© Helena Müller/ecosign Akademie für Gestaltung Köln

Die Städte Köln und Wolgograd entschlossen sich am 28. November 1988, eine Städtepartnerschaft einzugehen. Kurz nach Beginn des völkerrechtswidrigen russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine entschied  Oberbürgermeisterin Henriette Reker, diese Städtepartnerschaft bis auf Weiteres ruhen zu lassen.

Dies ist keine Entscheidung gegen die Russ*innen in Wolgograd, im Gegenteil. Sie betrifft lediglich das Aussetzen der offiziellen Kontakte zwischen den beiden Städten. Die auf zivilgesellschaftlicher Ebene existierenden Verbindungen bestehen nach wie vor, beispielsweise bei der Unterstützung ehemaliger Zwangsarbeiterinnen.

Am 30. Oktober 1989 wurde der Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln - Wolgograd e. V. ins Leben gerufen, der sich seitdem sehr für die Pflege dieser Städtepartnerschaft einsetzt. Dabei waren die ersten Jahre der städtepartnerschaftlichen Beziehungen geprägt von einer Reihe von Hilfsgütertransporten und Sammelaktionen zugunsten der Bevölkerung in Kölns Partnerstadt.

In Zusammenarbeit mit deutschen und russischen Fernsehsendern wurden im Laufe der Jahre etliche Reportagen und Liveschaltungen aus und über Wolgograd produziert, um nicht nur die Kölner Bevölkerung über das Leben in unserer Partnerstadt zu informieren.

Zahlen und Fakten zur Partnerstadt

Wolgograd liegt im Süden der Russischen Föderation, etwa 400 Kilometer nördlich der Wolga-Mündung ins Kaspische Meer. Die Stadt erstreckt sich über mehr als 70 Kilometer am rechten Ufer der Wolga in einer Breite von zehn Kilometern. Auch heute noch ist Wolgograd mit rund einer Million Einwohner*innen ein wichtiges Industrie- und Handelszentrum.

Das kontinentale Klima sorgt für eindeutige Jahreszeiten mit hohen Temperaturunterschieden. Im Winter reichen die Temperaturen bis zu minus 30 Grad Celsius. Der Durchschnitt liegt bei minus sechs Grad Celsius. Im August können die Höchsttemperaturen schon mal 43 Grad Celsius erreichen, der sommerliche Durchschnitt liegt allerdings bei 21 Grad Celsius. 

Das Stadtzentrum ist von pompösen neoklassizistischen und neobarocken Bauten geprägt, die in der Nachkriegszeit errichtet wurden. Das Bild der Außenbezirke dagegen ist durch die typischen sowjetischen Plattenbauten bestimmt.

Geschichte

Die Festung Wolgograd wurde 1589 gegründet. Sie schützte Russland vor den Nomaden aus dem Süden. Ursprünglich hieß die Stadt Zarizyn, aus dem Tatarischen "sari tschin" (gelber Sand) abgeleitet. Zarizyn wurde Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem wichtigen Handels- und Industriezentrum mit Anlagen zur Erdölverarbeitung, Fischfabriken, einer Holzindustrie und Handelsagenturen.

Im Bürgerkrieg, der von 1918 bis 1920 dauerte, gab es rund um und in der Stadt heftige Kämpfe, denn sie lag an der Kreuzung der Transportwege von Lebensmitteln aus dem Süden des Landes nach Moskau und Petrograd. Zarizyn wurde bereits 1925, ein Jahr nach Lenins Tod und zu Ehren des sowjetischen Diktators Stalin in Stalingrad umbenannt. Dies blieb bis 1961 so, dann änderte der sowjetische Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow den Namen der Stadt im Zuge der Entstalinisierung in Wolgograd.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Stadt durch die 6. deutsche Armee besetzt. Dem vorangegangen Bombardements durch die deutsche Luftwaffe fielen allein am ersten Tag rund 40.000 Menschen zum Opfer. In den folgenden Monaten bis zur Kapitulation der 6. deutschen Armee am 2. Februar 1943 fand hier eine der grausamsten Schlachten dieses Krieges mit insgesamt mehr als einer Million Toten statt. Zugleich markierte die Schlacht um Stalingrad den Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg.

