Am 3. März 2009 stürzte das Historische Archiv in der Severinstraße ein.

Beim gleichzeitigen Einsturz zweier benachbarter Gebäude starben zwei Menschen.

Dank an die Helfer*innen

Zunächst möchten wir ein großes Dankeschön an die vielen Helfer*innen richten!

Unsere Unterstützer*innen Goldene Mütze für Helfer*innen Helferfeste am 20. August und 8. September 2009

Das Gebäude in der Severinstraße

Am 26. Juli 1971 ist unser Historisches Archiv in den damals hochmodernen Neubau in der Severinstraße 222-228 eingezogen. Eine Besonderheit des sechsstöckigen Gebäudes war die natürliche, selbst regulierende Klimatisierung der Magazinräume, die den Einbau einer zusätzlichen Klimaanlage überflüssig machte und die Energiekosten erheblich senkte.

Dieser wegweisende Grundgedanke ging als das "Kölner Modell" in die Geschichte des Archivbaus ein und wurde bei späteren Archivbauten deutschland- und europaweit kopiert, erweitert und verfeinert.

Bezogen auf die Kapazität war der Bau in der Severinstraße auf einen Zeitraum von 30 Jahren ausgelegt, anschließend wäre zur Erweiterung der Magazinflächen ein Neubau erforderlich gewesen. Diese 30-Jahres-Frist konnte im Laufe der Zeit durch verschiedene Maßnahmen verlängert werden – beispielsweise durch Bezug eines Außendepots. Die Notwendigkeit eines Neubaus zur Erweiterung der Magazinkapazitäten war jedoch bereits vor dem Einsturz am 3. März 2009 gegeben.

Bilder ehemaliges Archivgelände vor und nach dem Einsturz
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3. März 2009

© Stadt Köln/Historisches Archiv

An diesem Tag fiel um 13:58 Uhr das Gebäude des Historischen Archivs in sich zusammen. Unter einem riesigen Berg aus Schutt und Trümmern wurden tausende Archivalien begraben. Das über Jahrhunderte gewachsene Stadtgedächtnis schien innerhalb von Sekunden zerstört und für immer verloren.

An eine umfangreiche Rettung des Archivgutes und die massenhafte Restaurierung war zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu denken. Bei dem zeitgleichen Einsturz zweier Nachbargebäude wurden zwei junge Kölner unter den Trümmern begraben und verloren an diesem Tag auf tragische Weise ihr Leben. Soweit es die Suche nach den Vermissten zuließ, wurde unmittelbar nach dem Einsturz damit begonnen, zu retten, was zu retten war.

Schematische Darstellung des Unglücksverlaufs

Mit dieser Darstellung erläuterte der Leiter der Berufsfeuerwehr Köln, Stephan Neuhoff, den Ablauf des Unglücks:

Der Boden unter dem Gebäude des Stadtarchivs sackte in den Bereich der U-Bahn-Baustelle unter der Severinstraße ab. Dadurch entstand ein Krater, in den das Archivgebäude abrutschte. Dem von unten drückenden Grundwasser wurde mit tausenden Tonnen Beton entgegengewirkt.

Die Bergung der Archivalien und das Aufräumen an der Unfallstelle forderte von allen beteiligten Helferinnen und Helfern eine enorme Leistung.

In einer ersten Bergungsphase trugen die Feuerwehr und das Technische Hilfswerk vorsichtig den riesigen Schuttkegel ab und übergaben das dabei zu Tage kommende Archivgut an die Archivar*innen und Freiwilligen.

Auf diese Weise und durch die gute Zusammenarbeit von Feuerwehr, Hilfsorganisationen, Archivar*innen sowie allen Freiwilligen, konnten bis September 2009 bereits 85 Prozent der Bestände geborgen werden.

Ein nicht unerheblicher Teil des Archivgutes war allerdings 12 bis 28 Meter unter Straßenniveau abgestürzt. Diese Archivalien konnten nicht ohne Weiteres geborgen werden. Dafür musste zunächst ein aufwändiges Bergungsbauwerk errichtet werden.

Chronologie der Geschehnisse an der Einsturzstelle

Herausforderungen der Zukunft

Nach dem Ende der einsturzbedingten Bergung stand das Historische Archiv vor einer beispiellosen Aufgabe. Die gute Nachricht war, dass etwa 95 Prozent aller Archivalien geborgen werden konnten.

© Rheinisches Bildarchiv Köln

Allerdings hat das Archivgut durch den Einsturz jegliche logische Ordnung verloren, es wurde vollkommen durcheinander gebracht. Zudem hat sich der allgegenwärtige Betonstaub über sämtliche Archivalien verteilt.

Bevor man die Stücke wieder benutzen konnte, musste jedes einzelne Blatt gereinigt und in seinen Kontext zurückgeführt werden.

Gleichzeitig musste die notwendige Infrastruktur zunächst provisorisch errichtet werden, um dann von einem modernen Neubau abgelöst werden zu können.

Neuordnung und Zusammenführung

Beim Einsturz wurden die Bestände aus ihrem Zusammenhang gerissen und vermischt. Hinzu kommt, dass Signaturen nicht auf jedem Einzelblatt angebracht wurden. Dadurch kommt es vor, dass ein Aktenteil an einer Stelle mit ganz anderen Aktenstücken gelagert wird, während sich der zweite Teil an einem anderen Ort befindet. Seit 2009 sichten die Mitarbeitenden des Archivs in einer Art Gesamtinventur die einzelnen Kartons und ordnen die Stücke wieder den Beständen zu. Was im ersten Schritt nicht zu identifizieren ist, wird in einem zweiten Schritt von den zuständigen Archivar*innen der einzelnen Sachgebiete noch einmal näher in Augenschein genommen.

Wiederaufbau der Bestände

Durch den Einsturz des Historischen Archivs am 3. März 2009 wurde fast der gesamte Archivbestand aus über 1.000 Jahren Stadt-, Regional- und Kirchengeschichte unter Schutt und Trümmern begraben und stark in Mitleidenschaft gezogen.

Egal welches Material – das aus den Trümmern geborgene Archivgut weist ganz charakteristische Merkmale auf: die Kölner Schadensbilder. 

Alle Informationen zum Wiederaufbau der Bestände