Die Stipendiat*innen

Seit 1997 können sich Künstler*innen jedes Jahr um das Dr. Dormagen-Guffanti Stipendium bewerben und für sechs Monate ein Atelier auf dem Gelände beziehen, um dort künstlerisch tätig zu sein. Hier finden Sie Informationen zu den bisherigen Preisträger*innen.

Sebastian Bartel, Stipendiat des Jahres 2023

Malerei war der Schwerpunkt der Ausschreibung für das Stipendienjahr 2023.

Der Kölner Künstler Sebastian Bartel überzeugte die Jury mit seinen bisherigen Arbeiten, persönlichen Erfahrungen in inklusiven Bereichen und vor allem auch mit seinem geplanten Projektvorhaben.

Zeitgenössische Malerei gehe über die Abbildung von Dingen, Menschen und Orten hinaus und beschäftige sich mit ihren eigenen genuinen Grenzen und der eigenen Materialität, so schreibt Sebastian Bartel in seiner Projektidee. Malerei lasse sich als äußerst sinnlicher Prozess erfahren und habe daher einen stark inklusiven Charakter. In einer offenen Werkstatt möchte Sebastian Bartel gemeinsam mit den Bewohner*innen Möglichkeiten der Malerei erproben und die Wirksamkeit künstlerischen Handelns erfahrbar machen. Die Jury ist davon überzeugt, dass es Sebastian Bartel gelingen wird, im Rahmen des Dr. Dormagen-Guffanti-Stipendiums das Interesse der Bewohner*innen zu wecken, interessante künstlerische Prozesse zu initiieren und den Mut zum Experiment zu fördern.

 

Sebastian Bartel, geboren 1982 in Mönchengladbach, lebt und arbeitet in Köln. Nach einem abgeschlossenen Lehramtsstudium mit Kunst als Doppelfach studierte er Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Dort schloss er mit Auszeichnung ab und blieb ein weiteres Jahr als Meisterschüler von Professor Wolfgang Ellenrieder.

Seit 2015 ist er neben seiner freischaffenden künstlerischen Arbeit in der Hochschullehre im Bereich der Kunstpraxis tätig und widmet sich ebenso Projekten der Kunstvermittlung in musealen Kontexten. Zuletzt arbeitete er von April bis Juli 2022 im partizipativen Format „artothek trifft Finkenberg“. In diesem Kunstprojekt waren Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Familien des Kölner Stadtteils Finkenberg eingeladen, sich in einem vielseitig ausgestatteten Projektraum mit Kunstwerken auseinanderzusetzen und selbst künstlerisch zu arbeiten.

Weitere Informationen zum Stipendiaten: http://www.sebastianbartel.com/

Wir bedanken uns bei den Mitgliedern der Jury

  • Nicola Dormagen, Künstlerin und Kuratoriumsmitglied der Stiftung
  • Jochen Heufelder, Künstler und Kunstvermittler
  • Stefan Charles, Dezernent für Kunst und Kultur
  • Dr. Harald Rau, Dezernent für Soziales, Gesundheit und Wohnen
  • Benjamin Thele, Fachreferent im Kulturamt

Ana Laibach, die Stipendiatin 2022

© Ingo Lehnhof

Der Schwerpunkt der Ausschreibung lag für das Jahr 2022 in den Bereichen Zeichnung und Grafik.

Die in Mannheim lebende Künstlerin Ana Laibach konnte die Jury mit ihren bisherigen Arbeiten und vor allem auch ihrem Projektvorhaben überzeugen. 

In einer in sich geschlossenen 360-Grad-Raum-in-Raum-Arbeit auf großen Papierbahnen sollen die Eindrücke des Geländes, der Einrichtung, des besonderen Mobiliars und der Gebrauchsgegenstände wie beispielsweise Rollstühle, Schnabeltassen, Stofftiere der Heimbewohnenden zu einer Panoramaarbeit, einer Rauminstallation werden.

Die Menschen vor Ort hat sie einladen, sich von ihr blind portraitieren zu lassen. Dies bedeutet ständiger Blickkontakt, während das Portrait des Gegenübers entsteht, ohne auf das Blatt zu schauen. Im Gegenzug möchte sie einladen, das auch sie selbst sich auf gleiche Weise zeichnen lässt, die Bewohner*innen der Stiftung zu Zeichner*innen werden. So möchte Ana Laibach kurze, aber intensive zwischenmenschliche Begegnungen schaffen.