In der Nachkriegszeit wurde die Stadt völlig neu aufgebaut und erlebte in vielfacher Hinsicht einen Aufschwung. 

Kultur und Sehenswertes

Die Hauptsehenswürdigkeiten sind eng mit der Schlacht um Stalingrad verbunden. Eines der bekanntesten Denkmäler ist Wutschetitschs Mat‘ rodina, die Mutter Heimat auf dem Berg Mamajew Kurgan, die seit den späten sechziger Jahren kraftstrotzend das Schwert gen Himmel streckt. Sie soll die Wolgograder Bevölkerung sowie Besucherinnen und Besucher an die verlustreiche Schlacht von Stalingrad erinnern.

Auf einem großen Soldatenfriedhof wurden Tausende gefallene, unbekannte russische Soldaten begraben. Auf Grabsteinen, die nur symbolischen Charakter haben, stehen Heldennamen von Soldaten und Generälen, Zivilisten und Partisanen. Viele Reisende verbinden noch heute einen Aufenthalt in Wolgograd mit einem Besuch der Gedenkstätte, um ihrer Verstorbenen zu gedenken.

Direkt an der Wolga liegt das Panoramamuseum, unter dessen Dach ein Rundum-Gemälde der Schlacht um Stalingrad gezeigt wird. Im unteren Teil des Museums werden Feldpostbriefe von Soldaten ausgestellt. Das Museum besteht aus einer Ausstellung mit 3.500 Exponaten in insgesamt acht Räumen. Die Stalingrader Schlacht wird im Panoramamuseum hauptsächlich aus russischer Sicht dargestellt.

Der Gebäudekomplex erstreckt sich vom Wolga-Ufer bis hin zum "Pawlow-Haus" an der Sowjetskaja-Straße. Auf dem Außengelände ist russisches Kriegsgerät aus der Stalingrader Schlacht aufgebaut, so etwa ein Panzer vom Typ T 34, mehrere Flugzeuge und Kanonen. Hier steht auch ein Denkmal des ersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland und zugleich Oberkommandierenden der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte in Deutschland Marschall Georgij K. Shukow. Außerdem erinnert ein Gedenkstein mit der Inschrift "23. August" an den so genannten Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939, mit dem die damaligen Außenminister Deutschlands und Russlands, von Ribbentrop und Molotow, Nichtangriffsklauseln und die gegenseitige Neutralität im Kriegsfalle vereinbarten.

Auf dem Gelände findet man ebenso die Ruine der "Grudinin-Mühle", die ehemalige Getreidemühle der deutschen Gebrüder Gerhardt. Sie ist das einzige in dieser Form erhalten gebliebene Gebäude zur Mahnung an die Generationen.

Unsere Partner*innen in der Städtepartnerschaftsarbeit

Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln - Wolgograd e. V.

© Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln – Wolgograd e. V.

Seit seiner Gründung ein Jahre nach Aufnahme der städtepartnerschaftlichen Beziehungen zu Wolgograd engagiert sich der Verein in besonderem Maße in sozialen Projekten von Mensch und Mensch und ist ein wichtiger und verlässlicher Partner in der Pflege der Städtepartnerschaft.

Von Anfang an war es unser Ziel, persönliche Kontakte zwischen den Menschen in beiden Städten zu ermöglichen und zu fördern. Dies geschah in vielfältiger Weise: Bei großen Hilfsprojekten und Spendenaktionen zu Beginn der 90er Jahre, in Austauschprogrammen zwischen Schulen und Universitäten, zwischen Kinder- und Jugendgruppen, Senioren, Künstlern, Sportlern, bei beruflicher Weiterbildung von Fachkräften und vielem mehr. Hervorzuheben ist die Vermittlung von Briefpartnerschaften zwischen Kölner Familien und ehemaligen Zwangsarbeiterinnen.
Inzwischen sind wir vielen Menschen in der Partnerstadt freundschaftlich verbunden.

 

Der Städtepartnerschaftsverein Köln - Wolgograd stellt sich vor
E-Mail an den Verein zur Förderung der Städtepartnerschaft Köln-Wolgograd