel skeptisch bis ablehnend gegenüber. Angesichts zahlloser ungelöster sozialer Probleme wollten sie lieber zusätzliche Gelder im Wohnungsbau oder im Wohlfahrtswesen einsetzen, anstatt ein neuartiges Verkehrsmittel zu fördern, das ohnehin nur einigen wenigen Begüterten zugute kam.

Adenauer allerdings sah diese Zusammenhänge anders. Selbst in der furchtbaren schweren Zeit der Weltwirtschaftskrise betonte er, dass trotz allem die weitere Unterstützung der Luftfahrt geboten sei. Er war sich damals sicher, dass früher oder später der technologische Fortschritt zur Wirtschaftlichkeit des Flugverkehrs führen würde. Deshalb sah er eine Anschubfinanzierung als zweckmäßig an und behielt zugleich das Ziel der Profitabilität im Auge. Zumindest die Mehrheit der Stadtverordneten ließ sich von solchen Gedankengängen überzeugen: Sie stimmte dann auch jährlichen Subventionen ebenso zu wie der Erweiterung des Flughafens, der schließlich ein Areal von fast 1,3 Quadratkilometern umschloss.

Von hier starteten täglich mehr als zwei Dutzend Maschinen verschiedensten Typs. Darunter waren kleine Doppeldecker ebenso wie dreimotorige Junkers-"Großflugzeuge", die bis zu neun Passagieren Platz boten.

Der Butzweilerhof heute

Das Gelände Butzweilerhof, im Nordwesten Kölns in Ossendorf gelegen, ist von Niehl über Longerich und von der Stadtmitte über Ehrenfeld recht gut zu erreichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte der dortige Flugplatz von 1957 bis 1980 eine zweite Blütezeit und wurde vor allem von Sportfliegerinnen und -fliegern gerne genutzt.

© Stiftung Butzweilerhof

Der "Butz" wurde dann zwar 1980 für die Luftfahrt geschlossen, doch der in den 1930er Jahren entstandene großflächige Gebäude-Komplex blieb erhalten und wurde sogar unter Denkmalschutz gestellt. Inzwischen sind dort die "Stiftung Butzweilerhof Köln" und die "Fördergesellschaft für Luftfahrtgeschichte e. V." mit großem Eifer und viel Liebe an der Arbeit:

Diese frühe Phase der Kölner Luftfahrtgeschichte wird dokumentiert und mit Hilfe von vielfältigen Exponaten und Materialien anschaulich gemacht.

Adenauer und die Luftfahrt

Was Konrad Adenauer anbetrifft, so ist sein Interesse für die zivile Nutzung der Luftfahrt schon für seine Zeit als Kölner Oberbürgermeister vielfältig bezeugt, nicht zuletzt auch dadurch, dass er von 1926 bis 1932 Mitglied des Aufsichtsrats der Deutschen Lufthansa war. Wirklich nutzen und schätzen lernen konnte er das Flugzeug freilich erst als Bundeskanzler.

In dieser Zeit wurde es ihm mehr und mehr zum selbstverständlichen Beförderungsmittel für Staatsbesuche im Ausland. Inzwischen bildete allerdings der frühere Militärflughafen im rechtsrheinischen Wahn den Mittelpunkt aller Luftverkehrsaktivitäten Adenauers.

Die allmähliche Umwandlung des Flughafens Köln/Bonn und sein Ausbau zum modernen Großflughafen ist in gewissem Sinne letzten Endes auch wieder Konrad Adenauer zu verdanken, der die Nähe zu Bonn sehr zu schätzen wusste.

Die Umbenennung in "Konrad-Adenauer-Flughafen" war deshalb nur folgerichtig. Sie darf insofern auch als späte Anerkennung und Würdigung der Verdienste desjenigen Politikers angesehen werden, der als Kölner Oberbürgermeister ebenso wie als Bonner Bundeskanzler zu den frühesten und entschiedensten Förderern des Luftverkehrs in Deutschland gehört hat.

Interessante Orte zu Station 10

Butzweilerhof

Butzweilerstraße 35-39
50829 Köln

Anfahrt:
Stadtbahn-Linie 5 (Haltestelle Alter Flughafen Butzweilerhof)
Bus-Linie 127 (Haltestelle IKEA Am Butzweilerhof)
Bus-Linie 148 (Haltestelle Köhlstraße)

Stadtplan

Konrad-Adenauer-Flughafen

Köln Bonn Airport
Flughafen
51147 Köln

Anfahrt:
Deutsche Bahn S 13 (Haltestelle Köln/Bonn Flughafen)
Bus-Linie 161 (Haltestelle Köln/Bonn Flughafen)

Stadtplan