Ihr ständiges Projekt der "Radiotagebücher" hat Ana Laibach auch im Atelier im Schwerstbehindertenwohnheim fortgeführt. Als ihre Verbindung zum Weltgeschehen zeichnet sie täglich Stofftiere, ihre "Spelunkenbande", kommentiert diese Zeichnungen mit Gedanken zum aktuellen Weltgeschehen und schafft damit ein subjektives Archiv. Spannend ist für die Künstlerin dabei die Frage, inwieweit gesellschaftspolitische Ereignisse Einfluss auf das Leben im Behinderten-Zentrum und die Bewohner*innen haben und ob sich ihre eigene Sichtweise verändert durch die neuen Begegnungen und Erfahrungen.

Die Jury war davon überzeugt, dass es Ana Laibach nicht zuletzt aufgrund ihrer besonderen Biographie gelingen wird, mit ihrer Arbeit im Rahmen des Dr. Dormagen-Guffanti-Stipendiums gemeinsam mit den Bewohner*innen bleibende Momente und berührende Kunstwerke zu schaffen.

Ana Laibach wuchs in einem Alten- und Pflegeheim auf und erlernte zunächst den Beruf der Altenpflegerin. Erst nach einigen Jahren Berufs- und Lebenserfahrung studierte sie in Hildesheim Kulturwissenschaften und freie Kunst an der Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe.

Seit 2002 arbeitet Ana Laibach als freie Künstlerin mit stetiger Ausstellungspraxis und beachteten Projekten. Sie erhielt im Jahr 2018 den mit 10.000 Euro dotierten Hauptpreis des Mannheimer Kunstpreises der Heinrich-Vetter-Stiftung.

Der Jury gehörten an: 

  • Nicola Dormagen, Künstlerin und Kuratoriumsmitglied der Stiftung
  • Jochen Heufelder, Künstler und Kunstvermittler
  • Stefan Charles, Dezernent für Kunst und Kultur
  • Dr. Harald Rau, Dezernent für Soziales, Gesundheit und Wohnen
  • Benjamin Thele, Fachreferent im Kulturamt

Céline Berger, die Stipendiatin 2021

© Stefan Hoffmann
Céline Berger, Stipendiatin 2021

Céline Berger ist die 25. Preisträgerin dieses außergewöhnlichen Stipendiums, das alljährlich von der Dr. Dormagen-Guffanti-Stiftung an Kunstschaffende aus dem Bereich der Bildenden Kunst vergeben wird.

Céline Berger hat die Jury mit ihrem geplanten Projektvorhaben überzeugt. 

Mit ihrer Arbeit möchte die Künstlerin

filmisch eine Art finden, die die körperlichen, emotionalen, zeitlichen Dimensionen der Zusammenarbeit, der zwischenmenschlichen Kommunikation der Menschen innerhalb des Behindertenzentrums beschreibt. Dieses ganz besondere Beziehungsgeflecht zwischen Bewohner*innen, Pflegepersonal und Besucher*innen, die sich mit der bürokratisch-ökonomischen Logik der Zahlen nicht beschreiben lässt.

Letztendlich war es auch die große inhaltliche Bandbreite der Arbeiten Bergers, die die Jury davon überzeugt haben, dass sie eine weitere herausragende Arbeit im Rahmen des Dr. Dormagen-Guffanti-Stipendiums gemeinsam mit Bewohner*innen schaffen kann.

Céline Berger ist diplomierte Ingenieurin für Physik und Materialwissenschaften. Sie studierte in Lyon und Valencia. Danach folgte ihre künstlerische Ausbildung an der Kunsthochschule für Medien in Köln, wo sie das Postgraduierten-Programm ebenfalls mit Diplom abschloss.

Es folgten eine beeindruckende Anzahl an Einzel- und Gruppenausstellungen sowie Förderungen und Preise wie zum Beispiel eine Residency an der Rijksakademie van beeldende Kunsten, Amsterdam (2012 bis 2013) und der nationale Nam June Paik Award der Kunststiftung NRW (2012).

Jurymitglieder:

  • Nicola Dormagen, Künstlerin und Kuratoriumsmitglied der Stiftung
  • Jochen Heufelder, Künstler und Kunstvermittler
  • Susanne Laugwitz-Aulbach, ehemalige Kulturdezernentin der Stadt Köln
  • Dr. Harald Rau, Sozialdezernent
  • Benjamin Thele, Fachreferent im Kulturamt
Informationen zu Céline Berger

Claudia Mann, die Stipendiatin 2020

Die Jury erkannte Claudia Mann das Dr. Dormagen-Guffanti-Stipendium 2020 zu.

