Kindheit, Schulzeit, Studium und Karriere in der Kölner Stadtverwaltung

Konrad Adenauer erblickte am 5. Januar 1876 im westlichen Teil Kölns in der Balduinstraße nahe dem Hahnentor das Licht der Welt, und zwar als drittes Kind der Eheleute Johann Conrad und Helene Adenauer. Die Familie lebte in bescheidenen kleinbürgerlichen Verhältnissen.

Der Vater, dessen Vorfahren aus dem Städtchen Adenau in der Nordeifel stammten, hatte durch Fleiß und Pflichtbewusstsein Karriere gemacht und war als Beamter im mittleren Dienst in der Justizverwaltung am Appellationsgericht beschäftigt. Dort beim Königlichen Landgericht am Appellhof bringt es der Vater, der nie eine höhere Schule besuchen konnte, bis zum Kanzleirat. So vermag er seiner Familie eine sichere Existenzgrundlage zu bieten, achtet aber doch mit aller Entschiedenheit auf Sparsamkeit und Ordnungsliebe, auf Pflichtgefühl und Strebsamkeit.

Diese hohe Wertschätzung preußischer Tugenden spielt in der Erziehung im Hause Adenauer bei allen vier Kindern - den drei Söhnen folgte noch eine kleine Tochter - eine zentrale Rolle.

Um ihnen für den späteren Lebensweg Aufstiegschancen zu eröffnen, achtet der Vater zudem auf eine gediegene Bildung, auch wenn das Schulgeld hart erspart werden muss.

Schulzeit und Studium

Zunächst unterrichtet Johann Konrad Adenauer seinen Sohn noch selbst. Ab dem siebten Lebensjahr besucht der kleine Konrad die Knabenschule an Sankt Aposteln und schafft drei Jahre später wie seine älteren Brüder die Aufnahmeprüfung in die dortige Oberschule, das "Königliche Katholische Gymnasium an der Apostelnkirche". Hier bleibt er bis zum Abitur und ist ein guter, aber kein überragender Schüler.

Dass der mit Absolvierung des Abiturs inzwischen 18 Jahre alt gewordene junge Herr Adenauer allerdings zu Höherem berufen ist, lässt sich zu jener Zeit noch keineswegs absehen. Nach der Schule beginnt er eine Banklehre und danach ein Studium der Rechte, das er nur sechs Semester später in Bonn 1897 erfolgreich abschließt. Doch auch dies ist unspektakulär, ebenso wie die darauffolgende Referendarzeit und die Stelle als Gerichtsassessor beim Kölner Amtsgericht.

Karriere in der Kölner Stadtverwaltung

Vom Zugang zur Kölner Elite in Politik und Gesellschaft ist Adenauer zu dieser Zeit noch weit entfernt. So sind zwei glückliche Umstände notwendig, um ihm den Weg in die Kommunalpolitik zu bahnen. 1903 erhält er eine Vertretungsstelle im Büro des Justizrats Hermann Kausen, und der ist Vorsitzender der Zentrumsfraktion in der Kölner Stadtverordnetenversammlung.

Der zweite Glücksfall besteht für Adenauer im Kennenlernen von Emma Weyer. Sie stammt aus gutbürgerlichem Hause. Ihr Vater war Direktor der Kölnischen Rückversicherungsgesellschaft gewesen, und mütterlicherseits ist sie mit der höchst angesehenen Patrizierfamilie der Wallrafs verwandt.

Konrad Adenauer und Emma Weyer begegnen sich zuerst im katholischen Tennisclub "Pudelnass". Der Tennisschläger gilt dort allerdings auch als Verlobungskelle, und so bleibt es nicht nur beim Tennisspielen. Zwischen den beiden entspinnt sich eine Liebesromanze. Gemeinsame Fahrten werden unternommen, und ein Ausflug zum Rolandsbogen gegenüber dem Siebengebirge bringt die Entscheidung: Es kommt zur Verlobung, 1904 folgt die Eheschließung. Jetzt öffnen sich für Adenauer die Tore zur Kommunalpolitik noch weiter, zumal Emmas Onkel Max Wallraf 1906 zum Oberbürgermeister gewählt wird. Wallraf ist zwar parteilos und eher liberal, doch der angeheiratete Verwandte mit seinen guten Beziehungen zur Zentrumspartei ist ihm als enger Mitarbeiter doppelt lieb.

Adenauer ist inzwischen der Sprung in die Stadtverwaltung gelungen. 1906 wird er Beigeordneter und verdient sich erste Meriten. Dennoch ist seine Wahl zum Ersten Beigeordneten 1909 eine kleine Überraschung, da er für diese Position des zweiten Mannes der Stadt hinter dem Oberbürgermeister doch noch sehr jung ist. Adenauer hatte allerdings als angesehenes Mitglied des Zentrums die eigene Fraktion geschlossen hinter sich, und die Liberalen sahen ihn als gemäßigt und insgesamt erträglich an. Auf diese Weise war Adenauer in erstaunlich kurzer Zeit der Sprung in ein führendes Amt einer altehrwürdigen und zugleich sich stürmisch entwickelnden Großstadt gelungen. Nun musste er beweisen, welche administrativen und organisatorischen Qualitäten in ihm steckten!

Das Adenauer-Denkmal

© Rheinisches Bildarchiv Köln

Das Adenauer-Denkmal steht bewusst an der Kirche Sankt Aposteln. Hier, schräg gegenüber, ging er über viele Jahre hinweg zur Schule, hier in der Nähe stand sein Elternhaus, so dass der Umkreis des kleinen Konrad ganz wesentlich in diesem Teil Kölns zwischen Neumarkt und Hahnentor gelegen hat. Die Apostelnkirche steht aber auch noch für einen anderen zentralen Bezugspunkt im Leben Konrad Adenauers: Seine Religiosität und Frömmigkeit. Von Geburt an bis zu seinem Tod war er katholischer Christ aus innerer Überzeugung. Der Mensch und der Politiker Konrad Adenauer ist daher ohne seine Verwurzelung im rheinischen Katholizismus nicht denkbar.

Sankt Aposteln war die Pfarrkirche der Familie Adenauer. Hier besuchten die Eltern mit ihren vier Kindern regelmäßig die Heilige Messe am Sonntag, und hier war auch die Stätte der Andacht und des persönlichen Gebets. Insofern hat das Denkmal des alten Adenauer mit Hut und Mantel einen würdigen Platz gefunden.

Die übermannsgroße Bronzestatue wurde von dem Bildhauer Hans Wimmer entworfen und nach dessen Tod von seinem Schüler Gerd Weiland ausgeführt und vollendet. Aufgestellt und enthüllt wurde das Denkmal am 1. Juli 1995 im Beisein der Stifterinnen und Stifter sowie des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl.

Interessante Orte zu Station 1

Das Geburtshaus Konrad Adenauers

Balduinstraße 6
50676 Köln

Anfahrt:
Stadtbahn-Linien 9, 12 und 15 (Haltestelle Zülpicher Platz)

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Das Adenauer-Denkmal

Nordseite von Sankt Aposteln
Apostelnstraße
50667 Köln

Anfahrt:
Stadtbahn-Linien 1, 3, 4, 7, 9, 16 und 18 (Haltestelle Neumarkt)
Bus-Linien 136 und 146 (Haltestelle Neumarkt)

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