Jungbluthstraße, 50769 Köln

Der alte Kirchhof erstreckte sich um die Kirche Sankt Brictius. Bereits im Jahre 1867 hatte Caspar Derichs, "Gutsbesitzer und Ackerwirth zu Merkenich ein Grundstück zu einem neuen Kirchhofe für Merkenich" (Nachricht im Historischen Archiv der Stadt Köln) geschenkt. Wenngleich vom Kirchhof gesprochen wird, handelt es sich um den bis heute genutzten Kommunalfriedhof an der Jungbluthstraße. Interessant ist, dass dennoch von einem Kirchhof gesprochen wird.

Der Friedhof stellt sich als eine regelmäßig gegliederte Anlage dar, die mit ihrer originalen Einfriedung an der Jungbluthstraße die alte Breite des Friedhofs angibt. Er dürfte um 1870 erstmalig belegt worden sein. Er öffnet sich in rechtwinklig geordneter Form von der Jungbluthstraße aus mit einem Hauptkreuz zur Grabstätte der Priester in nordsüdlicher Richtung. Ursprünglich umfasste er lediglich die Flure 1 bis 6 sowie 8. In den 1960er Jahren kamen dann die Flure 7 sowie 9 bis 11 hinzu.

Künstlerisch sehr auffällig die Grabstätte Odendahl

Direkt im Zugangsbereich, linker Hand in Richtung Hochkreuz, ist die wiederverwendete Grabstätte Amelin fassbar. Zwei Hände sind sich abschiedlich zugewandt (circa 1910).

Zwei Grabstätten weiter in nordwestlicher Richtung fällt die künstlerisch sehr fein gestaltete Grabstätte Odendahl (ehemals Friedrich Fröhling, 1908) auf. Gefertigt wurde sie aus Carrara Marmor. Der kniend, flehende Christus ist mit gefalteten Händen dargeboten, die er auf einen Steinblock stützt. Zu Füßen des Steinblocks ist ein Dornenbusch erkennbar, der den dornigen Weg des Kreuzes sinnbildet. Auf dem Wandgrab sind die Worte Jesu lesbar: "Vater nicht mein Wille sondern dein Wille geschehe" (im Anklang zu Math. 26, 42: "Mein Vater, wenn dieser Kelch an mir nicht vorübergehen kann, ohne dass ich ihn trinke, geschehe dein Wille").

Von oben herab erscheint ein Engel, der Christus tröstend einen Kelch reicht. Hiermit wird deutlich, dass auch Christus Angst vor dem bevor stehenden Tod hatte, sich aber dem Vatergott anvertraute. Hinter der ringenden Christusgestalt ist der Garten Gethsemane mit einem Baum in verkürzter Form sichtbar gemacht. Das vor ihm liegende Ende in Jerusalem ist durch eine gestufte Architektur angedeutet.

Zwei Grabstätten weiter lässt sich ein feines Grab der Reformkunst finden: Grabstätte Hamacher-Wilms (circa 1920, Muschelkalk). Die seitlichen Teile werden durch Stufen gebildet, die zum Mittelteil führen, das aus rechteckigen Blöcken zusammengefügt ist. Das Hauptrelief zeigt Maria, die mit weit geöffneten Armen ausdrucksvoll den toten, daniederliegenden Christus beklagt. Das Grab ist mit einem Kreuz überfangen, das auf der Weltkugel steht.

Eine Grabgestaltung der 1920er Jahre

Auf der rechten Seite vom Eingang liegt die Grabstätte Dick (Erstbestattung 1933, Diabas), als rechteckiger Block gearbeitet, der von außen nach innen stufig aufbaut und bezeichnend für Grabgestaltungen der 1920er Jahre zu nennen ist. Der mittlere Weg führt an Grabstätten der früheren Zeit entlang.

Als Grabdenkmal geschützt ist hier die Grabstätte der Familie Wahlen (circa 1910) aus belgischem Granit. Das Wandgrab führt in der Mitte ein Kreuz. Dieses wird gebildet von einem Quadrat, das auf die Spitze gestellt ist und die jeweiligen Enden wiederum mit Quadraten markiert.

Die Grabstätte Freyaldenhoven (Basalt, Jahrhundertwende 19. zum 20. Jahrhundert entstanden) zeigt eine freistehende Kreuzstele. Ebenso mit einer freistehenden Grabstele ist die Grabanlage Christine Pilgram, geborene Linnartz (verstorben 1905) ausgeführt. Sie ist in Granit gefertigt und ruht auf Kunststein.

Der Weg führt auf die "Ruhestätte der Familie Derichs und Dünnwald" zu (signiert mit Friedrich Dreesen aus Köln). Eine aus Stein gefügte Kreuzstele erinnert an die für Merkenich wichtige Familie (Grundstück für Friedhof, siehe oben). Es atmet den Geist neogotischer Arbeiten. Vom Sockel aufsteigend erwächst ein mittlerer Giebel, auf dessen Spitze Christus als der im Moment der Vollendung betroffene wiedergegeben ist.

Gedenkstätte der ehemaligen katholischen Priester

Links wird mit der Priestergrabstätte an die ehemaligen katholischen Geistlichen von Merkenich gedacht. Das aus Sandstein gearbeitete Hochkreuz ist signiert mit Nikolaus Nellen, Mülheim am Rhein. Das auf Sockel erwachsende Grab zeigt im mittleren Frontispiz einen priesterlichen Kelch, der mit Stola hinterfangen ist. In dem Grab liegen die Priester Wilhelm Schmitz (1800 bis 1878), Carl Kausemann (1841 bis 1914), Johann Brungs (1877 bis 1942) und Eligius Kastenholz (1911 bis 1973).

Die hier in der Nähe gesetzten Grabkreuze aus Grauwacke gemahnen an die Kriegsopfer. In Flur 1 sind weiterhin die alten Grabstätten der Familien Theisen (circa 1937, Belgischer Granit), Wahle (circa 1910, Belgischer Granit) sowie Hamacher-Wilms (Muschelkalk, circa 1920) aus der Vorkriegszeit gelegen.

Auf dem kleinen Hauptweg sollte auch die Grabstätte der Caecilia Schenkel beachtet werden. Hier ziert das Christusmonogramm "IHS" eine Kreuzstele um 1900 (wiederverwendet). Es ist keine Trauergäste fassende Trauerhalle vorhanden.