Claudia Mann studierte zunächst Kunst und Anglistik an der Bergischen Universität Wuppertal, bevor sie ihr Studium der Freien Kunst an der Kunst Akademie Düsseldorf aufnahm. Dieses schloss sie als Meisterschülerin bei Didier Vermeiren 2015 mit Erhalt des Akademiebriefs ab. Dr. Falk Wolf, Kurator bei der Kunstsammlung NRW beschreibt die Arbeiten Claudia Manns wie folgt.

Claudia Manns Arbeit leistet künstlerische Grundlagenforschung, indem sie die Bedingungen künstlerischer Arbeit, besonders der Skulptur, erkundet. Die Frage, was eine Skulptur ist, steht im Zentrum ihres Interesses. Wo beginnt skulpturale Formgebung? Welchen Status hat in diesem Zusammenhang der Boden unter den Füßen oder das Eingreifen in den Boden beim Ausheben eines Grabes? Können Zeitlichkeit und Bewegung als grundlegende Erfahrungen auch Skulpturen eignen? In ihren Bodenabgüssen hat sie diesen Fragen mit einer beeindruckenden Ökonomie der Mittel Ausdruck verliehen. Indem sie dabei naturwissenschaftliche wie historische Theorien und Modelle einbezieht und ihre Arbeit einem interdisziplinären Diskurs öffnet, erweist sich ihr Ansatz als avancierter Beitrag zu einer modernen Wissensgesellschaft und deren künstlerischen Durchdringung.

Eben dieser interdisziplinäre Diskurs und die Empathie, welche Claudia Manns Projektvorhaben innewohnt, haben die Jury überzeugt. Manns Projektvorhaben zeigt eine intensive Auseinandersetzung mit dem Ort und offenbart eine wahre Leidenschaft für die Arbeit mit den Bewohnerinnen und Bewohnern vor Ort.

Susanne Laugwitz-Aulbach für die Jury

Claudia Mann - Zum Abschluss ihres Stipendiums

© Claudia Mann VG Bild-Kunst, Bonn
Claudia Mann - "Aufrecht" bleiben" - Pigmentdruck auf Fotopapier 2021

Am 31. Mai 2021 hat die Künstlerin Claudia Mann ihr Stipendium der Stiftung Dr. Dormagen-Guffanti abgeschlossen. Sechs Monate arbeitete sie mit den Bewohnenden des städtischen Behindertenzentrums Dr. Dormagen-Guffanti in Longerich zusammen.

Während des Stipendiums und der damit verbundenen Möglichkeit, mit Bewohner*innen der Stiftung zu arbeiten, entstand eine auf nonverbaler Kommunikation basierende Atelierarbeit.

Mit Bewohnern die sich weniger sprachlich, aber anders ausdrücken können, begann eine auf meinen bildhauerischen Prinzipien basierende Projektarbeit. Auf existentiellen und essentiellen Kommunikationsformen aufbauend entstand eine sehr körperliche Arbeit, die humorvoll sein durfte, in einer Wertschätzung untereinander fußte und sicher nicht immer einfach war.

so Claudia Mann.

Und Margarethe Wrzosek, die Leiterin der Einrichtung fügt hinzu:

Frau Mann ist es durch ihre künstlerische Betätigung gemeinsam mit Menschen mit Behinderung trotz allen Corona bedingten Widrigkeiten gelungen, ihre Kunst mit dem inklusiven Charakter der Kreativprozessen zu vereinen.

Coronabedingt wird es in diesem Jahr nur eine interne Ausstellung der Werke im Wohnheim selbst geben. Es sind dort plastische Arbeiten der Bewohner*innen in der Abschlussausstellung "Aufrecht bleiben" zu sehen sowie neue Skulpturen von Claudia Mann.

Informationen zu Claudia Mann
Mehr Infos zur Stiftung Dr. Dormagen-Guffanti

Vera Drebusch, die Stipendiatin 2019

© Philipp Böll
Vera Drebusch, Dr. Dormagen Guffanti Stipendiatin 2019

Die Jury erkannte Vera Drebusch das Dormagen-Guffanti-Stipendium 2019 in der Sparte Fotografie zu.

Vera Drebusch (geboren 1986) studierte Fotodesign an der Fachhochschule Dortmund sowie Mediale Künste an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Ausgangspunkt Ihrer Arbeit ist immer wieder die Auseinandersetzung mit Schnittstellen, Grenzen, Wegen und Kreuzungen. Prozesse der Form-Werdung betrachtet sie sowohl als gesellschaftliches Phänomen als auch unter dem Gesichtspunkt der künstlerischen Methode. Ihre künstlerische Arbeit beginnt immer schon mit der Kontaktaufnahme.
Dabei geht ihre Arbeit immer von der Erfahrung des In-Kontakt-Tretens aus. Eine besondere Rolle spielt hier die Berührung des Objekts, die Reflexion und der eigen Körper als Resonanzraum für die individuelle Erfahrbarkeit. Hier sind es besonders die intimen Alltagsmomente, die sie mit Hilfe von Fotografien, Videos, Performances und vielem mehr zu verdichten und zu konservieren versucht.
Besonders überzeugt hat Frau Drebusch durch die unkonventionelle Art und Weise, auf welche sie mit den Gegenständen ihrer Kunst in Kontakt tritt. Drebuschs Arbeiten wirken immer eindringlich, aber niemals voyeuristisch. Neben der hohen künstlerischen Qualität ihrer Arbeiten war es eben dieser empathische Umgang mit den Menschen mit denen sie zusammenarbeitet, der die Jury überzeugte.

Benjamin Thele für die Jury

Informationen zu Vera Drebusch

Wir sagen danke!

Wir danken den Jurymitgliedern für ihre Unterstützung:

  • Nicola Dormagen (Künstlerin und Mitglied des Kuratoriums der Dr. Dormagen-Guffanti-Stiftung)
  • Jochen Heufelder (Künstler und Kunstvermittler)
  • Susanne Laugwitz-Aulbach (Kulturdezernentin)

Herzlichen Dank auch an alle Bewerber*innen sowie die Mitarbeiter*innen des städtischen Behindertenzentrums Dr. Dormagen-Guffanti

Marion Anna Simon, die Stipendiatin 2018

Die Jury erkannte Marion Anna Simon das Dr. Dormagen-Guffanti-Stipendium 2018 in der Sparte Malerei zu.

© Marion Anna Simon

Marion Anna Simon (geboren 1972) studierte Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Kunst Hamburg mit einem Auslandsjahr an der Facultad de Bellas Artes Madrid, gefolgt von einem Aufbaustudium an der HfBK Hamburg.

Seit ihrem Abschluss im Jahr 2000 hat sie bereits einige Werk- und Projektstipendien erhalten, erste Projekte im Bereich "Kunst am Bau" realisiert, im Theaterbereich kooperiert und Lehrtätigkeiten an Schulen übernommen. Ihre letzten Einzelausstellungen waren: 2015 "Gewehr bei Fuß" im Kunstverein Schmetzingen, 2016 "Where are we going" zusammen mit Björn Schülke, im Kunstverein Emsdetten und 2017 "Der Winterkönig im Schlamm der Kunst" im Stadtmuseum Amberg.

Marion Anna Simon lebt und arbeitet in Köln.

"Zwei besondere Merkmale prägen das malerische Werk der Künstlerin: motivisch einmal die Vielzahl an Selbstporträts, sowie das in der Regel von der Künstlerin verwendete Großformat.

Personendarstellungen entsprechen in der Regel der Lebensgröße oder überschreiten diese. Dies führt, in Kombination mit der in der Stofflichkeit reduzierten Darstellung, zu einer eher plakativen Wirkung ihrer Arbeiten und Personendarstellungen, etwa so wie sie bei Kulissen mitunter Verwendung findet. Historienbezüge bilden denn auch bei einzelnen Projekten die Basis für ihre spezifischen Arbeiten, wie bildhafte Zitate und Nachbilder, deren Präsentationen zudem durch Performances begleitet werden. Das Werkverzeichnis von Marion Anna Simon weist bereits eine Vielzahl an Projekten und Ausstellungen auf, auch ein Zeugnis für ihre hohe Professionalität.

Neben der künstlerischen Qualifikation haben sowohl die in der Arbeit mit den Behinderten besonders prädestinierte bildhaften Darstellungen, als auch die auf Interaktion angelegten Performances die Jury überzeugt." (Jochen Heufelder)

Marion Anna Simon hat in den letzten Jahren schon eine Reihe von partizipativen Projekten realisiert, in Schulen, aber auch mit Passanten auf der Straße. Einige ihrer Aktionen sind im Internet mit kurzen Videos dokumentiert und belegen ihre große Aufgeschlossenheit und ihr mitreißendes Temperament.

Ihre Erfahrungen mit partizipativen Projekten - wie Frau Simon sie auch auf dem Dr. Dormagen Guffanti Gelände in Longerich plant - scheint aber auch ihre eigene "performative Malerei" zu inspirieren - und andersrum.

In beiden Fällen zeigt sie Ihre Offenheit für Experimente, für malerische Prozesse und deren freie oder inszenierte Performance, also ihr profundes Interesse am künstlerischen Weg und nicht nur am Ziel. Neben der Darstellung des eigenen "Selbst" geht es ihr auch um die Vielfalt und darum, sich zeitweise in andere Personen, Traditionen, Geschichten und Figuren hineinzubegeben. Das alles macht sie zur 1. Wahl für das diesjährige Dr. Dormagen Guffanti Stipendium.

Nadine Müseler für die Jury

Informationen zu Marion Anna Simon

Wir sagen Danke!

Wir danken den Jurymitgliedern für ihre Unterstützung:

  • Nicola Dormagen (Künstlerin und Mitglied des Kuratoriums der Dr. Dormagen-Guffanti-Stiftung)
  • Jochen Heufelder (Künstler und Kunstvermittler)
  • Susanne Laugwitz-Aulbach (Kulturdezernentin)
  • Professor Dr. Rau (Sozialdezernent)

Herzlichen Dank auch an alle Bewerber*innen sowie die Mitarbeiter*innen des städtischen Behindertenzentrums Dr. Dormagen-Guffanti

Zandra Harms, die Stipendiatin 2017

Die Jury erkannte der Künstlerin Zandra Harms das Dr. Dormagen-Guffanti-Stipendium 2017 in der Sparte Zeichnung/Grafik zu.

© Zandra Harms

Zandra Harms (1968 geboren) studierte Kunst an der Universität Köln und der Kunstakademie Münster. Ihre letzte Ausstellung in Köln fand 2014 in der artothek statt. 2015 waren ihre Zeichnungen und Aquarelle im öffentlichen Raum in Schweden zu sehen und Ende 2016 in der Städtischen Galerie Büttgen in Kaarst. Sie erhielt ein Katalogstipendium der Stiftung Kunstfonds.

Die Jury freut sich, mit Frau Harms eine Künstlerin benennen zu dürfen, deren sensible Arbeit in besonderer Weise zu dem Stipendium passt und die aufgrund der Erfahrung in den Wohngruppen der Dr. Dormagen-Guffanti-Stiftung in Köln-Longerich bedeutende Impulse für eine neue Bildergruppe zu erhalten verspricht.

Denn Menschen stehen im Zentrum der Werke von Frau Harms. Ihre künstlerischen Arbeiten zeigen eine große Variationsbreite im Detail und in der minutiösen zeichnerischen Gestaltung von Haaren, Schmuck oder Kleidung, neben sehr malerischen Gesten in Aquarell.

Der Entstehungsprozess ihrer Zeichnungen und Aquarelle bleibt für den Betrachter sichtbar und zeigt sogar eine bewusste Unvollständigkeit. In Zeiten der digitalen Manipulierbarkeit, in der alle erdenklichen Korrekturen und Ergänzungen vom Künstler vorgenommen werden können, wirken die Arbeiten von Frau Harms bewusst handgemacht, nicht perfektioniert-stilisiert, mit zarter, manchmal zurückhaltender Farbwahl. Umgeben sind die Protagonisten ihrer Bilder von dem bildtragenden Papier, welches sich hin und wieder - aufgrund der Aquarelltechnik - wellt, eine bewusste Eigendynamik entwickelt und eine authentische Atmosphäre schafft. Weniger ist manchmal mehr. Der Bildhintergrund ist leer, raumlos, gleichzeitig unendlich und der Betrachter richtet seine volle Aufmerksamkeit auf die menschliche Gestalt in ihrer unmittelbarsten Umgebung - ihrer Kleidung - sowie die Körperhaltung mit wenigen Attributen und ihren Blick. Manchmal nehmen die gemalten Figuren so den Kontakt mit dem Betrachter auf, bleiben dabei aber geheimnisvoll und entziehen sich jeder Form der Typisierung oder Normierung.

Mit ihrem Einfühlungsvermögen in das Menschliche und ihrem Interesse an Individuen in Alltagssituationen wird sich Frau Harms auf dem Gelände des Städtischen Behindertenzentrums Dr. Dormagen-Guffanti künstlerisch einbringen, mit den Bewohnerinnen und Bewohnern interagieren und mit ihren Bildern diese Erfahrung und Erinnerung sicherlich sehr offen - ohne Anspruch auf die eine Wahrheit und Wirklichkeit - reflektieren.

Nadine Müseler für die Jury

Informationen zu Zandra Harms

Wir sagen Danke!

Wir danken den Jurymitgliedern für ihre Unterstützung:

  • Nicola Dormagen (Künstlerin und Mitglied des Kuratoriums der Dr. Dormagen-Guffanti-Stiftung)
  • Jochen Heufelder (Künstler und Kunstvermittler)
  • Susanne Laugwitz-Aulbach (Kulturdezernentin)
  • Professor Dr. Rau (Sozialdezernent)

Herzlichen Dank auch an alle Bewerber*innen sowie die Mitarbeiter*innen des städtischen Behindertenzentrums Dr. Dormagen-Guffanti.

Evamaria Schaller, die Stipendiatin 2016

Die Jury erkannte der Künstlerin Evamaria Schaller das Dr. Dormagen-Guffanti-Stipendium 2016 in der Sparte Video/Videoinstallation zu.

© Evamaria Schaller

Die in Köln lebende Evamaria Schaller (1980 geboren) studierte zunächst Fotografie in Graz, Multimedia in Salzburg und Film in Prag, bevor sie ihr Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien in Köln antrat. Hier verschob sich ihr Interessensschwerpunkt – unter dem Eindruck der Professorin Julia Scher und der Kölner Performanceszene – zunehmend vom Film hin zur Videoperformance.

Als prägend hebt sie die internationale Performance-Veranstaltung "Black Market International" hervor, die 2010 in der Kölner "Orangerie" stattfand. Der bekannte Kölner Performancekünstler Boris Nieslony war hieran beteiligt. Er pflegt heute eines der größten Archive zur Performancekunst, welches seit März diesen Jahres im "Quartier am Hafen" in Köln-Poll verortet ist.

2010 gründete sich, zusammen mit Boris Nieslony, das Kölner Performance-Aktionslabor "PAErsche", das außergewöhnlich generationsübergreifend angelegt ist und zu dessen jüngsten Gründungsmitgliedern Evamaria Schaller gehört.

Frau Schaller ist eine auffallend gute, vielseitige und international vernetzte Performance- und Videokünstlerin. Sie war in den letzten Jahren in den verschiedensten Ländern künstlerisch aktiv (Thailand, Burma, den Philippinen, Nordirland) und wird vor ihrem jetzigen Stipendium noch drei Wochen in China performen. Dies ist ein Gegenbesuch: Denn im Oktober 2015 hatte PAErsche zehn der bekanntesten Performancekünstler und -Festivalleiter Chinas nach Köln, Österreich, Schweiz und Belgien eingeladen.

Bei den gefilmten Interventionen im öffentlichen Raum setzt Evamaria Schaller ihren Körper ein, animiert Passanten zum Mitmachen und baut so Berührungsängste vor der Kunst ab. Dabei kommt ihre große Offenheit im Umgang mit Menschen zum Tragen, ebenso wie ihr Humor. Die Jury ist der Ansicht, dass über Ihre geplanten Aktionen – diesmal weniger im Atelier als im Garten des Behindertenzentrums – ein ganz neues Bild von künstlerischer Arbeit für die Bewohner entstehen könnte. Und dass durch Ihr großes Bewusstsein für Körperlichkeit viel Positives vermittelt wird, zumal für eine große Anzahl an Bewohnern des Geländes hauptsächlich eine körperliche Kommunikation möglich ist.

Die in der Jurysitzung gesichteten Materialien von Frau Schaller zeigten Interventionen im Raum, bei denen sie mit ihrem eigenen Körper als Material sowohl auf bestehende Architekturen Bezug nimmt, als auch auf den öffentlichen Raum. So schafft sie situative Momente, mit denen sie unsere Wahrnehmung für die Umgebung zu schärfen versucht und die Möglichkeit des Scheiterns performativ, zum Teil auch medial in Videos reflektiert.

"Komische Elemente waren schon immer Teil meines Handelns", so sagt Evamaria Schaller es selbst.

In Studienzeiten hat sie sich dann weitestgehend hinter die Kamera zurückgezogen. Doch heute ist Evamaria Schaller eine der wenigen Künstlerinnen von Köln, die sowohl hinter als auch vor der Kamera, alleine als auch im Miteinander, geplant wie spontan agiert.

In Ihrem direkten familiären Umfeld hat Frau Schaller bereits Erfahrungen im Umgang mit Schwerbehinderung gemacht. Zudem wuchs sie in unmittelbarer Nachbarschaft eines Haus der "Lebenshilfe" auf, für die sie sich auch engagierte. Außerdem war sie an drei Ausstellungen mit Insider-Outsider-Art in Klagenfurt beteiligt. Dies waren Gründe für die Jury, an den experimentellen und bisher auf dem Gelände des städtischen Behindertenzentrums noch nicht praktizierten Ansatz von Frau Schaller zu glauben und großes Vertrauen in ihr menschliches Feingefühl und ihre Erfahrung zu legen.

Für ihre künstlerische Arbeit im Bereich Installation, Video und Performance wurde Frau Schaller bereits mehrfach mit Stipendien ausgezeichnet, darunter das Chargesheimer Stipendium (2012) und das "Atelier Galata"-Stipendium in Istanbul, das sie Ende 2016 antreten wird.

An dieser Stelle möchte ich aber gerne zitieren, wie Frau Schaller die Reaktion ihres Freundes auf die Zusage des Dormagen-Guffanti-Stipendium kommentiert hat, nämlich: "Endlich mal ein sinnvolles Stipendium!".

Nadine Müseler für die Jury

Informationen zu Evamaria Schaller

Wir sagen Danke!

Wir danken den Jurymitgliedern für ihre Unterstützung:

  • Nicola Dormagen (Künstlerin und Mitglied des Kuratoriums der Dr. Dormagen-Guffanti-Stiftung)
  • Jochen Heufelder (Künstler und Kunstvermittler)
  • Susanne Laugwitz-Aulbach (Kulturdezernentin)
  • Dr. Axel Hänel (Stiftungsverwalter)

Herzlichen Dank auch an alle Bewerber*innen sowie die Mitarbeiter*innen des städtischen Behindertenzentrums Dr. Dormagen-Guffanti.

Katharina Maderthaner, die Stipendiatin 2015

Die Jury erkannte der Künstlerin Katharina Maderthaner das Dr. Dormagen-Guffanti-Stipendium 2015 in der Sparte Skulptur/Installation zu.

© Katharina Maderthaner

Katharina Maderthaner wurde 1982 in Meerbusch geboren. Von 2005 bis 2009 studierte sie an der Bergischen Universität Wuppertal und von 2009 bis 2014 an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie Meisterschülerin von Richard Deacon war. Neben ihrer Arbeit in ihrem eigenen Atelier in Düsseldorf, ist sie als Kuratorin tätig. So gründete sie in 2010 den Ausstellungsraum "Raum für vollendete Tatsachen" in Düsseldorf und kuratierte weitere Ausstellungsräume wie die "Vitrine" und die Ausstellung "Sweet Dreams" in der Galerie Grolle in Wuppertal. In 2015 wird sie nun auch in Köln als Kuratorin aktiv, denn sie konzipierte vier Ausstellungen für den Ausstellungsraum Q18 im Atelierhaus "Quartier am Hafen".  

Für ihre eigene künstlerische Arbeit wurde sie bereits mit zwei Stipendien ausgezeichnet.  

Ihre künstlerische Inspiration findet Katharina Maderthaner im Alltag. Ihre Eindrücke von alltäglichen Gegenständen bleiben nachhaltig – aber für sie auch überraschend – im Gedächtnis hängen und werden in ein neues Zusammenspiel gebracht:

In der Größe verzerrt, neu komponiert, synthetisiert, formal dekliniert – häufig mit einem Augenzwinkern und einer Prise Humor. Es entsteht für den Betrachter ein Déjà-vu der neuen Art. Häufig sind es triviale Objekte, die sie als formale Referenz verwendet. Sie findet diese an Orten, die für künstlerische Recherchen noch nicht bekannt oder eher unüblich sind, beispielsweise in Baumärkten und Kleingartensiedlungen. Dieser visuelle Zierrat wird in einer zweiten Phase mit Elementen der minimalistischen Skulptur oder der abstrakten Grafik angereichert – wobei es sich eher um "Codes des Minimalismus" handelt, die Katharina Maderthaner erneut verfremdet. In vielen Fällen begegnen wir hier einem Dialog zwischen Natur und reproduzierter Natur, der von ihr bewusst inszeniert wird. Es sind die Störmomente und die Uneindeutigkeit, die sie reizen.

Nach einer Phase des großen Interesses für Photoshop folgte ihr Wunsch, Gestaltungsprozesse wieder zu re-analogisieren. Dies scheint besonders in ihren Zeichnungen durch. In ihren räumlichen Installationen werden Waschtischschränkchen scheinbar zu architektonischen Installationen und die dekorativen Anordnungen mit Materialien für den Heimbedarf in eine Komposition totaler Künstlichkeit verwandelt, so dass die integrierten Pflanzen sogar künstlich wirken. Gebrauchsgegenstände wie beispielsweise Campingtische werden von ihr mit einer Glasplatte und Hinterglasmalereien versehen und als Wandobjekt installiert, welches uns letztlich an paradiesische Urlaubsziele erinnert. Kurzum, Gebrauchsgegenstände werden zum Wandbild mit Nostalgiefaktor. 

Viele ihrer Gegenstände erwirbt Frau Maderthaner bei E-Bay, sammelt und bearbeitet sie. Neben dem Neubau ist es der Umbau, der sie interessiert. 

Frau Maderthaners Vielseitigkeit spiegelt sich auch in ihrer kuratorischen Tätigkeit wieder und in ihren Auftritten in kunstfremden Kontexten als Sängerin von Schlagern. Es ist dieses Interesse am Mischen von Kunstfremden und Kunst und der Kunst als etwas Sinnlichem und nicht immer Sinnhaften, dass nicht zuletzt ihre Offenheit für Neues zeigt und ihre Eignung für das Dr. Dormagen-Guffanti-Stipendium. Sie bezeichnet sich selbst – verschmitzt – als "Künstlerin für alle Fälle". 

Erste Erfahrungen mit Behinderten konnte sie bereits sammeln und empfand dies als sehr bereichernd, weil letztlich auch nicht planbar. Dabei gefiel ihr, dass "Behinderte in vielen Momenten viel weniger konservativ dachten" als nicht behinderte Menschen. Bei ihrem nun anstehenden Stipendium reizt es sie, in der Zusammenarbeit mit den Bewohnern, Gemeinschaftswerke - bei denen die Autorenschaft verschwimmt - sowie haptische und amüsante Momente für alle entstehen zu lassen.  

Ihre anstehende Residenz sei für sie "auf jeden Fall aufregender und reizvoller als ein Aufenthalt auf einer Palmeninsel".

Nadine Müseler für die Jury

Informationen zu Katharina Maderthaner

Wir sagen Danke!

Wir danken den Jurymitgliedern für ihre Unterstützung:

  • Nicola Dormagen (Künstlerin und Mitglied des Kuratoriums der Dr. Dormagen-Guffanti-Stiftung)
  • Jochen Heufelder (Künstler und Kunstvermittler)
  • Nadine Müseler (Referentin für Bildende Kunst)
  • Susanne Laugwitz-Aulbach (Kulturdezernentin)
  • Henriette Reker (Sozialdezernentin)

Herzlichen Dank auch an alle Bewerber*innen sowie die Mitarbeiter*innen des städtischen Behindertenzentrums Dr. Dormagen-Guffanti.

Weitere Stipendiat*innen

Dagmar Hugk, die Stipendiatin 2014 Maren März, die Stipendiatin 2013 Saskia Niehaus, die Stipendiatin 2012 Anna Gonzáles Suero, die Stipendiatin 2011 Takashi Mitsui, der Stipendiat 2010 Ute Behrend, die Stipendiatin 2009

Die Stipendiat*innen seit 1997 können Sie unserer Übersicht entnehmen.

JahrSparteStipendiatin oder Stipendiat
2008MalereiAndrea Bender, Düsseldorf
2007ZeichnungUlrich Behr, Wachtberg-Arzdorf
2006Video/VideoinstallationThorsten Kellermann, Köln
2005Skulptur/InstallationAnnebarbe Kau, Köln
2004FotografieCornelia Wruck, Frankfurt
2003SkulpturAndré-Philip Lemke, Köln
2002Malerei und ZeichnungEllen Keusen, Köln
2001Video/VideoinstallationJudith Siegmund, Berlin
2000BildhauereiMagdalena Drebber, Leipzig
1999MalereiMichael Toenges, Köln
1998MalereiSusanne Beucher, Köln
1997MalereiAxel Höptner, Köln
Allgemeine Informationen zum Stipendium